Ich bin dann ´mal da

oder - frei nach Goethe -

„Nur wo man hingelaufen ist, ist man auch wirklich da gewesen!“

Sonntag, 31. März 2013

Tag 50 - 31.03.2013

Eigentlich duerfte hier gar nichts stehen, denn ich war nicht nur sprachlos, sondern freute mich, staunte und bewunderte, was der ganze heutige Tag mir schenkte.
Und dabei fing der Tag gar nicht so freundlich an. Wegen der Zeitumstellung  (Beginn der Sommerzeit) fehlte nicht nur eine Stunde Schlaf, sondern es hatte in der sehr kalten Nacht auch noch geschneit. Wie mit Puderzucker ueberstreut sah nun alles aus. Zudem floss hie und da mehr Wasser, so dass einige Passagen nicht auf dem Weg, sondern daneben (über Stacheldrahtzaun und wieder zurück) oder gleich auf einem anderen Weg zum Ziel fuehrten.
Tannenbaeume bzw. Kiefern verschwanden; offenes, flaches Weideland tat sich vor mir auf mit anfänglich vereinzelten, dann vielen großen und kleinen Granitsteinen. Sie verteilten sich in den Wiesen und säumten die Wege. Und noch etwas tat sich auf: die Wolkendecke. Sonne pur den weiteren Tag, wenig Wind und - eine phanthastische Fernsicht. Aber erst einmal zur Nahsicht: da der Schnee in der Nacht nur von einer Seite die Natur "zugepudert" hatte, war die Sicht auf jeden Baum, jeden Strauch, Stein, ... je nach Blickwinkle und Sonnenstand ein Postkartenmotiv fuer sich. Ich muss gestehen: heute habe ich etwas mehr fotografiert als sonst.
Diese Eindruecke liessen vergessen, dass es dennoch immer leicht wellig bergwaerts fuehrte. Kurz vor Montgros passierte ich eine Bruecke aus der Roemerzeit, ehe ich mit 1200m den bisher hoechsten Punkt dieser Tagesetappe erreichte.
Nasbinals lag dann wieder etwas tiefer. (Oster-) Sonntag nachmittag, ausser den Resaurantes hatte alles geschlossen; allerdings war die aus dem XI. Jahrhundert stammende Kirche 'Notre Dame de la Carce' offen.
Die Fernsicht bei strahlend blauem Himmel auf die schneebedeckten Berge von Aubrac verfehlten Ihren Reiz nicht. Also weiter! Das hieß aber auch weiter aufsteigen auf 1370m, im Schnee. Gut einen Kilometer vor dem 1120 erbauten und später erheblich erweiterten ehemaligen Pilgerhospiz dann der erste Blick auf das verbliebene Anwesen.
Wie müssen sich früher die "Fußreisenden" gefreut haben, die Berge bewältigt bzw. nun hinter sich lassen zu können. Ich empfand es für mich zumindest so. Leider waren Kirche und 'Tour des Anglais' (XIV.) in dieser Saison noch nicht geöffnet; dafür hatte ich einen Blick nach Südwest in flachere Regionen und weites Land - meine nächsten Etappen.

Samstag, 30. März 2013

Tag 49 - 30.03.2013

Vom heutigen Tag wäre schnell berichtet, hätte es nicht gestern Nachmittag schon angefangen zu regnen. Es regnete ohne Unterlass die ganze Nacht und noch bis spät in den Vormittag, dann wechselten sich Schauer mit Nieselregen ab. Erst am Nachmittag kamen dann noch ein paar Sonnenstrahlen dazu.
Über Chabanes-Planes stieg ich permanent auf der Landstraß nach Les Estrets auf, da der offizielle Weg teilweise "sehr feucht“ und rutschig war. Die Landschaft änderte sich nicht. Zwischen gepflegten Feldern Ginster sowie mit Flechten bewachsene Kiefern - und Moos, überall Moos. Was hätte man hier für Ostereier-Nester bauen können!










In „Les Estrets“ gab es ab 1266 eine Niederlassung vom „L’Ordre de Saint Jean de Jérusalem“, später „die Ritter von Malta“. Die renovierte Kirche stammt noch aus dieser Zeit. Nach dem Ort wurde der Weg wieder flacher, doch dafür gab es an manchen Stellen Wasser ohne Ende. Der Regen hatte alle Pfützen und Senken gefüllt; stellenweise war auch das Folgen der ausgeschilderten Wege nicht möglich! Und, zu dem Wasser von unten kam immer wieder das von oben dazu!

In das kleine Städtchen Aumont-Aubrac ging es wieder leicht abwärts. Die schlicht gehaltene Kirche ziert über dem Eingangsportal eine überdimensionierte Jakobsmuschel.



Ehe ich die nächste alte Ansiedlung „La Chaze-de-Peyre“ erreichte, betrat ich die Region Languedoc-Roussillon. In diesem Ort, dessen Kirche leider verschlossen war, ist das Wohnhaus (ehem. Pfarrhaus) direkt an die Kirche angebaut.


Kurz vor dem Etappenende in Lasbros kam ich noch an der kleinen Kapelle de Bastide aus dem Jahr 1525 vorbei (siehe Bild rechts). 


Die letzten Spuren eines Regenbogens verschwinden .
Es fängt wieder an "steiniger" zu werden.






Kurz vor Lasbros
Soll das Schild MUT machen?





Freitag, 29. März 2013

Tag 48 - 29.03.2013

Heute, am Karfreitag, einmal eine kurze Etappe von 11 km, dennoch beeindruckend.















Das Wetter war mehr als wechselhaft; die tief hängenden Wolken wurden von dem kalten Wind schnell weiter getrieben. Ab und zu fielen dicke Regentropfen  und die Wege waren "nass". Überall gurgelte und plätscherte es. Ein Laufen nach Kompass hätte in dieser Region sein Ende im Moor gefunden! Nur selten war der Untergrund felsig bzw. fest. Meist war er matschig und sog sogar an manchen Stellen die Wanderschuhe in die Tiefe und wollte sie festhalten. Zum Glück führte der Weg fast nur bergab – aber da wollte auch das Wasser hin, und so fragte ich mich manchmal: „Läufst Du noch auf einem ≪Fernwanderweg≫ oder schon in einem Bachbett“?


Besonders schön anzuschauen: die oft gänzlich mit Flechten umhüllten Äste der Bäume in weiß-schwarz oder auch schmutzig, dennoch leuchtendem Gelb.
Ich verließ das Département Haute-Loire und betrat das der Lozère. Ein erster Blick auf das heutige Etappenziel Saint-Alban-sur-Limagnole zeigte, dass alle Dächer grau in grau eingedeckt waren; nicht nur mit Schiefer, sondern auch Dachziegel waren so eingefärbt.

Vorbei ging es an dem mittelalterlich geprägten Château.
Eine „alte Anlaufstelle für Pilger“ – für immer geschlossen.
– Es gibt aber weitere in diesem Ort.


Noch einen kurzen Blick auf und in die beheizte Kirche (Kapelle aus dem XI. Jahrhundert) mit dem typischen Glockenturm für diese Region (Madeleine), anschließend mit ein paar Lebensmittel eingedeckt  - hier wird heute ganz normal gearbeitet! - und dann das Vorhaben, den Tag geruhsam ausklingen zu lassen.

Donnerstag, 28. März 2013

Tag 47 - 28.03.2013

Wolken zogen auf und es war - im Gegensatz zu gestern - wieder kalt und windig. Auf der hügeligen Hochebene passierte ich nach gut 1 1/2 Stunden "La Clauze" mit einem auf einem grossen Granitblock gebauten Turm aus dem 12. Jahrhundert. Das dazu gehörige Castle in den vielen Wirren leider aufgegeben, verschwunden.
Auf und ab ging es heute auch wieder, durch offene Wiesenlandschaften; die Wege oft gesäumt mit Granitsteinen. Dann folgten bewaldete Abschnitte. Allen gemeinsam war: sie waren sehr nass. Nicht nur, daß viele Wiesen mit Entwässerungsgräben durchzogen waren, sondern an manchen Stellen gab es sogar noch Schneereste.
Im Fruehjahr, wenn es sicherlich auch hier wesentlich wärmer ist und das Leben "erblüht", hat diese Region bestimmt einen ganz anderen Reiz als derzeit.

Ab Chazeaux bin ich der neu ausgeschilderten (und auch etwas kürzeren) Wegführung gefolgt, unter Umgehung der ehemaligen Templer-Domaine. Diese "Le Sauvage" wurde 1198 errichtet und bietet auch  heute noch Pilgern eine Unterkunft an.
Mein Weg führte mich direkt zur Kapelle "Saint Roch"
- oder: "Col de l`homme mort" auf immer noch 1290m.
Kapelle "Saint Roch"

Und für alle, die nicht wissen, in welcher Region ich derzeit bin ...

