Ich bin dann ´mal da

oder - frei nach Goethe -

„Nur wo man hingelaufen ist, ist man auch wirklich da gewesen!“

Mittwoch, 31. Juli 2013

Tag 172 - 31.07.2013

Orthez - Hagetmau - 28 km - 1102 km (r) - 3926km (g)

Auch heute morgen wieder: leichte 'zerfranzte' Bewölkung, zum Nachmittag hin immer wolkenloser und um 18 Uhr noch 34 °C im Schatten, dennoch: ein super Wandertag!
Während nach der neuesten Erhebung der Bierkonsum in Deutschland rückläufig ist (4,9 %), werde ich den Franzosen zu einer 'enormen' Steigerung verhelfen! Das hat seinen Grund, aber dazu später.

Ich verließ Orthez, ging am 'Château Moncade' mit ehemaligem Wassergraben vorbei nordostwärts.
Durch mehrere Hügel und Senken führte der Weg auf Asphalt- und Schotter. Nirgends konnte ich einen Hinweis entdecken, dass genau hier am 27.02.1814 eine entscheidende Schlacht zwischen den napoleonisch-französischen Truppen unter Marschall Soult und den alliierten Truppen unter Wellington stattgefunden hatte - zu Ungunsten der Franzosen; Napoleon dankte danach ab. Lag es daran, das "Frankreich" verloren hatte? Immerhin hatten beide Seiten je ca. 2500 Menschenleben zu beklagen. Heute, als ich durch diese Hügel wanderte, in denen damals Tausende in Stellung lagen, mit Siegesgeschrei angriffen oder vor Schmerzen schrien: es war ruhig, still und nichts, rein gar nichts erinnerte an diese europäische 'Geschichtsschreibung'. Im Gegenteil. So friedfertig und still die Landschaft war, die ich durchwanderte, so sehr erfreute sie mich.
Kurz vor 'Sallespisse' hatte ich eine fantastische Sicht auf die Pyrenäen; leider war die Fernsicht etwas eingetrübt, aber diese Sicht war schon Anreiz und Ermutigung zugleich.
Kurze Zeit später passierte ich den Friedhof von Sallespisse. Etwas kurios und fast befremdlich fand ich hier das Schild: Guten Tag, lieber Pilgerfreund!"  :-)  Eigentlich will ja jeder Pilger weiter und nicht HIER bleiben; aber zumindest schon besser formuliert als "Herzlich Willkommen".
Fast nur abwärts führte mich der Weg nun nach 'Sault-de-Navailles' mit seiner früh mittelalterlichen Burgruine. Nach 13 km, mittlerweile hoher UV-Strahlung ... , jetzt ein erfrischendes, mineralienhaltiges Getränk, dachte ich so bei mir, doch das einzige Restaurant in diesem kleinen Ort war geschlossen. Die Kirche war dafür offen, bot aber außer Schatten keine Abkühlung. Also weiter auf einem asphaltierten Wirtschaftsweg, größtenteils ohne schattenspendende Bäume.
Ich verließ nun Béarn und damit u.a. die Region, die früher auch Heimat der Hugenotten war.
Ich ließ aber auch gleichzeitig das Departement 'Pyrénées-Atlantique' hinter mir und betrat das Departement 40 (Les Landes). Auch dafür kein Hinweis, allerdings oft auf großen Schilder, dass ich dem Jakobsweg folge!
In der Gîte municipal in 'Beyries', an der sich eine französische Pilgerin gerade ausruhte, wurde ich freundlich empfangen, bekam einen Pilgerstempel und wurde eingeladen, zu bleiben. Ich wollte jedoch heute noch etwas weiter, denn außer einer Unterkunft (die habe ich ja derzeit) und kaltem Wasser gab und gibt es rund um die fünf Häuser nichts, auch nichts anzusehen. Ich zog weiter nach 'Argelos'. In dieser Ansiedlung stehen ein paar Häuser um den Kirchplatz mit der verschlossenen Kirche, einem Friedhof - und Wasserstelle -, sonst herrschte hier in der Mittagshitze Grabesruhe.
Ich hoffte, nachdem ich einen lang gezogenen, steilen Anstieg bewältigt hatte, wenigstens in 'Labastide-Chalosse' im Schatten einer mit drei Buchstaben beschrifteten Markise meine Füße hochlegen und etwas gegen meine hohe Betriebstemperatur trinken zu können, doch auch in diesem Landstrich 'Fehlanzeige'. An allen Häusern des Straßenörtchens incl. Bürgermeisterei waren die Klappläden der Fenstern wegen der Hitze verschlossen und von einer Bar, gar einem Gasthaus keine Spur! Ich musste also weiterhin bei Wasser bleiben. Aber immerhin, ich hatte es!
Die letzten, nahezu sechs Kilometer waren dann eine reine Flachetappe. Ich ging, wie heute schon öfters, an vielen traurig anzusehenden Maisfelder vorbei. Nur die, die bewässert wurden/werden, standen besser in der Frucht.
Ich erreichte den Ort 'Hagetmau' in der Mittagspause, in der Mittagshitze. Bei der erst besten Gelegenheit bog ich im rechten Winkel in eine schattenspendende Terrasse ab, die sich vor einem 'Cave du vin' befand. Hier löschte ich allerdings mit ein, zwei, ... Bier (die Gläser sind ja hier so klein!) meinen Durst und wartete darauf, abgeholt zu werden.

