Ich bin dann ´mal da

oder - frei nach Goethe -

„Nur wo man hingelaufen ist, ist man auch wirklich da gewesen!“

Mittwoch, 29. Januar 2014

Sportlerehrung

"Sportlerehrung"

Anläßlich der "Sportlerehrung" beim Neujahrsempfang der Gemeinde Lautertal
am 26. Januar 2014 erhielt ich u.a. unten stehende Urkunde.
Der Bergsträßer Anzeiger berichtete am 27.01.2014 darüber unter der Überschrift:

LEICHTATHLETEN  UND  EIN  PILGER

                                                             Foto: F. Krichbaum





Freitag, 24. Januar 2014

Ans Aufgeben hat er nie gedacht



Im NACHRICHTENPORTAL RHEIN-NECKAR
berichtet Eric Horn


Ans Aufgeben hat er nie gedacht

Der Lautertaler Dr. Joachim Bartl blickt auf seine Wanderung zurück, die ihn im vergangenen Jahr in 231 Tagen über 5400 Kilometer von Beedenkirchen nach Santiago de Compostela und wieder nach Hause geführt hat.
"Da muss ich jetzt weiter ausholen", sagt Dr. Joachim Bartl und zieht mit beiden Händen das rechte angewinkelte Bein näher an den Körper, um sich möglichst gemütlich einzurichten auf dem heimischen Sofa. Also, warum hat er das gemacht: 5400 Kilometer in 231 Tagen zu Fuß von seinem Haus in Beedenkirchen entlang des Jakobswegs über Santiago de Compostela bis ans Kap Finisterre an der spanischen Atlantikküste und zurück?
"Wir", beginnt Bartl seine Ausführungen, "sind immer schon viel gereist." Mit dem eigenen Reisemobil - das aktuelle Gefährt steht vor dem Haus unterm Carport - unternahm die fünfköpfige Familie ausgiebige Entdeckungstouren durch ganz Europa. Portugal war dabei eines der bevorzugten Ziele. Auf dem Weg in den Westen der Iberischen Halbinsel sei die Zeit oft zu knapp bemessen gewesen, um sich den vielen auf der Strecke liegenden landschaftlichen, architektonischen oder historischen Sehenswürdigkeiten so intensiv zu widmen, wie man es gerne getan hätte. Stets habe man sich vorgenommen dieses oder jenes Städtchen, diese oder jene Landschaft, dieses oder jenes Bauwerk irgendwann noch einmal zu besuchen.
Gesagt, geträumt und vergessen - wie so manche Pläne im Verlaufe eines Lebens? Eben nicht. Joachim Bartl hat es getan, er ist zurückgekehrt an die Durchgangsstationen früherer Urlaubstrips. Im kalten Vorfrühling des vergangenen Jahres machte er sich auf den Weg. "Es war der perfekte Zeitpunkt." Ende 2012 verabschiedete sich der promovierte Naturwissenschaftler (Chemie und Biologie), der für ein Energieunternehmen tätig war, in den Ruhestand. Ein für eine derartige Expedition nicht unwesentlicher Faktor war nunmehr vorhanden: Zeit. Über die gleichfalls unabdingbare Voraussetzung der körperlichen Fitness verfügt der 59-Jährige und startete sein kulturell-historisches Wanderprojekt.

Nur, warum das Ganze per pedes mit 14 Kilogramm Ausrüstung (inklusive Smartphone und elektronischem Lesegerät) auf dem Rücken, wenn der Reisebus doch vor der Tür steht? Zum einen ist Joachim Bartl nach drei Knieoperationen und dem ärztlichen Ratschlag, sich mehr zu bewegen, seit längerem begeisterter (Fern-)Wanderer. Zum anderen findet man beim Wandern ein seltenes Gut: Einsamkeit. Einsamkeit, die Bartl zwecks "Entschleunigung" nach dem Berufsleben suchte. Einsamkeit, die aber auch die Gestaltung jedes einzelnen Wandertages nach eigener Façon gestattete. "Ich wollte stehenbleiben, wenn es mir gefiel, eine Aussicht genießen, wann und so lange ich es wollte."

Religiöse Aspekte haben für Joachim Bartl für die Exkursion auf dem Jakobsweg keine Rolle gespielt. Weder erhoffte sich der Lautertaler eine, wie auch immer geartete, Erleuchtung, noch war er auf Erkenntnissuche oder Krisenbewältigungstour. "Mir geht es gut. Ich habe und hatte keine Nöte, Probleme oder Sorgen."