Mittwoch, 27. März 2013

Tag 46 - 27.03.2013

Atemberaubend

Ja, so war der Tag heute! Während in den Tallagen noch der Nebel waberte, schien in meinem Startort `Saint Privat´ bereits die Sonne. Leicht, aber ständig ansteigend erreichte ich bald Rochegude, die Kapelle „Saint Jaques“ (rechts im Bild) aus den Anfängen des Pilgertums um 1225. Vom Castrum de Rocha Aguda ist  noch der verfallene Turm übrig geblieben. Dennoch hat man heute wie früher von hier einen einzigartigen Blick in das Tal des Flusses Allier, die Straße nach Gévaudan und alle rundum liegenden Bergketten. Danach ging es rasant aber beschwerlich zwischen Kiefern und großen Granitblöcken hindurch steil bergab. Kurz vor Monistrol konnte ich wieder kleinere und größere Hänge mit sichtbaren, verschiedenen Basaltformationen (orgues basaltiques) bestaunen.  

Ab  Monistrol galt es, innerhalb von 4 km einen Höhenunterschied von mehr als 600 m zu bewältigen. (hoch! - Atem raubend!) Ich passierte die `Chapelle de la Madeleine´, die im 17. Jahrh. unter einen natürlichen, überhängenden Felsvorsprung gebaut wurde.
In Schlangenlinien führte der Weg zum Plateau de Gévaudan (> 1000 m), dass wieder landwirtschaftlich geprägt ist. Auf den „Höhen der Margeride“ soll zwischen 1764 -1767 ein BIEST die Gegend terrorisiert und 22 Frauen und Kinder auf dem Gewissen haben. Kurz vor dem heutigen Etappenende in Saugues ist dieses Ungetüm als Holzstatue dargestellt.
In der Stadt holte ich mir im Pfarrhaus, zwischen der Kirche St. Médad und dem Turm „des Anglais“ gelegen den Pilgerstempel. Kurios und sicherlich einmalig: in einem großen, bunten Kirchenfenster ist ein Jesuit zusehen, der, in dieser Stadt 1613 geboren, durch einem Huronen in Kriegsbemalung am St. Lorenzstrom (Kanada) den Märtyrertod stirbt. Das Museum „de la Bête du Gévaudan“, zu dem auf allen Wegen große weiße Bête-Fußspuren führen, hatte leider geschlossen.

Atemberaubende Fernblicke und Eindrücke heute bei einem super Wanderwetter, aber mit kummulierten 1250 m Anstieg und 780 m Abstieg auch mehr als leicht Atem raubend.



Dienstag, 26. März 2013

Tag 45 - 26.03.2013

Ausgang der Kathedrale in Le Puy en Velay
Heute morgen war es wieder soweit;
in der Kathedrale in Le Puy en Velay stehend, in Gedanken den weiteren Weg vor Augen; - noch einmal tief Luft geholt und dann die 134 Stufen wieder hinab, die so viele schon vor mir Richtung Santiago genommen hatten.
Der Weg führte rasch aus der Stadt, gewann aber ebenso schnell  an Höhe. Während es in der Nacht geregnet hatte, schien heute morgen hinter einem Dunstschleier die Sonne; aber es war kalt, so kalt, dass wieder die komplette Winterausrüstung zum Einsatz kam. Zusätzlich wehte noch ein strenger, eisiger Wind.
In St. Christophe sur Dolaison gefiel mir die aus dem 12. Jahrhundert bestehende Kirche, gebaut aus dunkel braunem und rötlichem Vulkangestein.
Weiter ging es durch offenes, teilweise landwirtschaftlich genutztes  Land mit einigen ganz kleinen Anwesen.
In Ramourouscle steht ein Wegkreuz aus dem Jahr 1674, daneben eine ebenso alte, noch mit Wappen und Jahreszahl versehene Hofeinfriedung.

Kapelle St. Roch aus dem 10. Jahrh. kurz vor Montbonnet
Bei der Kapelle St. Roch legte ich eine kleine Pause ein. Hier traf ich auch das erste Mal Pilger: zwei Frauen, die am Morgen in Le Puy gestartet waren.

In Montbonnet hatte - wie nicht anders erwartet, aber dennoch erhofft -  die Bar "Saint Jaques" geschlossen, so dass der letzte Anstieg heute auf 1160 m aus eigenen Bordmitteln bestritten werden musste.

Ab Le Cher ging es steil nach unten nach Saint Privat d'Allier - direkt in die Bar "Le Acrobat", ehe pünktlich und am vereinbarten Platz das "Rollende Hotel" mich aufnahm.
Heute:  kummulierte 940 m Anstieg, 450 Abstieg - 24 km




















Montag, 25. März 2013

Tag 44 - 25.03.2013

Ruhetag

Seit langer Zeit bin ich heute wieder Auto gefahren. Allerdings nicht weiter Richtung süd-west, sondern ich besichtigte mit Bärbel einiges, was ich vorgestern schon gesehen und für interessant empfunden bzw. selbst nicht angelaufen habe.
So z. B, das Château de la Rochelambert.


Sonntag, 24. März 2013

Tag 43 - 24.03.2013

Sonntag  -  Ruhetag in Le Puy en Velay



Stationen bis Le Puy en Velay

LE PUY EN VELAY  -  25  /  993 km
Polignac
Bilhac
Nolhac
St. Paulien
St. Geneys
BELLEVUE-LA-MONTAGNE - 35 / 968 km
Chomelix
Pontempeyrat
Jouanzecq
Usson-en-Forez (920m)
Montarcher (1140m)
LA-CHAPELLE-EN-LAFAYE  (1074 m)  -  24 /  933 km
Cherblanc (1184 m)
St-Jean-Soleymieux (745m)
Margerie-Chantagret (645m)
Montsupt (577 m)
St. Georges  (454 m)
MONTBRISON (389m) - 38  /  909 km
Champdieu
Chalain-d`Uzore
Montverdun
St. Agathe
Arthun
Bussy-Albieux
ST. GERMAIN-LAVAL  -  36  /  871 km
Amions
Dance
La Sablonniere
Changy
Le Coteau
ROANNE  -  16  /  835 km
BRIENNON  -  17  /  819 km
Pouilly-sous-Charlieux
St. Nizier
Charlieux
Chandon
MARS  - 25  /  802 km
Cuinzier
Croix Rouge
Le Cergne
Col de la Buche
Croix Bleue
Col de Escorbans (825 m)
Le Suchet
POULE-LES-ECHARMEAUX  -  20 / 782 km
Chenelette
Col de Crie
Chateau du Bois
OUROUX  - 13  /  762 km
St. Mamert
Germolles
TRAMAYES  -  19  /  749 km
GR 76
Ste. Cecile
CLUNY - 13  /  730 km
TAIZE  -  20  /  717 km
Ameugny
Cormatin
Cortemblin
Malay
St. Genoux
Etivau
CHAUMOIS  28  /  697 km
St. Boil
Buxy
Givry
Mellecey
MERCUREY  -  30  /  669
Rully
Chagny
Puligny
Meursault
Volnay
Pommard
BEAUNE  -  27  /  639 km
Ladoix-Serrigny
Comblanchien
Nuits-St-Georges
Vosne-Romanee
VOUGEOT  -  24 km  /  612 km
Morey-St-Denis
Fixey
Couchey
Marsannay-la-Cote
Chenove
Dijon  -  40  /  588 km
Bellefond
Norges le Bas
Via Romaine
Gemeaux
Marcille-sur-Tille
Crecey-sur-Tille
SELONGEY -  38  /  548 km
Courcelles
Baissey
Orcevaux
Brennes
LANGRES  -  28  /  510 km
Pont du Marne
Changey
Reservoir de Charmes
Chauffour
MONTIGNY-LE-ROY  -  27  /  482 km
Noyers
Clefmont
Huilliecourt
ST. THIEBAULT  -  24  /  455 km
Harreville-Les-Chanteur
Bazoilles sur Meuse
Neufchateau - 31  /  432 km
Soulosse
St. Elophe
ehem. Roemerstrasse Lyon-Trier
ALLAIN - 31  /  400 km
Thuilley-aux-Groseille
Champate
Sexey-au-Forges
Maron
Clairlieu
NANCY  -  32  /  369 km
Frouard
Pompey
Marbache
Belleville
Dieulouard
PONT A MOUSSON  -  33  /  337
Vandieres
Arnaville
Noveant-sur-Moselle
Ars-sur-Moselle
METZ  -  39 / 304 km
Colligny
Fouligny
St. AVOLD  - 23 /  265 km
Ebersviller
Macheren
Guenviller
Bening
COCHEREN - 22 / 242 km
Folkling
Lixing
Grossbliederstroff (ab jetzt F)
Kleinbliedersdorff
RILCHINGEN - 31 / 220 km (D)
Sarreguemines
Frauenburg (F)
Reinheim
Walsheim
ALTHEIM - 31
Hornbach
Mauschbach
Nünschweiler
Petersberg
RODALBEN - 24 / 158 km gesamt
Clausen
Schwarzbach - Tal
Johanniskreuz
SCHWARZBACH - 15
Speyerbrunn
Speyerbach - Tal
Elmstein
HARZOFEN - 22
Esthal
Lambrecht
NEUSTADT - 33
Mußbach
Meckenheim
Mutterstadt
Maudach
MANNHEIM - 26
Edigheim
Mörsch
WORMS - 23
Bürstadt
Lorsch
HEPPENHEIM - 15
Hammbach
Reichenbach
O km