Am Ortsausgang  von Orthez
Die Pyrenäen am Horizont
Die Beschriftung ist allerdings nur für diejenigen sofort sichtbar,
die nach Süden, d. h. Richtung Santiago laufen.
Begrüßungsschild am Friedhof von Sallespisse
Sault-de-Navailles
Als ich dieses Schild lesen konnte,
war ich schon 4 km HINTER Sault de Navailles
So sahen viele Maisfelder aus,
die ich gestern und heute passierte

Dienstag, 30. Juli 2013

Tag 171 - 30.07.2013

Sauveterre de Bearn - Orthez - 21 km - 1074 km (r) - 3898 km (g) 

Nur am frühen Morgen waren noch ein paar Wolken am Himmel, ansonsten war es heute, den ganzen Tag über wolkenlos!
Ich verließ die Stadt schnellen Schrittes, doch schon bald konnte ich den ersten Halt an der 'Chapelle Sunarthe' einlegen. Sie ist das einzig erhaltene Gebäude eines ehemaligen Benediktinerhospizes von 1250. Hier standen auch die Kilometerangaben:
a) bis nach Santiago - über den klassischen, den 'französischen Weg' (der Küstenweg ist etwas länger)
b) bis nach Vézelay noch 851 km - und dann sind es etwa 700 weitere Kilometer, bis ich den Rucksack -vorerst- ablegen kann. Auf weiter Flur alleine, mit mir und meinen Gedanken. So passierte ich die Wegkreuzung nach Andrein. Der 'Gekreuzigte' auf der einen, ein steinerner Wegweiser für den Jakobsweg auf der anderen Seite, wie ich ihn bisher noch nicht gesehen hatte. Zur Wegseite hin die Jakobsmuschel, rechts 'das Alpha', links 'das Omega'. Kurze Zeit später passierte ich in gut 50 m Entfernung eine Damwildgruppe, die sich von mir einsamen dahin ziehenden Pilger nicht stören ließ. Etwas einen Hügel hoch, dann wieder hinunter, über einen Bach, stets durch ruhige Felder und Wiesen. Ich erreichte 'l'Hopital d'Orion', eine 1114 gegründete Commanderie, von der außer der Kirche 'St. Madeleine' nichts mehr übrig geblieben ist. Ein steinerner Jakobspilger weist auf die einstige Bedeutung der im Tal und an einem Bach gelegenen Stätte hin. Über Wald- und Wiesenwege ging ich weiter und freute mich, dass ich nun in der aufkommenden Hitze zeitweise im Schatten laufen konnte. Dennoch war mein Hemd verschwitzt, als ich `Lanneplaà´ erreichte. Hier gab es am Rathaus einen Pilgerbrunnen, der erfrischend kaltes Wasser 'sprudelte'. Die Kirche dieser kleinen Ansiedlung war leider verschlossen. Kurz danach erreichte ich die Ansiedlung 'Saint-Suzanne'. Vor der Kirche lag im Schatten eines Baumes ein Pilgerpaar, von der Hitze und den bisherigen Strapazen gezeichnet. In der Kirche selbst war es schwül warm; also für eine Abkühlung nicht unbedingt geeignet. Noch 6 km, also: nur Wasser 'getankt', denn von einer Bar oder zumindest einem Hinweisschild für eine solche keine Spur! [An Friedhöfen in Frankreich gibt es immer Trinkwasser, außer es ist als 'nicht trinkbar' gekennzeichnet!]
Durch schattenloses Feld, zuletzt auf Asphalt, verlief der 'Einmarsch' nach ´Orthez´. Ich querte auf der 'Neuen Brücke' den Fluss 'Gave de Pau' und hatte dabei linker Hand einen schönen Blick auf die 'Alte Brücke' mit dem Brückenturm und geradeaus auf den vom 'Château Moncade' aus dem 13. Jahrh. übrig gebliebenen Wohnturm.
Zum Glück hatte in diesem Ort gerade die Mittagspause begonnen. Die Geschäfte waren geschlossen und sonstige Aktivitäten ruhten. Seit Tagen wird nämlich in diesem Ort gefeiert. In den geschmückten Altstadtgassen waren Stehtische und Sitzgarnituren aufgebaut und vor jeder Bar, jedem Restaurant 'dudelte' es aus einer Lautsprecherbox. Es waren allerdings kaum Gäste da; "die kommen ab 15 - 16 Uhr wieder, da machen wir wieder auf", erfuhr ich. Selbst um die verschlossene Kirche 'Saint-Pierre' waren die tollsten und hydraulisch größten 'Fahrgeschäfte' aufgebaut. Die einzigen 'Aktivisten' um diese Zeit waren die 'Boulespieler' im Schatten hoher Bäume.