Entsprechend frei, unbelastet und mit aller Zeit der Welt ausgestattet, wandte sich Bartl dem eigentlichen Sinn seines Trips zu: Markpunkte der jüngeren und älteren Geschichte Europas entdecken und auf sich wirken lassen. Im Elsass sah er beispielsweise Wasserstandsanzeiger mit abwechselnd deutschen / französischen Schriftbezeichnungen, erzählt er und präsentiert das Beweisfoto. Eines von mehr als 8000 Bildern, die von der langen Wanderschaft zeugen.

Der Jakobsweg ist ein Kaleidoskop europäischer Geschichte: sakrale Bauten als Zeichen der Christianisierung des südlichen Kontinents, von römischen Legionen angelegte und begangene Straßen, viele Hinweistafeln, die dem mehrsprachigen Wandersmann Bartl, der unter anderem des Französischen, Spanischen und Portugiesischen mächtig ist, über historischen Figuren und Ereignissen informierte. Für den Geschichtsliebhaber waren diese Begegnungen mit der Vergangenheit "erhabene Momente", die er "ehrfürchtig" und "schweigsam" genoss.

Natürlich könnte Joachim Bartl, der während seiner Tour bei allen Anstrengungen "nicht ein einziges Mal" daran dachte, aufzugeben, ein Buch schreiben über seine Erlebnisse auf dem Jakobsweg. "Mache ich nicht." Dafür sind einige Vorträge in der Region vorgesehen, in denen, neben den historischen Betrachtungen, Raum ist für die vielen kleinen Geschichten.
Für seine erste Etappe etwa, die ihn am Fastnachtssonntag 2013 von Beedenkirchen nach Heppenheim (circa 15 Kilometer) mitten rein in den närrischen Umzug führte und ihm prompt ein Lob einbrachte für die originelle Pilger-Verkleidung mit der charakteristischen Muschel am Revers.
Er kann berichten vom unangenehmen Ringen um Schlafplatz und Kochtöpfe in den Massenunterkünften, von einem Sturz aus der oberen Etage eines Stockbetts, von den unschönen Begleiterscheinungen, die der Massenandrang auf dem Jakobsweg mit sich bringt oder von den wenig erfreulichen Folgen, die der Genuss eines schalen Bieres auslöst. Und Joachim Bartl kann erzählen von beeindruckenden Begegnungen mit Gleichgesinnten, die wie er mit Respekt und Demut ihres Weges gingen, vom Teilen spärlicher und üppiger Mahlzeiten oder einer Flasche Rotwein und befruchtenden Gesprächen dazu. "So stellt man sich das vor auf einem Pilgerweg."

Oder er kann die ihn tief bewegende Ankunft am Kap Finisterre, dem 60 Kilometer westlich von Santiago de Compostela gelegenen Ende der Erde/Welt (lateinisch: finis terrae), schildern. Was hat er, am Ziel angekommen, als Erstes gemacht? Antwort: Schuhe und Socken ausgezogen, sich auf einen Felsen gesetzt, aufs Meer geblickt und die eine oder andere Träne verdrückt.

Hat der lange Marsch auf dem Jakobsweg den Menschen Joachim Bartl verändert? "Nein", lacht er, "ich bin noch immer derselbe." Allerdings hat die Reise seine Sicht auf gewisse Dinge beeinflusst. Auf seinem Weg durch Nordspanien traf er auf Auswirkungen der Wirtschaftskrise: leerstehende Immobilien, nahezu entvölkerte Dörfer. Eindrücke, die Bartl beschäftigten. "Da wird einem bewusst, wie gut es uns hier in Deutschland mit den Errungenschaften des Sozialstaates geht." Verfestigt hat sich zudem seine Wertschätzung für ein Europa ohne Grenzen, das einem Wanderer eine Reise durch mehrere Staaten ohne eine einzige (Grenz-)Kontrolle erlaubt. "Ich bin mehr denn je überzeugter Europäer."

Und es gibt noch etwas, was nach der Rückkehr irgendwie anders war: der Bartl'sche Garten. Der musste mehrere Monate ohne seinen Gärtner auskommen und erstmal auf Vordermann gebracht werden. "Das war eine Menge Arbeit."

© Bergsträßer Anzeiger, Freitag, 24.01.2014

Quelle:  https://www.morgenweb.de/region/bergstrasser-anzeiger/ba-freizeit/ans-aufgeben-hat-er-nie-gedacht-1.1373708?Page=1

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