Samstag, 23. März 2013

Tag 42 - 23.03.2013

So angenehm warm wie es gestern war, so unangenehm kuehl war es heute. Hätte fast schon wieder meine Handschuhe gebraucht. Aber: es blieb trotz Wind und dunkler Wolken  trocken.
Heute hatte ich nur eines vor: natürlich in Le Puy ankommen. Ein mir gestecktes Zwischenziel. Doch das war es nicht, obwohl der Weg wieder jede Menge Interessantes für mich bereit hielt. Sondern: ich wollte heute wieder meine Frau Baerbel treffen, die mich für gut eine Woche besuchen kommt.
So startete ich den Tag nicht ganz so spät, denn erst nach etwa 12 km galt es in St. Paulien Rast einzulegen und u.a. die alte Kirche mit ihrem enormen Deckengewölbe zu besichtigen.
Einsam zog sich der Weg danach durch die Landschaft, bis sich plötzlich der Blick auftat auf Polignac mit seiner mächtigen Burg. Die Kirche, die unterhalb der Burg liegt, erinnerte mich hinsichtlich ihrer inneren Bauweise sehr stark an die Kathedrale von Santiago; nur wesentlich kleiner. Ich war ihr einziger Besucher, so dass ich in aller Stille den Bauherren, den Konstrukteuren und Steinmetze gedenken konnte. Mächtig trutzt auch heute noch die Burg auf dem Felsen, und in welch einer Dimension.
Der Weg führte wieder ins Tal, ehe ich nach einem kurzen und heftigen Anstieg die letzte Höhe vor Le Puy en Verlay erreichte. Von hier hatte ich einen ersten Blick auf die Stadt, auf die Madonnenfigur und auf die Kathedrale.
Da diese Stadt für mich nicht unbekannt, führte mich der direkte Weg zur Kathedrale. Was für mich jedoch neu war: ich hatte um die späte Mittasgszeit diese Kathedrale fuer mich ganz alleine!!!
Danach unternahm ich noch einen ausgiebigen Stadtbummel und traf (wer sie kennt, ahnt es) Baerbel später als vereinbart; aber nach 800 km unabwägbaren Straßenverkehrs, - entschuldigt!
Das erste Mal, dass ich mir wegen einer Unterkunft keine Sorgen mehr machen muss; Baerbel kam mit dem Wohnmobil, so dass dieses fuer die nächste Zeit mein /unser "rollendes Hotel" ist.


Der Anstieg zur Kathedrale von Le Puy en Velay
Le Rocher d'Aiguilhe
Kapelle St. Michael (X. Jahrh.)

Freitag, 22. März 2013

Tag 41 - 22.03.2013

Es kraehte kein Hahn, es bellte kein Hund, dafür weckten mich die Kirchenglocken um 7 Uhr. Etwa eine Stunde später wagte ich den Anstieg nach Montarcher. Es war leider noch etwas diesig, so dass ich den 'Mont Blanc' in den Alpen nicht sehen konnte (wie man mir gestern mehrfach versicherte). Dennoch war die Rundumsicht einfach grandios. Weiter ging es durch Tannenwälder, in denen wieder kleinere und größere Granitsteine lagen und fast ganz mit Moos bedeckt waren. Zwischendurch auch immer wieder Areale mit Heidelbeeren.
Und dann war es soweit; ich ging auf der alten gallo-römischen Handelstraße (via bolena) eine Verbindungsroute 'Lyon-Aquitanien' suedwest-wärts.
Streckenweise parallel bzw. auch identisch verläuft der 'Caesaren-Weg', eine roemische "Schnellstrasse" gleicher Richtungen.
Ziemlich zugewachsen mit Ginster und auch sonst nicht gepflegt (umgefallene Bäume ueber dem Weg, tief ausgewaschene Rillen, ...), aber: beschildert!
Ich erreichte Usson-en-Forez. Da ich die beiden letzten Tage meine Essensvorraete nahezu aufgebraucht hatte, wollte ich diese im 'Intermarche' wieder ergänzen. Und: ich kam gerade dazu, als man leeren Regale auf einen Kleinlaster heraus trug. «fermé definitivément» stand handgeschrieben auf einem kleinen Zettel an der Tür.
Zum Glück gab es noch einen Bäcker, der auch Wasser und Erfrischungsgetränke verkaufte. Mit Pilgerstempel versehen und nicht mehr hungrig (für den Moment) zog ich weiter.
In Jouanzecq hätte es eine teure Uebernachtungsmoeglichkeit gegeben, sonst nichts - also gut 1 km weiter nach Pontempeyrat. Im dortigen Restaurant waren die Stühle hoch gestellt; hätte so gerne wieder 'mal 'was Flüssiges "gegessen".
Nun durchquerte ich landwirtschaftlich genutztes, welliges Land und einige kleine Ansiedlungen. Hätte nicht ab und zu einmal ein Hund angeschlagen, ich hätte meinen können - verlassen; so trostlos sah es oft aus.
Mit meiner letzten Notration (Wurst, Käse und Müsliriegel) hielt ich mich über Wasser. Letzteres neigte sich auch dem Ende, da es heute Mittag richtig frühlingshaft warm war. (Noch nie war mein Rucksack so leicht wie heute).
Nach 30 km erreichte ich Chomelix, doch nix war es mit der sehnlichst ersehnten Unterkunft. Das 'Gasthaus'  - 'ne bessere Bar - öffnet erst ab April seine Übernachtungsmöglichkeiten (da muss man nicht mehr heizen) - dafür bekam ich zumindest etwas zu trinken! Auch das 'Centre Multi-Activites' mit 85 Betten etwa 1 km weiter: ZU! "Vielleicht öffnen wir im Sommer, wenn Sie jetzt schon vorbestellen wollen?"   :-[
Zum Glück war ich mittlerweile so spät, dass der Bäckerladen gerade wieder öffnete. Halbwegs gestärkt machte ich mich schweren Trittes -fast 5 km noch- auf nach Bellevue-la-Montagne zum 'Hotel des Voyageurs'.
Auf schmalem Pfad der Sonne entgegen

Donnerstag, 21. März 2013

Tag 40 - 21.03.2013

Ruhetag
In der Nacht hatte es etwas geschneit, doch die Sonne liess das Weiss schnell schmelzen. Da ich nun einmal hier bin, warum davon eilen; bei einer super Terasse, einer schoenen Aussicht, Sonnenschein und absoluter Ruhe; unterbrochen nur durch das Glockengelaeut.  Mein Koerper freute sich auch, dass nach den letzten drei Etappen wieder einmal "Schongang" angesagt war.
Zum Anschauen direkt gab es nicht viel, aber fuer mich galt, die Spuren zu entdecken. So gab es hier um 1900 einen Granitsteinbruch. Die Steine wurden u.a. in Marseille fuer den Strassenbau verwendet. Auch hatte dieser Ort einmal ein Hotel und fuenf Cafes - und was ist geblieben?
Das Bild zeigt die Gite neben der Kirche (beide Haeuser). Auf der Wiese des jetzigen Spielplatzes hielt der Pfarrer frueher Ziegen und Schafe.