Chapelle Sunarthe
Entfernungsangaben in Sunarthe
Andrein (rechts im Hintergrund)
Lanneplaà
Seitenaltar in Saint-Suzanne
Pilgerstatue in l`Hôpital d`Orion

Hinter diesem schmucklosen Eingang befindet sich im Hinterhof
das Hôtel de la Lune, ehemalige und heutige Pilgerherberge
Mittagsruhe
Erst am Nachmittag wurde weiter gefeiert
"Kirmes" vor  der Stadtkirche in Orthez
Blick beim Überqueren der "Neuen Brücke" von Orthez
Die "Alte Brücke" von Orthez
Boulespieler

Montag, 29. Juli 2013

Tag 170 - 29.07.2013

Saint Palais - Sauveterre de Béarn - 17 km - 1053 km (r) - 3877 km (g)

Das Gewitter gestern Abend war rasch vorüber, doch es bis in die frühen Morgenstunden. Abkühlung brachte der Regen keine; im Gegenteil. Feucht schwül warm war es, als ich am schon späteren Morgen los zog. (Es sollten ja nicht so viele Kilometer werden). Doch, was hatte ich für eine klare Sicht? Mein Wanderherz hüpfte vor Freude, wieder einmal unter solchen grandiosen Bedingungen durch die Natur und diese Landschaft gehen zu dürfen; fern ab jeden touristischen Trubels!
Der Fernwanderweg führte mich auf und ab, mit Ausblicken, an denen ich einfach stehen bleiben musste. Sie galt es, zu verinnerlichen, geistig abzuspeichern.
Und dann das Wolkenspiel; zuerst die weißen Wolken über den Bergen am Horizont, dann auch bald rechts und links von mir. Unheilvoll türmten diese sich im grellen Sonnenlicht auf, schraubten sich in in den blauen Himmel wie der Geier, der für einige Minuten hier seine Kreise zog.
Nur an wenigen, einzeln stehenden Bauernhöfen bzw. Weiler ging ich entlang, sonst nur durch Wald und landwirtschaftlich genutztes Gebiet. Leider unbemerkt von jeder Markierung verließ ich 'das Baskenland' und werde nun in der Region 'Béarn' wandern. Beide bilden das Departement 64 (Pyrénées-Atlantiques).
Viel zu schnell war ich in Osserain, einer ehemaligen Pilgerstation mit Hospitz und Abtei. Eine Kapelle und weitere rudimentöse Überbleibsel aus dem 14.  und 17. Jahrhundert geben noch Zeugnis von der ehemaligen Bedeutung dieses Ortes.
Ich überquerte den Fluss 'Gave d'Oloron' und ging nach ´Sauveterre-de-Béarn´. Hier besichtigte ich die romanisch gotische Kirche 'Saint André'. Mittelalterliche Befestigungsanlagen und eine Brücke, deren steinerne Mauern nur noch stehen geblieben sind, während die hölzerne Konstruktion 1732 vom Hochwasser mitgerissen wurde, sind ebenso zu sehen wie früher leider auch schon oft die Schilder an Häusern und ehemaligen Geschäften: zu verkaufen, geschlossen!

