Ich bin dann ´mal da

oder - frei nach Goethe -

„Nur wo man hingelaufen ist, ist man auch wirklich da gewesen!“

Samstag, 31. August 2013

Tag 202 - 30.08.2013

Corbigny -  Vézeleay - 33 km - 1891 km (r) - 4734 km (g)
Aufgrund des langen Tages einmal nur ein Kurzbericht.
Etwas später als sonst verließ ich meine 'Übernachtungsstätte'. Es war Markttag in der Stadt und man war um Viertel vor 9 Uhr dabei, die Stände aufzubauen. Mein Weg führte heute - wie schon gestern - durch welliges Land mit zwischendurch immer wieder ein paar schönen Aussichten. Nach einem Abstieg lag eine Kuh am Wegesrand.  :-(
In 'Bazoches' besichtigte ich die Kirche; in ihr ist die Grablegung von 'Marschall de Vauban', der (1633 - 1707) Festungsanlagen plante und bauen ließ. Napoleon ließ jedoch sein Herz in den Invalidendom nach Paris holen. Am Château de Bazoches, das sich  seit 1675 immer noch im Familienbesitz befindet, vorbei ging ich auf der alten Römerstraße viele Kilometer durch den Wald.
Müde, durstig und abgekämpft erreichte ich 'Vézelay'. Vorher hatte ich noch einmal eine kleine Ansteigung zu bewältigen. Unter gekommen bin ich im Kloster der 'Sœrs franciscaines'. Mein Bett im Schlafsaal liegt natürlich auch wieder im 3. Stock (Wendeltreppe).
Ich besichtigte die imposant wirkende Kathedrale und verinnerlichte mir noch einmal die Geschichte dieses Ortes.
Nachschubbasis der Römer
1146 rief Bernhard von Clairvaux den 2. Kreuzzug aus
1160 trafen sich hier die Truppen zum 3. Kreuzzug unter Richard Löwenherz
1166 suchte Thomas Beckett in dieser Stadt Zuflucht
1217 gründete Franz von Asisi seine erste Niederlassung
Stützpunkt der Hugenotten im 16. Jahrhundert
...

Freitag, 30. August 2013

Tag 201 - 29.08.2013

Prémery - Corbigny - 34 km - 1858 km (r) - 4701km (g) 
Lang waren die Schatten, die die tief stehende Morgensonne warf. Ich merke mittlerweile deutlich, dass der Sonnenaufgang jetzt erst nach 7 Uhr stattfindet.
Eine längere Etappe stand wieder bevor; zum Glück hatte ich mich mit Getränken eingedeckt, denn zwischendurch sollte es wieder einmal keine Einkehrmöglichkeit geben.
Passend zu dem Ort, den ich verließ, war der zugewachsene Brunnen. Aus ihm hatte man schon lange kein Wasser mehr geschöpft.
Morgendunst lag in den Niederungen, während ich auf Land- und Nebenstraßen durch weite, landwirtschaftlich intensiv genutzte Landstriche ging.
Leider traf ich auch hier wieder auf verlassene Höfe bzw. Relikte längst vergangener Zeiten. In 'Vilaine' hingegen ging ich an einem Schloss vorbei, dass seine genutzten Areale und Gebäude stark reduzierte hatte (gegenüber früher), aber sonst immer noch bewohnt wurde. In den anderen kleinen Orten, durch die ich heute ging, saß entweder der Opa im Schatten des Baumes, oder goß die Geranien, die Oma war mit Essensvorbereitungen beschäftigt (Tür und Fenster stehen gewöhnlich offen) - oder beide saßen zusammen auf der Bank vor dem Haus. Oft winkten sie mir freundlich zu. Laut bellende Hunde, die am liebsten noch den uns trennenden Maschendrahtzaun durchbeißen würden, um an meine Hosenbeine zu kommen, gab es hier keine. Hier räkelte sich die Katze höchstens auf dem Briefkasten.
In 'St. Révérin legte ich einen ersten kleinen Zwischenstopp ein. Hier bauten Mönche 1076  aus Cluny ein Kloster, von dem Teile noch erhalten sind. In der Kirche konnte ich mittelalterliche Wandmalereien und Grabplatten vom 12. Jahrhundert ansehen. Ansonsten hätte ich noch übernachten können, doch der Ort bot sonst nichts. Also ging ich weiter, diesmal auf alten Wegen durch Wald und Feld.
Nicht nur, dass ich wieder durch wellig, hügeliges Land lief, auch am Horizont waren die ersten Ausläufer von höheren Hügeln zu erkennen, die auf meiner morgigen Etappe bewältigt sein wollen.
In 'Guipy' hatte auch noch die einzige Bar (mit kleinem Verkaufsladen) auf der gesamten Tagesetappe ihren Ruhetag und war dementsprechend verschlossen. Über weitere zwei kleine Ansiedlungen kam ich an den 'Canal du Nivernais', den ich querte, auf dem gerade kleine Hausboote unterwegs waren. Nach weiteren gut drei Kilometer erreichte ich 'Corbigny' und wenig später die erste offene Kneipe. Eigentlich hatte ich mir für heute vorgenommen, nur einmal von den schönen Erscheiungsbildern des Ortes zu berichten, der zumindest mit einem Stern (von vier) als "Blumenstadt" gelistet ist. Doch was war das erste, was ich von diesem Ort sah? - Plattenbauten, davor sitzend Jugendliche im besten Arbeitsalter; schwarze, aufgerissene Müllbeutel - es roch nicht gerade angenehm.
Nun saß ich beim Bier und hatte das Haus gegenüber im Blickfeld. Schmutzig grau, die Regenrinne hatte vor Jahren ihre Funktion verloren; aus den Ritzen im Mauerwerk wuchsen Gras, Wildkräuter und sogar eine kleine Birke. Die Gardienen, sicherlich seit Jahren schon nicht mehr gewaschen - und dennoch werden die dahinter liegenden Zimmer bewohnt. ' s erinnerte mich an Szenen: "neue Bundesländer, vor der 'Wende'.
Auch in dieser Stadt passte wieder alles: "zu vermieten", "zu verkaufen", "Ausverkauf", ... Die Kirche war natürlich auch verschlossen.
Unter gekommen bin ich bei einer gebürtigen Österreicherin, die die liebe Liebe hier her verschlagen hat und in ihrem Haus (letztes Foto) Pilgern Unterkunft 'mit Familienanschluss' ermöglicht.