Mittwoch, 20. März 2013

Tag 39 - 20.03.2013

Der Koerper bedurfte zwar der Ruhe, nicht so der Geist und so las ich gestern Abend noch lange in einem Buch aus der Region des FOREZ.
Es graupelte am Morgen, so liess ich es bedaechtig angehen. Schon eine halbe Stunde spaeter schien die Sonne und so sollte es fast den ganzen Tag ueber bleiben.
Von St.-Georges konnte ich im angestrahlen Sonnenlicht die ehemalige Prieure von St.-Romain-le-Puy erkennen, die einsam auf einem Vulkankegel in dieser Ebene den hoechsten Punkt einnimmt und von der man sicherlich eine phantastische Aussicht geniessen kann.
Kurz danach kam ich an den Punkt, an dem der "Koelner Jakobsweg" auf den von Genf kommenden stoesst.
Vor mir stieg die Landschaft leicht an; ab und zu waren sogar vereinzelte Weinberge angelegt . Etwas steiler hinauf ging es dann jedoch zum 'Montsupt' mit einer Kapelle und Turmruine. Dank dem herrlichen Wetter konnte ich ein 180°-Panorama geniessen - beeindruckend.
In Margerie-Chantagret nutze ich den Besuch der Kirche, um etwas zu verschnaufen, denn es folgte ein langer und steiler Anstieg. Vorher fuehrte jedoch der Weg erst noch einmal abwaerts ueber eine Bruecke aus der Roemerzeit.
Mit dem 12Uhr-Laeuten erreichte ich die Kirche von Saint-Jean-Soleymieux. Schade, leider etwas zu spaet, um in dem Lebensmittelmarkt etwas einzukaufen, dachte ich, doch auch schnelleres Gehen haette nichts bewirkt: Mittwoch = Ruhetag, und zwar ganztags!
Dafuer konnte ich die Kirche mit ihrer im 11. Jahrhundert in den Hang gebauten Krypta besichtigen.
In der daneben liegenden Bar ergaenzte ich meinen Fluessigkeitshaushalt (man reagierte mit Unverstaendnis, dass ich um die Mittagszeit nicht gleich noch essen wollte) und begann dann mit einem weiteren Anstieg, der mich zu einer Madonnenfigur fuehrte. Verschnaufpause und dabei wieder einen grandiosen Ausblick geniessen. Diesmal konnte ich linker Hand sogar Montverdun ausmachen.
Es half alles nichts, ich musste ja weiter, weiter hinauf! Viele Male blieb ich stehen, einfach nur, um nur DIESE Kulisse "abspeichern" zu koennen. Erste groessere Granitsteine tuermen sich am Wegesrand und mitten in den Feldern. Viele Haeuser sind in dieser Region damit gebaut.
An einem der vielen Wegkreuze hielt ICH wieder einmal inne, um meine Betriebstemperatur etwas herunter zu fahren, da entzifferte MEIN Pilger folgenden Sockelspruch:
Passant vers cette pierre
au pied de cette criox
fais un mot de priere
Dieu entendra ta voix
Und das taten wir beide dann auch.
Bald erreichte ich die ersten Schneeflecken, spaeter ging ich in manchmal gut 20 cm angetautem, verharrschtem Schnee weiter.
Dort, wo er nicht mehr ganz so hoch lag bzw. die Sonne ihn schon hat schmelzen lassen, waren Erika- und Heidelbeerpflanzen zu erkennen.
Etwa eine gute halbe Stunde vor meinem heutigen Etappenende erreichte ich mit 1180 m den hoechsten Punkt meiner bisherigen Pilgerroute.
Herberge heute in gut 1000 m ist die 'Gite communale', ein Selbstversorgerhaus im ehemaligen Pfarrhaus (ich habe also alles Essbares hier hoch schleppen muessen, auch fuer morgen fruh).
Obwohl die einzige "Auberge" in dieser "Ansiedlung" geschlossen hatte (macht nach der Winterpause erst wieder Ostern auf), erbarmte sich der Wirt nach Klopfen meiner und ueberliess mir - fuer nicht ganz billiges Geld - eine Flasche aus seinem Vorratskeller.
Ach ja, und da ich nun schon einmal da war, entdeckte ich ein altes Heimatbuch mit noch aelteren Fotos und Zeichnungen in der Ecke liegend, ...  - "Wenn Sie sich dafuer interressieren; klar, in der Herberge braucht man Abends etwas zu lesen", ich solle es ihm nur morgen bitte wieder in den Briefkasten einwerfen. Und so lese ich nun bei einem Roten "Memoire en Images".

Dienstag, 19. März 2013

Tag 38 - 19.03.2013

Geschafft, den Weg, 38 km - und auch ich! Kurz vor dem astronomischen Sonnenuntergang (ansonsten ging sie schon heute mittag "hinter den Wolken" unter). Meine Fuesse beduerfen momentan keiner Bodenhaftung mehr!!!
Kurz nach Sonnenaufgang war heute Start, denn es sollte wieder eine lange Strecke werden. Zum Glueck verlief der Weg in der "Ebene du Forez" und nicht in seinen Bergen rechter Hand, denn dort lag heute gut sichtbar Schnee. Im dennoch windigen Tal kam ich mir wie in der heimischen Rheinebene vor. Auf der einen Seite eine huegelige Bergkette, auf der anderen Seite weites, flaches, zum Teil aber sumpfiges, mit Seen und Teichen durchzogenes Land. Hier musste man auf dem Weg bleiben und konnte keine Abkuerzungen via Kompass waehlen.
Pommiers umging ich (waere auch leider verschlossen gewesen; haette allzu gerne den Altar der alten Prieure von 834 gesehen. Es soll ein umgedrehter Sarkopharkdeckel sein.)
Interessant  und unerwartet der Blick auf den 'Pic de Montverdun'. Hier haette es in den alten Klostergemaeuern der Prieure von 1010 im Schlafsaal eine Uebernachtungsmoeglichkeit gegeben, doch nach 'ner kuehlen Nacht hatte ich momentan keinen Bedarf. Auch lohnte der Aufstieg nur wegen der Rundumsicht nicht, es wurde extrem diesig. Dafuer gab es eine offene und gut geheizte Bar fuer die leiblichen Gelueste.
Dass die meisten Kirchen geschlossen, habe ich mittlerweile gelernt. Auch, dass es fast nirgends mehr ein bewohntes Pfarrhaus gibt. Dass aber auch die meisten Rathaeuser zwar eine Trikolore ueber ihrem Eingang haengen haben und dennoch "zu" sind? Wenn der Burgherr frueher geflaggt hatte war das ein Zeichen, dass er zu Hause war. Hier arbeitet man hingegen halbtags, und das auch manchmal nur zwei oder drei Tage die Woche. Also: woher in dieser Region derzeit einen schoenen Pilgerstempel bekommen? Ich sammle ja nicht Hotel- oder Baradressen!
Und dann wieder das Thema der naechtlichen Ruhestaette.
Champdieu: Touristeninfo: faengt erst im Mai an, und dann auch nur halbtags. Anruf im Rathaus - Anrufansage - "... und in touristischen Angelegenheiten wenden Sie sich bitte an das Touristenbuero!"
Nebenan ein Altenheim ..., aber da sind sicher auch alle Betten belegt! Also weitere 8 km zur naechst groesseren Stadt.
Der Weg zog sich, und da ziehen sich dann auch so manch' komische Gedanken einem durch' s Hirn.
Warum nicht in der naechsten Kneipe ueber dem abendlichen Bier einfach einschlafen (oder zumindest so tun als ob)? - Is' auch nichts. -> Gendarmerie, Zelle - wieder 'ne kalte Nacht! ( aber kostenguenstig, oder? )
Also: weiter!
Ach: und noch etwas habe ich mittlerweile verinnerlicht. Dort wo 'Auberge' dran steht, ist nicht unbedingt eine 'Herberge' drin. Heisst naemlich uebersetzt 'Gasthaus'.   :-)
Dafuer bekam ich heute in der Unterkunft einmal einen richtigen Pilger-Zimmerschluessel.

Montag, 18. März 2013

Tag 37 - 18.03.2013

Nicht das Laufen (selbst bei widrigen Wetterverhaeltnissen) ist mein bisheriges Problem auf dem "Koelner Jakobsweg", sondern das Finden von OFFENEN Unterkuenften, die am besten auch noch auf der Pilgerroute oder zumindest in ihrer Naehe liegen und nicht 5 bis 8 km davon entfernt. (Auf den Preis schaue ich schon lange nicht mehr.) Ausserdem hat man nach einem solchen Tag auch nicht immer die Muse / Lust, 1/2 Stunde oder laenger nach offenen Unterkuenften fuer den morgigen, besser gleich uebermorgigen Tag herum zu telefonieren, was dann wiederum die Wanderroute beeinflusst.
Gestern war es schon so: die Jugendherberge in Roanne findet man mit allen Informationen und aktuellen Preisangaben fuer 2013 im offiziellen Verzeichnis, auch im Internet, doch ist sie seit einiger Zeit bereits geschlossen.
Und auch heute. Eine Unterkunft oeffnet fruehestens Ostern, die andere wegen Krankheit bis auf weiteres geschlossen, der naechste betreibt nur noch sein Restaurant weiter, kein "herbergement" mehr, und  beim vierten nur der Anrufbeantworter (warte immer noch auf den Rueckruf)! Beim 5. hatte ich endlich Glueck, so meinte ich: "wie bitte, uebermorgen - da haben wir Ruhetag"!
All das hat auch meine heutige Route in der Form beeinflusst, das ich auf Kosten von zwei Orten, die ich dann leider nicht besucht / besichtigt habe, aus zwei vorgesehenen Etappen eine gemacht habe. Und da das nasskalte Wetter heute alle "April-Alueren" zeigte (Regen, Schnee, Graupel und sogar Sonnenschein von den 'Monts de Madeleine' kommend), nordete ich mein GPS-Geraet nach sued-sued-west ein und folgte unter der herunter gezogenen Regenkaputze nicht dem ausgewiesenen Jakobsweg, sondern der Kompassnadel.