Leider steht in vielen Feldern der Mais nicht besonders
Sauveterre-de-Béarn
Sauveterre-de-Béarn mit `pont de la legende´
Kirche Saint André in Sauveterre
Eingangsportal der Kirche Saint André in Sauveterre

Sonntag, 28. Juli 2013

Tag 169 - 28.07.2013

Saint Jean PdP -  Saint Palais - 31 km - 1036 km (r) - 3860 km (g)

Ich verließ die Ende des 12. Jahrhunderts gegründete Stadt durch die 'Porte Saint-Jacques' (Foto), die eigentlich das historische Eingangstor für die Jakobspilger war und ist, die Saint Jean PdP auf ihrem weiteren Weg nach Santiago de Compostella Richtung Roncesvalles passier(t)en.
(Nicht die, die in Zug anreisen, sie betreten die Stadt durch die 'französische Tür').
Alleine war ich nun wieder unterwegs. Ich kehrte den Bergen ein bisschen den Rücken und wanderte in hügelige Landschaft hinein. Der Himmel war so klar wie die letzten Wochen schon nicht mehr; d.h., die Fernsicht deutlich und weit. Es kribbelte so richtig in den Füßen, so freuten sie sich, nach dem gestrigen Tag durch diese Landschaft laufen zu dürfen.
Ich folgte nun dem GR-65, weiß-rot gekennzeichnet, ab und zu auch noch der Jakobsmuschel. Bei 'Saint Jean le Vieux' kreuzte ich die Nationalstrasse, bis ich ihr kurz danach fast zwei Kilometer folgte. Hier begegnete mir der erste Pilger in entgegen gesetzter Richtung. Der GR-65 stieg nun permanent bis zum 'Criox de Galzetaburu' (Foto) auf 260 m an. Hier ruhte ich mich kurz aus und genoss die Aussicht auf die zurück liegenden Berge.
Dem GR-65 folgend kam ich an einigen Höfen und Weiler vorbei. Einer hatte sogar an die Jakobspilger gedacht Sitzgelegenheiten im Schatten mit Wasser und Sirup standen für erschöpfte Pilger hier zu kostenfreien Verfügung.
Einige Male musste ich nun mitten durch Bauernhöfe und sogar Viehweiden gehen. So erreichte ich Ostaba-Asme. Eine Bar (von zweien) hatte geöffnet, aber mehr brauchte ich ja auch nicht. In ihr arbeitete sogar eine Klimaanlage im Hintergrund! Wie angenehm um die Mittagszeit nach 20 km Fußmarsch. Vor der Bar traf ich auf weitere drei Pilger, die allerdings noch weiter in Richtung 'Saint Jean PdP' wollten. Ich besichtigte kurz die Kirche und half danach einem anderen Pilger auf den rechten Weg. Er kam - aus meiner Gehrichtung kommend - nach mir an, passierte den Ort schnellen Schrittes, war jedoch nach 10 Minuten wieder da und schaute sich recht ratlos um. Ich fragte, ob ich ihm helfen könne, denn um die Mittagszeit am Sonntag waren nur die Hunde der Einheimischen auf der Gasse. Er komme eigentlich aus Texas, jetzt aus Lissabon; ist von dort nach Santiago gelaufen, dann über den 'Französischen Weg' nach Saint Jean PdP und möchte nun via Vezelay nach Frankfurt (fast so wie ich). "Ein genau so verrücktet Typ wie ich", dachte ich mir; " dem musst du helfen!
Ich zeigte ihm an Hand meines GPS-Gerätes die kommende Route, doch er wollte nur noch zur Herberge, die sich etwa 500 m weiter befand.
Vielleicht laufen wir uns ja noch einmal über den Weg?
Ostaba lag an der Römerstraße gen Süden, hatte schon im frühen Mittelalter mehrere Hospitäler und Herbergen, doch heute erinnert in dem Ort so gut wie nichts an diese Zeit.
Das hingegen kann die Kapelle in Harambeltz (Foto) nicht von sich behaupten. Hier stand im 12. Jahrhundert einmal ein Pilgerhospital. Erbaut auf römischen (oder noch älteren) Fundamenten sind viele christliche Symbole, selbst in griechisch, noch erhalten. Auch Zeichen des Malteserordens sind sichtbar. Die mit Holz verkleideten und bemalten Wände stammen aus dem 17. Jahrhundert.
An der Kapelle von Soyarce mit ebenfalls alten Wandmalereien vorbei ging ich abwärts zur 'Stele von Gibralta'. An dieser Stelle markiert ein Stein in Form eines baskischen Grabsteines seit langer Zeit die Stelle, an der drei Jakobswege (von Le Puy-en-Velay, von Vezelay und Tour kommend) zusammen treffen und nun gemeinsam über Saint Jean PdP weiter Richtung Santiago führen.
Nach weiteren drei Kilometer hatte ich mein vorgenommenes Tagessoll geschafft. Einen Pilgerstempel bekam ich im Franziskanerkloster.