Mittwoch, 28. August 2013

Tag 200 - 28.08.2013

Nevers - Prémerery - 31 km - 1824 km (r) - 4667 km (g)
Zu der Stadt, die ich heute morgen im dichten Nebel verließ, gibt es noch "süße" Nachträge.
A) 1862 besuchte Napoléon die Stadt Nevers. Eugénie fand dabei Gefallen an den bunten "Pralinen" mit zart schmelzender Hülle und Krokantfüllung. Als sie wieder zu Hofe in Paris, ordert sie größere Mengen. Seitdem ...
B) 1902 besuchte der Äthiopische Kaiser Menelik, unter dem Namen Negus bekannt, Frankreich. Da es damals das wichtigste Ereignis war, wurde ihm zu Ehren von dem Confectioner Grelier ein weicher Karamelbonbon benannt, der aus Zuckerguss in Kaffee- oder Schokoladengeschmack (und dem entsprechender Farbe) die Süßigkeit umhüllt. Seitdem ...
Es dauerte mehr als eine Stunde, bis ich die Stadt hinter mir gelassen hatte. Erst, als ich dann auch noch die Autobahn überquert hatte, war ich wieder in der ruhigen Landschaft. Etwas hügelig, wellig wurde sie und ab und zu führte mein Weg an kleinen Wasserläufen entlang.
Kurios empfinde ich oft die Bezeichnung  'Château d'eau' = Wasserschloss, was sich dann allerdings als 'Wasserturm' entpuppt; wir würden es einfach als 'Hochbehälter' bezeichnen.
Hinter 'les Vannes' galt es eine kleine Anhöhe zu erklimmen. Auf der Forststraße ging es dann nahezu 4 km - wie von einer Schnur gezogen - geradeaus. Der Eisenbahnstrecke, der ich dann kurzzeitig folgte, ist schon lange still gelegt.
Im Tal mäanderte dann der Weg, dem Bachlauf 'la Renevre' folgend. Vor 'Rigny' gab es noch einen höheren Anstieg zu bewältigen, ehe ich zur 'Nièvre' wieder absteigen konnte. Kurz vor 'Prémery', die Sonne kam vor gut einer Stunde mehr und mehr durch, lief ich dann noch an einer Industrie-Ruine vorbei.
Sie prägte und prägt den Ort heute noch. Einstmals ein ruhig beschaulich vornehmer Ort in ländlicher Idylle mit dem Sommerschloss der Bischöfe aus Nevers, bis 1886 das belgische Brüderpaar Lambiotte eine Fabrik zur Holzvergasung erstellt. Neben der industrieellen Herstellung von Holzkohle wurden Aceton, Methanol, Formol und weitere 'Holzaromastoffe' produziert. Auf Grund der damit einhergehenden Umweltverschmutzung und nicht Einhaltung der strikten Auflagen wurde die komplette Firma 2003 geschlossen. 3000 Arbeitsplätze vielen von heute auf morgen weg; viele zogen fort. Den Geschäften fehlte die Kundschaft, sie schlossen. Die drei Straßenzeilen erscheinen fast wie eine Geisterstadt. Traurig anzuschauen, was seit zehn Jahren einen neuen Besitzer sucht; noch trauriger, was versucht, zu überleben.
In dem Restaurant, das gleichzeitig auch noch Übernachtungen anbietet, waren denn auch Glenn Miller und ich die einzigsten Gäste.