Hinter der Stelle, wo in Roanne der Kanal an der Loire seinen eigenen Hafen hat, wechselte ich auf die andere Seite der Loire nach Coteau, um sie in Sablonniere wieder zu queren. Ich ersparte mir so den grossen Bogen ueber Lentigny, umging damit leider aber auch das sehenswerte Staedtchen St. Jean St. Maurice aus dem fruehen Mittelalter, das schon damals am Jakobsweg (Cluny-Le Puy) lag.
In Dance erreichte ich wieder den ausgeschilderte Jakobsweg, dem ich bis Amions folgte. Bei schoenem Wetter soll man hier eine weitreichende Rundumsicht haben; ich sah leider nur tief haengende, dunkle Regen- bzw.Schneewolken. Ich querte die Transeuropeene (E 70), ehe ich nach 36 km in St. Germain meinen heutigen Tag beendete.

Sonntag, 17. März 2013

Tag 36 - 17.03.2030

Heftiges Klopfen am Fenster, das weder Klapplaeden noch Vorhang hatte, weckte mich im Morgengrauen. Es regnete, heftig, und der Wind peitschte die Regentropfen gegen die Scheibe. Ein neues Kaeltetief quert Frankreich und soll bis Donnerstag andauern.
Zum Glueck hatte ich fuer heute nur eine kurze Etappe vorgesehen ( morgen wird es dann wieder mehr), denn ich hatte heftigen Gegenwind. In Briennon besuchte ich die innen noch wunderschoen angemalte alte Kirche mit einem Kirchturm aus dem XI. Jahrh., ehe es dann fuer viele Kilometer am Kanal entlang nach Roanne ging. Der Kanal selbst ist insgesamt 56 km lang, hat 10 Schleusen und endet im 'Canal lateral' der Loire.
Heute, Sonntag, waren wie damals in Metz, - trotz schlechtem Wetter - einige Jogger unterwegs. Ihr Laufverhalten war auf Grund des starken Windes lustig anzusehen. Diejenigen, die mit dem Wind liefen, streckten ihren Ruecken "hohlkreuzmaessig" nach hinten; die anderen, die wie ich gegen den Wind ankaempfen mussten, hatten Oberkoerper und Kopf weit nach vorne verlagert. Man haette meinen koennen, sie alle sind auf der Suche nach einer verloren gegangenen Kontaktlinse.
Ich passierte eine Ansiedlung "Maltaverne" und bald darauf die Randbesiedlung von Roanne sowie ein grosses Reifenwerk (Michelin). Einen Stadtbummel unternahm ich trotz Nieselregens (der Wind war hier nicht ganz so heftig) zwar auch, aber Sonntag nachmitags ist sowieso alles geschlossen (selbst die Feinschmeckerokale!)
Ein letzter Blick aus dem Fenster meiner heutigen Bleibe (siehe Foto -keine Hintergedanken, 's ist nur ein Grilllokal), dann die Laeden geschlossen und frueh ins Bett.

Samstag, 16. März 2013

Tag 35 - 16.03.2013

Der Weg veraendert

Jakobsweg-Insider behaupten: Der Weg veraendert einen! Ich vermute, bei mir hat es gestern angefangen; denn ich beginne mit dem Pilger in mir zu diskutieren. (oder liegt es einfach nur daran, dass ich alleine unterwegs bin?)
"Sei zufrieden, du hattest einen sehr schoenen Tag, du hast eine trockene Bleibe, du bist satt, auch warm ist es!" - "Ja, unter meinem Schlafsack!" Ab 22:30 wurde es naemlich zunehmend kaelter im Zimmer. Den Grund erfuhr ich am naechsten Morgen, als es ab 07:30 Uhr wieder waermer wurde. Der Hausherr hatte frueher immer ca. 3000l Heizoel pro Jahr benoetigt und im Rahmen seiner Energiesparmassnahme (ausschalten, nicht Nachtabschaltung) benoetigt er nun ungefaehr nur noch die Haelfte. Denn: "nachts liegt man doch sowieso in einem warmen Bett!"
Mein Fenster hingegen war von innen angelaufen, zumindest noch keine Eisblumen sichtbar. Dafuer schien diffus gestreut die Morgensonne hinein und weckte mich.
Bei - 3° ging ich nach MARS, nicht auf selbigen (siehe Foto) und zuegig weiter nach Charlieu. Kurz bevor ich in die Stadt hinab stieg, hatte ich noch einmal einen schoenen Fernblick auf das schneebedeckte Zentralmassiv. In der Stadt selbst war wieder Kultur und Besichtigung angesagt. Um die Kirche herum war heute (Samstag) Markt. Nicht nur die landwirtschaftlichen Vertreter der regionalen Kueche waren anwesend, sondern auch die Lederguertel-, Uhren- und Handtaschenverkaeufer aus dem suedlichen Kontinent. Haushaltsgeraete, BHs und Slips wehten wie viele andere Dinge im Wind. "Zum Glueck sind sie nicht auch noch in der Kirche; war doch irgend wann einmal so", konnte sich mein Pilger nicht verkneifen. Ich beruhigte ihn wieder bei der Besichtigung des geschnitzen Chorgestuehls aus dem XV. Jahrhundert, dass aus dieser Zeit neben vielen Heiligen auch St. JAKOBUS farbig bemalt darstellt.
Besonders gefiel dem Pilger in mir die Besichtigung der ehemaligen Benediktienerabtei, die ab 930 herum von Cluny aus verwaltet wurde und spaeter natuerlich -an einem Jakobsweg liegend- vielen Pilgern als Anlaufstelle diente.
Am Ortsausgang kam ich dann noch an dem 1280 gegruendeten 'Convent des Cordeliers' vorbei, der jedoch oft zerstoert und danach nur teilweise wieder rekronstuiert wurde.
Bei komplett bewoelktem Himmel ueberquerte ich die Loire. In Briennon fand ich Quartier im ehemaligen Buero des Hafenmeisters (1868) des Saone-Kanals, das heute eine Bar und, na ja, Uebernachtungsmoeglichkeiten eben anbietet. "Ob die seit dem Auszug des Hafenmeisters je renoviert und die Bettdecken gewechselt haben" fragte ich mich so halb leise beim Anblick ...
"Erfreue dich am Rhythmus der Musik, der von der Bar direkt unter dir den lauten Strassenverkehr uebertoent" hoerte ich die Pilgerstimme schon wieder alles positivieren.
Zum Glueck waren wir beide in einer Sache einig: wir hatten erst einmal Hunger.

Freitag, 15. März 2013

Tag 34 - 15.03.2013

Ein wirklich echter Pilger
Heute war / ist ein ganz besonderer Tag. Nachdem ich mit dem Patron des Hauses laenger gefruehstueckt hatte, ging es bei immer noch -4° um 9.30 Uhr los, hoch in die Berge. Da meine Bleibe fuer heute Abend terminiert war, konnte ich den Tag unbeschwert angehen. Die Sonne schien zwischen den wenigen ziehenden Wolken, hatte jedoch keine Kraft, zudem ein strenger Wind wehte. In der Nacht hatte es nicht nur ein bisschen geschneit, sondern auf Grund des Frosts und der hohen Luftfeuchtigkeit war alles mit Eiskristallen ueberzogen, die in der Sonne funkelten. Alleine in dieser weiten Natur genoss ich dieses Naturschauspiel. Je hoeher ich hinauf stieg, je heftiger wurde der Wind und wehte von den Baeumen die Eiskristalle herunter, so dass nun auch die ganze Luft mit "Glitter gefuellt" war. Die Kulisse fuer einen Maerchenfilm.
Auffallend war, dass keine Tierspuren im Schnee sichtbar waren. Die oertlichen bzw. Fernwanderwege waren bestens markiert, so dass ich mich ganz den Natureindruecken widtmen konnte; bis ich an einen wegen Baumfaellarbeiten gesperrten Weg kam. Fuer einen "Fussgaenger" waere die Umgehung illusorisch gewesen! Also: Genau! - Durch.
Ich hatte zwar keine "Arbeitsgeraeusche" gehoert, doch selbst wenn: welche Alternative haette ich gehabt?
Ich passierte neben einigen 'Cols' u.a. auch einige Kreuze (croix de mont pinay, croix bleue, croix rouge), die alle ihre eigene Geschichte haben.
Als ich kurz vor Le Cergne aus dem "Zauberwald" kam, hatte ich bei nun wolkenlosem Himmel einen Fernblick gen Sueden bis zum Zentralmassiv. Und was nahm ich auf den Bergkuppen dort wahr: Schnee!
Kurz darauf hielt ein PKW-Fahrer neben mir und fragte mich, da er in die naechste Stadt fahre, ob er mich mit nehmen koenne. Ich lehnte mit dem Hinweis auf mein Pilgerasein dankend ab. "Sie sind wirklich ein echter Pilger", meinte er. Er wuenschte mir weiterhin einen guten Weg und: "Bon courage"!
Vor meiner vorgesehenen Unterkunft deckte ich mich in einem "Tante Emma Laden" mit dem Notwendigsten ein und erfuhr bei einem Bier von der Wirtin, dass sie viele Male schon Gross-Gerau besucht hat und oefters den Odenwald.
Wenige Meter vor der heutigen Gite fing mich ein Mann am Gartenzaun ab. Er bat mich in sein Haus einzutreten, denn ich wuerde heute hier bei ihm schlafen.
Hintergrund: in der Gite schlafen Monteure. Obwohl sie belegt ist, wurde ich angenommen, denn es gibt da einen ganz lieben Nachbarn. Dieser lebt mit seiner Frau in einem Haus, das frueher noch zwei Kinder beherbergte. Und da die Kinder mittlerweile lange ausser Haus, stehen die ehemaligen Kinderzimmer zur Disposition.
Ich wurde gleich mit Kuchen und Getraenk begruesst und nach einer kurzen Rekreationsphase wieder zu Wein und Plausch gebeten. Das ganze endete dann bei einem 4 Gaengemenue.
Welch ein Pilgerleben?