'Porte Saint-Jacques'

Samstag, 27. Juli 2013

Tag 168 - 27.07.2013

Ruhetag in Saint Jean PdP

Gestern war das Wandern aufgrund der mittaglichen Hitze doch etwas heftig und da für heute und diese Region Gewitter voraus gesagt wurden fanden wir es besser, etwas auszuruhen und in Saint Jean PdP zu bleiben. Wir besichtigten die Kirche 'Notre Dame du Bout du Pont', die touristische Fußgängermeile und ich konnte etwas gegen meinen gestrigen 'Mineralienverlust' unternehmen!  ;-)
Das Gewitter am Nachmittag zog an uns mit nur ein paar dicken Tropfen und vielen dunklen Wolken vorbei, doch es brachte eine Abkühlung auf ein erträgliches Maß.
Am Spätnachmittag sang anläßlich einer Doppelhochzeit, die von einem Bischof celebriert wurde, in der Kirche ein baskischer Männerchor.

Freitag, 26. Juli 2013

Tag 167 - 26.07.2013

Pas de Roland - Saint Jean Pied de Port - 32 km - 1005 km (r) - 3829 km (g)

Geschafft, die Strecke bis Saint Jean Pied de Port, aber auch der Wanderer!
Die Geier kreisten über der Schlucht, die ersten Rafting-Enthusiasten versuchten sich schon in dem 'wilden Wasser' der Nive, als ich meine heutige Etappe 'anging'! Ich kam gar nicht so richtig auf der schmalen D-349, die anfänglich mäandernd dem Flüsschen folgt, in Schwung, denn es gab so viel zu sehen! Links das rauschende Wasser, rechts die steilen, bewaldeten Hügel und den Blick nach vorne gerichtet ebenfalls 'Hügel'. Der asphaltierte Weg selbst stieg kaum an und bot die meiste Zeit Schatten. Nach Bidarray jedoch änderte sich dies. In diesem nur wenige Häuser zählenden Ort passierte ich wieder einmal eine 'röm. Brücke'. Danach stieg der Weg leicht aber beständig auf > 350 m an, führte vermehrt durch schattenlose Wiesen und nur an ganz wenigen Häuser / Höfen vorbei. Die Sonne brannte nun erbarmungslos, doch außer dem Wanderhut bot fast nichts Schatten. Und dann noch die andere Tatsache: als ich in Eyheralde ankam, war alles verschlossen: Mittagszeit! Selbst die Bushaltestelle bot gegen die Sonne keinen Schutz, sie bestand aus 'Plexiglas'.
Bei der 'Tour de France' kommt doch in diesen Fällen das Begleitfahrzeug und versorgt den Dürstenden; wo bitte ist mein 'Servicewagen'? An dieser Organisation muss dringend noch gearbeitet werden.
Selbst in Iroulé, da Mittagszeit, alles geschlossen und an dem Brunnen, der kühles Nass sprudelt steht, dass es kein Trinkwasser sei. Noch reicht mein mittlerweile warmer Vorrat, doch bei nun > 30 °C ist der Flüssigkeitsbedarf enorm. Und der GR-10, dem ich heute wieder größere Abschnitte folge, steigt wieder an. Wieder auf 350 m hoch, mit z. T. schönen Aussichten auf die nahen und etwas ferneren Hügel bzw. Berge.