Dienstag, 27. August 2013

Tag 199 - 27.08.2013

Marcigny - Nevers - 27 km - 1793 km (r) - 4636 km (g)
Bewölkt bis heiter sollte es heute laut Wetterbericht sein, doch was war das? Am Morgen ein Wetter wie in Galicien. Es nieselte, der Himmel erschien grau in grau mit der Landschaft und mit zunehmendem Vormittag wurde die Sicht begrenzter. So entschied ich mich, so schnell wie möglich nach 'Nevers' zu gelangen. Ich verzichtete auf die Stadtbesichtigung von 'Saint-Pierre-le-Moûtier' und vertraute danach ganz meinem GPS-Gerät, dass mir um gut eine Stunde eine kürzere Wegvariante als die offiziell ausgeschilderte Route anbot. Landschaftlich zu sehen in dem flachen Areal und dem im Nichts verschwundenen Hintergrund gab es sowieso "nichts".
Im gerade noch wahrnehmbaren Abstand gab es hin und wieder eine Domaine, ein Château, so z.B. das 'de Villars'.
Es war nicht kalt; so konnte bald die Feuchtigkeit unter dem Regenumhang mit der von Außerhalb mithalten.
Kurz nach 'Challuy' wurde die Sicht besser und mit dem Überqueren der Loire in 'Nevers' hörte gar der Regen auf. Jetzt erst konnte ich auch erkennen, das das hohe "Gebilde" in der Stadt kein Hochhaus, sondern der komplett mit Gerüst umgebene Kirchturm der Kathedrale war.
Wie zu früheren Pilgerzeiten betrat ich die Stadt durch zwei hintereinander gelegene Stadttore, ehe mich der Weg entlang von alten Hausfassaden Richtung Kathedrale 'Saint Cyr - Sainte Julitte' führte. Durch einen Bombenangriff der Engländer vom 15./16.Juli 1944, der eigentlich dem Bahnhof galt, wurde auch das historische Viertel der Stadt sowie die Kathedrale schwerst beschädigt. Die Restaurationsarbeiten sind immer noch nicht abgeschlossen. Erhalten geblieben ist allerdings das Fresco aus dem 12. Jahrhundert 'Christ en gloire'.
Ein anschließender kleiner Stadtrundgang brachte mich u.a. vor den 'Palast der Herzöge', im Renaissance-Stil' erbaut.
Unter gekommen bin ich im Kloster (Espace Bernadette Soubirous). Hier lebte die 1933 heilig gesprochene Bernadette von 1866 bis 1879, nachdem sie in ihrer Heimatgemeinde Lourdes insgesamt 18. Marienerscheinungen hatte. Seit 1925 ruht ihr Körper in einem Glassarg in einer Seitenkapelle.