"Vereiste Baume"

Donnerstag, 14. März 2013

Tag 33 - 14.03.2013

Kurz vor meiner Unterkunft gestern betrat ich schon wieder ein anderes Departement (Rhône), das der Region Rhône/Alpes. Ich hingegen kam mir heute eher wie in der Region 'Alpes' vor, denn gleich zu Tagesbeginn ging es erst einmal steil aufwaerts. Hinzu kam, dass meine komplette Winterausruestung wieder zum Einsatz kam (incl. Handschuhe). Grund: -5 Grad und Schneegestoeber.
Ueberall auf den Huegeln weisse Baeume. Die Blaetter auf dem Waldweg tanzten im Wind, drehten sich im Wirbel des Windes bzw. wurden von den Schneeflocken gejagt.
Ich erreichte bald den 'Col de Crie' mit seinem Informationszentrum, - geschlossen. Es stand zwar an: "wir schliessen am 16. Dezember" und "jeden Mittwoch bis Sonntag
von 10-18 Uhr geoeffnet", das war es aber. Im Schutz der grossen ueberdachten Terasse machte ich bei heftigem Schneegestoeber erst einmal Pause. Dabei traf ich die Entscheidung, heute nicht weiter den ausgeschilderten Wanderwegen zu folgen. Es gab mehrere Gruende. Der weitere Weg fuehrte bergauf und wurde wegen dem Schnee zunehmend schwieriger zu laufen. Auch pfiff auf den Bergkaemmen der Wind ordentlich. Hinzu kam, dass ich fuer heute Abend noch keine Bleibe hatte. Die erste Unterkunft auf dem Weg sagte mir ab ("wir oeffnen erst im Maerz" - sie meinten Ostern). Bei der zweiten war nur der Anrufbeantworter mein Gespraechspartner - Rueckruf erfolgte keiner und bei der dritten "Hotel des Nations" (hier waren u.a. schon viele Pilger vor mir unter gekommen) teilte man mir mit, dass diese Telefonnummer unbekannt sei (obwohl sie noch in den aktuellen 'Gelben Seiten' gefuehrt wird. Es liess nichts Gutes erwarten (spaeter erfuhr ich: geschlossen fuer immer!)
Da ich wusste, dass es in Poule eine Gîte gibt (ich wiederum die Telefonnummer nicht kannte), liess ich mich einfach von meinem Navi leiten und hoffte, ...
Ich hatte Glueck. Der Hausherr war zwar zu Hause, hoerte jedoch mein Klopfen nicht; dafuer aber die Nachbarin, die mich dann freundlicherweise durch ihren Garten in den der Gite lotste.
Bei einen Begruessungskaffee schauten wir aus einer behaglich warmen Stube dem staerker werdenden Schneetreiben zu.
Bei Eiseskaelte unternahm ich dann noch einen kleinen Besichtigungsbummel, der jedoch schnell abgeschlossen war - wie auch die Kirche, die noch einen Kapellenbau aus dem XI. Jahrh. besitzt.
Ich zog mich dafuer lieber in meine Unterkunft zurueck und studierte bei einem Glaeschen Rotwein die dort ausliegende 1000jaehrige Dortgeschichte.

Mittwoch, 13. März 2013

Tag 32 - 13.03.2013

Der Morgen: es war eine Mixtour zwischen Schnee und Graupel die da vom Himmel fiel und die Sicht extrem eintruebte und nicht nur die 'peu flacons de neige', wie der Wetterbericht einem "weis" machen wollte. Die Wolken bzw. der Nebel huellten die Huegelkaemme ein und zu allem wehte noch ein scharfer Wind. Kurzum: extrem ungemuehtlich. Den Kopf tief zwischen die Schultern eingezogen tappe ich den Weg und nahm prompt an einer Abzweigung die falsche! Ich merkte es jedoch bald, denn "ploetzlich" wehte der Wind aus einer anderen Richtung.  ;-)
An einen Haus in Germolles hing neben einer Haustuer ein Aussenthermometer. 1 Grad. Ich wollte gerade weitergehen, da oeffnete sich die Tuer und ein aelterer Mann laechelte mich an, ein Schneidezahn ueber der Unterlippe (der ander schien zu fehlen). "Was machst du denn da draussen? Bei der Kaelte, bei dem Wetter! Komm' rein, hier ist es warm und etwas zu trinken habe ich auch! Beides war verlockend - in diesem Moment musste ich an 'Haensel und Gretel' denken - und dennoch folgte ich seiner Einladung. - Ich habe ja die Zeit und 'ich bin jetzt nun mal da'.
Er hatte nicht zu viel versprochen; es war warm, der Weiswein schmeckte, und bei beidem unterhielten wir uns ueber 1/2 Stunde. Er, Jean, war 37 Jahre verheiratet, doch dann ist seine Frau auf und davon mit einem anderen. Seine jetzige Leidenschaft gilt im Sommer dem Garten und momentan halt den Buechern - und er hatte nicht nur viele davon. Seine Waende und der Raum dazwischen gefuellt mit Buecherregalen. Nach Themen sortiert. (In seinem Berufsleben war er einmal 'Magaziener' in einem Krankenhaus.) "Ja, eine gewisse Ordnung braucht der Mensch in seinem Leben" meinte er
Es fiel mir schwer, wieder in die Kaelte hinaus zu muessen.
Mein Weg fuehrte nach St. Mamert. Die romanische Kirche gehoerte einmal wie ueber 1000 Kloester / Kirchen dem Kloster Cluny. Seit 1769 ist sie mit dem dazu gehoerigen Chateau nun in Familienbesitz.
Nach heute nur 13 km machte ich in der Gemeindeherberge von Oroux Rast. (Urspruengliche Innentemperatur nur gring ueber der Aussentemperatur, Selbstversorgerhaus aber sonst ok.)
Im Haus nebenan, das neben Kneipe und Post auch noch Alimentation ist,  -  hier kann man Eier noch einzeln kaufen - versorgte ich mich mit dem Noetigsten (mehr gab es aber auch nicht)!
Danach besichtigte ich die romanische Kirche und konnte die vielen Evangeliengeschichten an den Kapitellen bewundern. Ouroux lag frueher an dem Roemerweg Lyon-Autun. Hier zog auch Ludwig der Hl. auf seinem fuer ihn ungluecklich endenden Kreuzzug nach Afrika durch, was u.a. in einem modernen Glasfenster der Kirche dargestellt ist.
Danach ging es zurueck in die kalte Herberge. Allein mein Glaube hilft mir heute durchzuhalten,  -  der Glaube daran, dass es in Spanien einmal so warm sein wird, dass ich mir dann gerne ein solch kuehles Zimmer wie heute wuenschen wuerde.