Durch die 'Porte d'Espagne' von Saint Jean Pied de Port, durch die normalerweise die Jakobspilger gen Santiago ziehen, betrat ich bei 35 °C [im Schatten] diese Stadt. Im Pilgerbüro holte ich mir nicht nur einen Pilgerstempel für die heutige Etappe, sondern noch zwei 'Credenciales' (leere Pilgerausweise für künftige Stempel). Zum Glück hatte mein 'rollendes Hotel' schon am Campingplatz Quartier bezogen, denn einige Herbergen in dieser vom Pilgertourismus lebenden Stadt waren ausgebucht (siehe Foto).
Im Gegensatz zu deren 'Gäste' werde ich morgen ausschlafen und mich nicht schon spätestens um 6 Uhr auf den Weg machen.
(Heute hätte mein Start in Anbetracht der langen Strecke und des heißen Wetters allerdings etwas früher sein müssen!)
Pas de Roland
Bidarray mit roem. Bruecke
Trotz Hitze machte hier das Wandern Spass
Saint Jean Pied de Port
Eingang zu einer Pilgerherberge

Donnerstag, 25. Juli 2013

Tag 166 - 25.07.2013

Ascain - Pas de Roland - 26 km - 972 km (r) - 3797 km (g)
Als ich mir heute morgen in Ascain die Kirche ansehen wollte, war gerade ein Beerdigungsgottesdienst. Also begnügte ich mich mit der röm. Brücke und der Gewissheit, auf dem richtigen Weg zu sein, denn das Restaurant, dass ich passierte hieß St. Jacques.  ;-)
Es wurde wieder ein schöner, ein schön warmer Wandertag. Zuerst ging ich im Tal des Flüßchens des Arraiako, um wenig später in die Hügel der baskischen Bergwelt aufzusteigen. Alles um mich herum war grün, die Bebauung extrem spärlich. Dementsprechend gab es auch keine 'tabernas'!
Heute lief ich lange auf dem 'GR-8', der zwar manchmal auf Wirtschaftswegen verläuft, meist jedoch auf Wald- und Feldwegen. Viele Wanderwege sind hier gut ausgeschildert; sie führen durch die örtlichen 'Sehenswürdigkeiten' oder auf die Höhen, um einfach nur die Landschaft auf sich wirken zu lassen.
Nach fast vier Stunden erreichte ich Espelette. Gleich am Ortseingang hätte ich eine Chocolaterie besichtigen können, doch bei der Hitze heute wollte ich etwas anderes. In diesem Ort wird Paprika angeboten; in allen Variationen verarbeitet - also auch als Paprika-Schokolade!
Der kleine Ort lebt vom Tourismus und so reihen sich Verkaufsläden an Bars und Restaurantes. Man wirbt für den Paprika, indem man ihn sogar an den Hauswänden aufgehängt.
Von der Wehrkirche, die ich beim Verlassen des Ortes noch besichtigte, war ich etwas enttäuscht (im direkten Vergleich zur Kirche von Ascain). 
Südostwärts verließ ich diesen Ort, jetzt allerdings, um noch eimmal kräftig an Höhenmeter (350m) gewinnen zu müssen, ehe der Weg steil nach Laxia zum Pas de Roland hinab führte.

Mittwoch, 24. Juli 2013

Tag 165 - 24.07.2013

Hondarribia - Ascain - 24 km - 946km (r) - 3771 km (g)
Wieder bin ich einen kompletten Jakobsweg gelaufen, den 'Camino de la Costa'! 650 km entlang der spanischen Nordküste. Wehmut kam gestern beim 'Armagnac' auf, denn nun verlasse ich das Meer, zu dem ich eigentlich aufgebrochen war.
Trotz 'Begleitfahrzeug' waren die letzten Tagesetappen durch die baskischen Berge die "schwierigsten" dieses Küstenweges (hoch und runter sowie heiße Tagestemperaturen - und dann die "Großstädte"), allerdings auch landschaftlich die beeindruckensten.
In der Bucht von Hondarribia nahm ich mir noch einmal die Zeit, um in aller Ruhe einen Blick auf das Meer, die Wellen zu werfen [alles hat seine Zeit; die Zeit der Stille, des Nachdenkens, der Dankbarkeit, die Zeit am Meer - und des Weitergehens], ehe ich die wenigen Kilometer nach Irun aufbrach.
In Irun ging ich auf der Jakobsbrücke über den Grenzfluss 'Bidasoa'. Damit verließ ich zwar Spanien, doch noch nicht die 'baskische Region'. Zudem betrat ich ohne jedwelche Kontrollen französisches Terrain (ich habe es noch anders in Erinnerung!). Ab sofort wird offiziell Französisch gesprochen, doch viele Ortsbezeichnungen werden auch hier nur in baskischer Sprache angegeben. Ich passierte Hendaye südlich und war dann relativ schnell in der freien Natur. (Große Städte werde ich zum Glück so schnell nicht mehr durchqueren müssen!!!) Hier traf ich auch auf den Fernwanderweg GR 10, dem ich jedoch nur kurz folgte. Er nimmt die Höhen der kommenden Berge mit, ich will jedoch - soweit es geht - im Tal bleiben.
Ich wanderte jetzt bei herrlich sonnig warmem Wetter an Weiden vorbei, die mit großen flachen Steinen umfasst waren. Vorbei auch an gepflegten, einzeln stehenden Häusern, in den typischen Farben rot-weiß für diese Region. Einige Kilometer ging ich auch auf der ehemaligen "alten", d. h. einzigen Verbingungsstraße nach Spanien entlang. Dabei passierte ich eine Gîte, die in früheren Tagen einmal ein Pilgerhospitz war.
Im sanften 'Auf und Ab' mäanderte der Weg Richtung Urrugne. In diesem mit vielen Blumen geschmückten Ort besichtigte ich die Kirche 'Saint Vincent'. Zeitgleich mir mir betrat der Organist die Kirche und so kam ich zusätzlich in den Genuss einiger Orgelstücke. Die im 'baskisch-gothischen' Stil gehaltene Architektur geht auf das Jahr 1550 zurück, ursprüngliche Teile von 1083 sind aber auch noch zu sehen. Besonders beeindruckt - in der seit 1925 als 'Historisches Monument' eingestuften Kirche - hat mich die dreistöckige, hölzerne Gallerie, in die die moderne Orgel von 2009 -Daldosso- harmonisch eingepasst wurde. Viele weitere Elemente konnte ich entdecken, die in den spanisch-baskischen Kirchen anders waren oder gar fehlten.
Traurig und sprachlos stand ich dann vor dem Kriegerdenkmal (1. u. 2. WK) mit den sehr zahlreich aufgelisteten Gefallenen dieser kleinen Gemeinde.
Nachdenklich verließ ich diesen Ort, doch die Natur brachte mich bald wieder auf andere Gedanken.
Nach weiteren gut 7 km erreichte ich Ascain. Da mich auf dem Campingplatz mein 'rollendes Hotel' erwartete, steuerte ich zuerst diese Adresse an. Nach der erfrischenden Dusche beschloss ich, einfach einmal nichts mehr zu tun und die Besichtigung der wenigen Sehenswürdigkeiten dieses Ortes auf morgen früh zu verschieben.
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