Buecher, wohin man auch schaute

Dienstag, 12. März 2013

Tag 31 - 12.03.2013

Es sollte heute wieder eine etwas laengere Strecke werden, doch ich disponierte um. Es regnete am Morgen und es wehte ein sehr kalter Westwind. Und als ich beim Fruehstueck die "Schneeinformationen" aus Nordfrankreich im TV sah  -  goennte ich mir erst noch einmal ein Croissant. Ich beschloss, die heutige Etappe zu kuerzen und morgen ebenfalls eine kurze Etappe einzulegen; meine morgentlichen Bedenken sollten sich bewahrheiten. Auf dem vor mir liegende etwa 900m hohen Col liegt naemlich Schnee.
Ich verliess Cluny durch das Tor 'Saint Odile', (aus dem 13. Jahrh.) wie schon viele vor mir, die es nach Sueden zog.
Leicht bergauf fuehrte der Weg, der an vielen Stellen mehr als matschig war. Dafuer hatte man trotz Nieselregen einen sehr schoenen Blick ins Tal auf die von Hecken gesaeumten Wiesen. Die Landschaft erinnerte mich ein bisschen an Cornwall, nur dass hier noch auf den Huegelkuppen zusaetzlich Baumbestand war.
Der Weg ist ausgezeichnet ausgeschildert.
Um die Mittagszeit hoerte der Regen auf; meinen Plan aendern wollte ich dennoch nicht, sah ich doch auf den Bergkaemmen vor mir Neuschnee. So machte ich heute nach knapp 20 km und kummulierten 750 Hoehenmeter in Tramayes Stopp.
Mehr als erwaehnenswert die Infos des Touristenbueros. Sie hatte geschlossen, doch ALLES Wissenswertes hing hinter der Scheibe. Einfach super! Und: - auch die 'Mairie' hatte heute Nachmittag keine Besuchszeit, dennoch bekam ich meinen Stempel.

Montag, 11. März 2013

Tag 30 - 11.03.2013

Das Bett war Busze; duenne Schaumstoffmatratze und festes Brett als Unterlage. Auch das Fruehstueck war eher fuer einen Asketen, als fuer einen ausgehungerten Pilgersmann.
Aber nach der Andacht gestern abend (veni sancti spiritus) und der irdischen Speisung heute morgen ging es dennoch mit frischem Mut weiter. Zuerst schien noch die Sonne, doch zusehens wurde es bewoelkter und vor allem kaelter. Schliesslich zogen von suedwest tief dunkle Wolken auf. Ueberall waren von dem Regen gestern Abend noch grosse Seen auf den Wiesen; Weinbau wird hier keiner mehr betrieben.
Das ehemalige Kloster mit der 'Chapelle de Cotte' ist seit langen nur noch ein herunter gewirtschafteter Bauerhof.
Um fuenf nach 12Uhr erreichte ich meine vorbestellte Unterkunft.  Jetzt den Rucksack ablegen und schnell vor dem Regen noch mit der Stadtbesichtigung beginnen, - so mein Wunschgedanke. Doch die Unterkunft hatte geschlossen -  und macht lt. Aushang erst wieder um 16Uhr auf. Also: Stadtbesichtigung MIT Rucksack. Als ich zur vorgesehenen Unterkunft zurueck eilte, fing der Regen an. Es war mittlerweile nach 16 Uhr, als eine weitere Person kam, die fuer ein Zimmer nachfragen wollte, doch von innen oeffnete sich die leider immer noch verschlossene Tuer nicht und ein Anruf landete auf einem Anrufbeantworter. Nach zwanzig Minuten vergebenen Wartens zog ich weiter in Richtung Stadt. Hier "lockte" ein Hotel mit einem akzeptablen Preis, doch auf Nachfrage hatte dieses Zimmer in den letzten Tagen leider einen Wasserschaden, aber man koenne mir fuer 85 Euro noch ... ach ja, und fuer 12 Euro das Fruehstueck dazu ... - mein Pilgerherz in mir sagte NEIN, und so sagte ich es dem Herrn dann auch hinter dem Tresen.
Also, ich wieder raus in den Regen (damit hatte der "Tresenmann" sicherlich nicht gerechnet). Durch die Regenwolken wurde es immer dunkler - und ich immer noch ohne Bleibe. Unweit fand ich dann eine Unterkunft, - Moment: erst einmal nur das Hinweisschild zu einem Hotel mit dem Vermerk: «geoeffnet ab 17:30 Uhr». Also: was tun? Warten oder weiter suchen?
Ich habe ja Zeit. Folglich wartete ich halb im Regen stehend extremst ungeduldig, ob sich auch zu angegebener Uhrzeit der Schluessel im Schloss drehen wuerde. Das erhoffte Geraeusch vernahm ich schon 2 Minuten vorher und kam so dennoch zu einer kostenguenstigen, warmen und vor allem trockenen Bleibe.

Tag 30 - 11.03.2013

Das Bett war Busze; duenne Schaumstoffmatratze und festes Brett als Unterlage. Auch das Fruehstueck war eher fuer einen Asketen, als fuer einen ausgehungerten Pilgersmann.
Aber nach der Andacht gestern abend (veni sancti spiritus) und der irdischen Speisung heute morgen ging es dennoch mit frischem Mut weiter. Zuerst schien noch die Sonne, doch zusehens wurde es bewoelkter und vor allem kaelter. Schliesslich zogen von suedwest tief dunkle Wolken auf. Ueberall waren von dem Regen gestern Abend noch grosse Seen auf den Wiesen; Weinbau wird hier keiner mehr betrieben.
Das ehemalige Kloster mit der 'Chapelle de Cotte' ist seit langen nur noch ein herunter gewirtschafteter Bauerhof.
Um fuenf nach 12Uhr erreichte ich meine vorbestellte Unterkunft.  Jetzt den Rucksack ablegen und schnell vor dem Regen noch mit der Stadtbesichtigung beginnen, - so mein Wunschgedanke. Doch die Unterkunft hatte geschlossen -  und macht lt. Aushang erst wieder um 16Uhr auf. Also: Stadtbesichtigung MIT Rucksack. Als ich zur vorgesehenen Unterkunft zurueck eilte, fing der Regen an. Es war mittlerweile nach 16 Uhr, als eine weitere Person kam, die fuer ein Zimmer nachfragen wollte, doch von innen oeffnete sich die leider immer noch verschlossene Tuer nicht und ein Anruf landete auf einem Anrufbeantworter. Nach zwanzig Minuten vergebenen Wartens zog ich weiter in Richtung Stadt. Hier "lockte" ein Hotel mit einem akzeptablen Preis, doch auf Nachfrage hatte dieses Zimmer in den letzten Tagen leider einen Wasserschaden, aber man koenne mir fuer 85 Euro noch ... ach ja, und fuer 12 Euro das Fruehstueck dazu ... - mein Pilgerherz in mir sagte NEIN, und so sagte ich es dem Herrn dann auch hinter dem Tresen.
Also, ich wieder raus in den Regen (damit hatte der "Tresenmann" sicherlich nicht gerechnet). Durch die Regenwolken wurde es immer dunkler - und ich immer noch ohne Bleibe. Unweit fand ich dann eine Unterkunft, - Moment: erst einmal nur das Hinweisschild zu einem Hotel mit dem Vermerk: «geoeffnet ab 17:30 Uhr». Also: was tun? Warten oder weiter suchen?
Ich habe ja Zeit. Folglich wartete ich halb im Regen stehend extremst ungeduldig, ob sich auch zu angegebener Uhrzeit der Schluessel im Schloss drehen wuerde. Das erhoffte Geraeusch vernahm ich schon 2 Minuten vorher und kam so dennoch zu einer kostenguenstigen, warmen und vor allem trockenen Bleibe.

Sonntag, 10. März 2013

Tag 29 - 10.03.2012

Heute morgen war es schon so warm, dass ich nur im Hemd losgehen konnte (+ Hose natuerlich). Es wehte ein leichter Wind. Die vielen Misteln in den Baeumen wippten wie die Pompons der Cheerleader. In St. Gengoux fasste ich Lebensmittel, ehe ich - wieder nicht dem Jakobsweg folgend - mich suedwaerds orientierte. Am Horizont aller Himmelsrichtungen zogen "Gewitterwolken" auf, rasant und maechtig, gefolgt von einer tief schwarzen Wolkenwand. Da ich heute sowieso nur nach Taize wollte, absehbar, dass ich vor dem sicherlich zu erwartenden Regen eine Bleibe finden wuerde. In Cormatin konnte ich um die Mittagszeit noch etwas fuer/ gegen den Durst tun, ehe bei noch istrahlendem Sonnenschein der Anstieg nach Taize bevorstand. Dort musste ich allerdings abgekaempft fast 2 Stunden die Mittagspause abwarten, ehe ich registriert, aufgenommen und mir ein Bett zugewiesen wurde. (Das Zimmer fuellte sich noch mit weiteren 5 Personen. - Also schon wieder ein Vorgeschmack auf das Pilgerdasein ab dem Sueden.)
Und am Spaetnachmittag gings dann los. Es wurde merklich kaelter und es gab pluies orageuses  - ein fast zwei Stunden andauernden Gewitterregen, der sich nicht nur gewaschen hatte, sondern in dem man gewaschen wurde. Ich sah mir die Wassermassen und die blitzenden Schauspiele aus der Massenunterkunft an.

Samstag, 9. März 2013

Tag 28 - 09.03.2012

Kein Jakobspilger

Dunst und Nebel waberten noch ueber die Niederungen, als ich mich heute aufmachte, doch die Sonne gewann bald die Durchsicht. Ploetzlich war es fruehlingshaft warm und kurz nach dem ersten Anstieg konnte/musste ich sogar meine Jacke ausziehen.
Die Kirche St. Pierre aus dem 12. Jahrh. in Mellecey war leider verschlossen. Im 'Bois aux Moines' wuchs der Buchsbaum wieder 4-5 m hoch. Auch gab es hier viele Schneerosen und dort, wo der Wald etwas lichter wurde, BLUMEN. Die ersten Fruehlingsboten in freier Natur und nicht in der Auslage der Fleuristen.
Obwohl es in der Ferne diesig war, konnte ich Chalon-sur-Saone ausmachen.
Schon bald war ich in Givry (verschwistert mit Oppenheim am Rhein) - also auch wieder ein Weinstaedtchen.
Ich verliess die Stadt gen Sueden "auf meiner Route" und wurde prompt von einem aelteren Herren angesprochen. Ich sei doch Jakobspilger, meinte er und deutete auf meine kleine Muschel. Als ich bejahte, zeigte er mit der ganzen Hand in einen kleinen Seitenweg und sagte: "Da fuehrt der Jakobsweg weiter!" Ich sagte ihm, ich wolle aber die ehemalige Templer Commanderie (Maison Dieu) aufsuchen, wohl wissend, dass davon heute nicht mehr viel erhalten ist. Daraufhin meinte er kurz: "Na, wenn Sie nicht den ausgeschilderten Jakobsweg gehen, sind Sie auch kein Jakobspilger", drehte sich um und zog murmeld von dannen.
Ich ging dennoch nach Maison Dieu (siehe Foto) und folgte dabei nicht dem ausgeschilderten Fernwanderweg.
Kurz danach betrat ich die"Piste cyclable", die 'voie verte'. Dies ist eine ehemalige Eisenbahnroute. Man hat die Trasse irgend wann einmal asphaltiert. Bis nach Cluny und weiter fuehrt der kombinierte Fahrrad- und Wandeweg so kilometerlang oft schnurgeradeaus in den Sueden, oft seitlich begleitet von Wirtschaftswegen, auf denen es sich dann besser gehen laesst.
In St. Boil ergaenzte ich dann noch meinen Essensvorrat, ehe ich ca. 2 km spaeter in Chaumois mein heutiges Quartier bezog.

Freitag, 8. März 2013

Tag 27 - 08.03.2013

Ich verliess Beaune, als es andere gerade zum Fruehstueck in die Bars und Cafes zog. In der Nacht hatte es geregnet; bis weit in den Vormittag nieselte es noch, als ich heute wieder im wahrsten Sinne durch die Weinberge ging. Die Landschaft wird huegeliger und Strassen und einzelne Weinberge werden von Natursteinmauern umgeben. Auf Grund der Feuchtigkeit waren die mit Kalkbruch geschotterten Wege extrem rutschig. Und die im Weinberg ... (siehe Bild). Kurz vor Meursault rief mir einer zu: "Hei, bleib zu Hause, dass heute ist doch kein Wanderwetter!"
In Meursault, wo es ein sehr schoen eingedecktes Rathausdach gibt, war Wochenmarkt - und Beerdigung. Der Trauerzug quer durch die Staende der fahrenden Haendler!
Im Schutz des Lavoir de Limozin, mitten in den Weinbergen, konnte ich meine Regenjacke wieder anziehen, die ich erst kurz vorher ausgezogen hatte. Und so blieb es fuer den Rest des Wandertages. Kleiner Schauer mit Wind, dann trocken gefolgt von erneutem Schauer.
Jeder Ort, den ich heute durchquerte, wird dominiert von verschiedenen Weinguetern, die alle auch zur "Degustation" einluden.
Kurz vor Chagny suche ich dann vor dem staerker werden Regen Schutz in einer Bushaltestelle und beschloss, hier meine Mittagspause einzulegen.
Hinter Chagny querte ich den Canal du Centre, kein Bootsverkehr, dafuer jede Menge Wohnwagen in ' ner Wagenburg mit noblen Zugfahrzeugen.
In Rully gab es fuer mich nicht nur eine geoeffnete Bar, sondern auch gleich mehrere "Sehenswuerdigkeiten": die Kirche, das Chateau St. Michel und in den Weinbergen das Chateau de Rully.
Untergekommen bin ich in Mercurey in " A ma Cave", der 'Domaine des Chaumelottes'. Und da ja jetzt das Bett nicht weit, unternahm ich natuertlich eine 'Degustation'. Nach einigen Rotweinen mein Favorit: ein 2009er mit der Silbermedallie ausgezeichneter, 13%iger, EXTREM nach schwarzer Johannisbeere riechender, ...- kurzum, ich bekam eine Flasche geschenkt. Das Schreiben dieser Zeilen fiel mir zunehmend schwieriger.  :-)
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Nachtrag zu Tag 26

Beaune | Beaune : un pèlerin dans la ville

Donnerstag, 7. März 2013

Tag 26 - 07.03.2013

Mollig warm (dank Schlafsack - haette auch schon frueher 'drauf kommen koennen) und etwas laenger als sonst geschlafen. Es regnete und so liess ich es auch gemaechlich angehen. Ich plante die naechsten Etappen, die wieder sehr abwechselungsreich sein werden. Als ich zur Stadtbesichtigung aufbrach, war es noch ziemlich kalt und nieselte, doch gegen 13 Uhr kam die Sonne hervor. Es wurde bis 15 Grad warm.
Ich besuchte nicht nur die Avenue de Bensheim, die Basilika und schlenderte durch nahezu alle Altstadtgassen, sondern verbrachte auch laengere Zeit im sehenswerten "Musee de l'Hotel Dieu". Mit einen guten Rotwein werde ich den Abend langsam ausklingen lassen, denn morgen soll es wieder sehr zeitig los gehen.

Mittwoch, 6. März 2013

Tag 25 - 06.03.2013

In der Nacht hatte es leicht geregnet, doch frueh morgens war es nur kalt und dunstig. Ideales Wanderwetter. Es ging wieder durch die Weinberge, d.h. die untere Hanglage. Zeitweise wurde ich ganz schoen eingeraeuchert. Interessant und lehrreich zugleich waren die am Wegrand stehenden Informationtafeln, die ueber "la grande diversite des vins" sowie ueber den Unterschied des Terroirs auf diesem begrenzten Abschnitt Auskunft gaben. Auch ueber die Kulturpflanze "Noir de Bourgogne" (schw. Johannisbeere), aus der hier der Cassis hergestellt wird, gab es vor Ort anschauliche Informationen. Und nicht zuletzt darf ich den "Buchsbaumwald" vergessen, durch den ich heute gegangen bin. 4 - 8 m hoch wuchs hier diese Pflanze und ihre spezieller Geruch war ganz intensiv wahrzunehmen.
In Vosne-Romanee wurden in einem Weingut hoelzerne Weinfaesser zusammegebaut, andere gerade umgefuellt und in Nuits-St-Georges besichtigte ich die Kirche St. Symphorien (die Kirchen in dieser Gegend sind wieder offen) aus dem Jahr 1230/35. Wandmalereien aus dem 15. Jahrh. und eine Orgel von 1761 sind erhalten.
Die Stadt begruesste mich mit dem Glockenspiel zur vollen Stunde und den ueberall presenten Hinweisen der  Weinverkoestigung.
Wieder in den Weinbergen informierte ein Hinweisschild ueber den hier bis 1965 stattgefundenen Abbau des rosa eingefaerbten Kalksandsteins, den schon die Moeche aus Citeaux am Ende des 11. Jahrh. fuer ihr Kloster und die zahlreichen Kirchen dieser Region verwendeten. In der Neuzeit wurde der Stein sogar bis nach Amerika verschifft.
Waehrend ich nun die Hanglage der Weinberge verlies, um im Tal weiter zu laufen, fing es zu regnen an. Nicht viel, der Englaender wuerde sagen "just liquid sunshine", aber es machte nass.
Schade, denn ich hatte noch einige Kilometer bis Beaune. Durch die Innenstadt ging es zur Unterkunft und auch hier: obwohl telefonisch avisiert, das Zimmer eisekalt. Ich bin scheinbar auch der erste Gast in diesem Jahr. Heizung: handwarm und fuer die hohen 3.80 m hohen Raeume total unterdimensioniert.
Und - angesichts der duennen Sommerdecke des Bettes habe ich mir erste einmal meinen Schlafsack ausgepackt.
Dennoch -  gemaess dem Motto: "ich bin dann mal da" oder um bei einem 'bon mot' der Englaender zu bleiben "my present is a present" werde ich den morgigen Tag auch noch hier mit einer ausgiebigen Stadtbesichtigung verbringen.
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