Tag 198 - 26.08.2013

Valigny - Marcigny - 30 km - 1766 km (r) - 4609 km (g)
Warum müssen manche Kirchturmuhren auch nachts die Stunden und Viertelstunden so verkünden, dass man sie im weiten Umkreis noch vernimmt; insbesondere, wenn man direkt gegenüber schlafen möchte?
Außer diesem 'Hôtel' und der Kirche gibt es in 'Valigny' nichts; etwa noch fünfzehn Häuser, fünf davon suchen einen neuen Besitzer. Die 'Boulangerie' (siehe Foto) steht exemplarisch dafür. Und: was macht ein 'Hotelier', um zu überleben, obwohl er schon noch gleichzeitig Tabakladen, Lottoannahme- und Brotverkaufsstelle ist, wenn er mit durchschnittlich 20 Gästen kalkuliert und nur 10 kommen? Genau! Die 10 Durchreisenden müssen das bezahlen, was ihm sonst 20 Gäste erwirtschaften würden. Folge: es ist fast alles doppelt so teuer. Da es aber für die Fernwanderer in dieser Gegend absolut keine Ausweichmöglichkeit gibt, ist man leider darauf angewiesen! Kurzum: mal wieder in Frankreich ein Platz, wo selbst im eigenen Landesvergleich das Preis-Leistungsverhältnis nicht stimmt.
10 °C waren es am Morgen, als ich das Haus verließ. Die Morgensonne, die sich nach dem Regenschauer gestern nachmittag heute wieder blicken ließ, verlieh der Landschaft einen goldgelben Schimmer. Leider bedeckten Wolken ab Mittag wieder den komplette Himmel, es war dann mit nur noch 19 °C frisch und windig; dennoch: ideales Wanderwetter.
Stellenweise hatte ich in der 'leeren Landschaft' große Weitsichten. Ich verließ so allmählich auch die Region, in der noch Mais und Getreide angebaut wurde und ging dann durch viel Brachland. Nicht einmal als Weiden wurden weite Teile des Areals benutzt.
In 'Lurcy-Levis' war gerade Wochenmarkt. Händler der Region boten ihre landwirtschaftlichen Produkte an, während der CD-Verkäufer den kompletten Platz beschallte. Die Kirche aus dem 12. Jahrhundert war innen starkt renovierungsbedürftig; ein Wandgemälde in der Apsis kaum noch zu erkennen. Anders hingegen das in der Kirche von 'le Veurdre', das das selbe Thema darstellt.
Kurz vor der Brücke von 'le Veurdre', die über den Fluss 'Allier' führt, ein Gedenkstein und ein Hinweisschild; so etwas ist hier oft zu finden. Mit dem Überqueren der Brücke verließ ich das Departement 'Ailler' (03), dass ich nur für kurze Zeit nach dem Departement 'Cher' (18) gestreift hatte und wandere nun durch das Departement 'Nièvre' (38) in der Region 'Bourgogne'. Gleichzeitig macht sich die Veränderung der Bodenbeschaffenheit bemerkbar. Kalkstein bestimmt nun auch das Aussehen der Region.
Die romanische Kirche in 'Livry' war verschlossen, wie auch das einzige 'Café' in dieser Straßenansiedlung. Wenige Kilometer weiter fand ich bei einer ehemaligen Pilgerin Quartier. Von ihrem Weg nach 'Santiago de Compostella' zurück hat sie beschlossen, Pilgern in ihrem Haus eine Übernachtungsmöglichkeit incl. Verköstigung anzubieten.

Sonntag, 25. August 2013

Tag 197 - 25.08.2013

Gut gestärkt verließ ich die gastliche Herberge und fand kurz hinter dem Ort einen Wohnwagen im Feld (solch 'Entsorgte' stehen hier öfters herum, manchmals sogar mit der ehemaligen 'Zugmaschine').
Nach einer guten halben Stunde erreichte ich die ersten Häuser von 'Saint-Amand-Montrond'. Die Stadt schien noch zu schlafen; nur wenige Autos waren unterwegs. Plötzlich trat ein Polizist aus einem Hauseingang etwas auf den Bürgersteig und wies mich "zur eigenen Sicherheit" an, die Seitenstraße zu wechseln und zügig weiter zu gehen. Ich tat wie befohlen, während er wieder Sichtschutz im Hauseingang suchte. Per Blick im Augenwinkel konnte ich in der einmündenden Seitenstraße drei Privat-Pkw sehen, je mit 'Kojak-Leuchte' auf der Seite des Autodaches. Und entgegen kam mir ein Lieferwagen mit der seitlichen Beschriftung: 'Kriminaltechnik'.

Ich ging weiter zum Hauptkreisel, in dem gerade eine Mirage 'abhebt'. Kurz danach, in der Stadtmitte, erinnerten mehrere Fahrradplastiken daran, das in dieser Stadt im Juni eine Endetappe der 'Tour de France 2013' war.
Ich konnte mich wieder ausreichend mit Getränken und Lebensmitteln versorgen.
Als ich aus der Stadt hinaus gehen möchte, will mich wieder ein Bürger 'auf den rechten Weg' bringen. Als ich im jedoch erklärte, ich laufe bewusst verkehrt herum, da ich von Santiago komme, kramte er in seiner Hosentasche und gab mir ein spanisches 2 Cent Stück. Er meinte: "eine Medaille oder so was hab' ich nicht, aber, da ist die Kathedrale von Santiago drauf. Ich schenke es dir!" Er drückte mit das kleine Geldstück in die Hand und meinte dabei: "Viel Glück noch auf deinem Weg".
Dieser führte mich viele Kilometer am 'Canal du Berry' entlang. Ab und zu hoffte einmal ein Angler, dass die Fische in der graugrünen, total veralgten Brühe den ausgeworfenen Köder wahr nehmen. Auch lagen von den Pappeln abgebrochene Äste im verlandeten Kanal. Hier ist schon lange nicht einmal mehr ein Hausboot durchgefahren.
Ich erreichte 'Charenton-du-Cher'. Am Ende der langen Einfallstraße konnte ich sehen, wie stets ein Auto kam, kurz hielt und nach etwa einer Minute einem anderen Gefährt Platz machte. Als ich näher kam, sah ich den Grund. Eine offene Bäckerei! Tja, in Frankreich fährt man mit dem Auto oft viele Kilometer für EIN frisches Baguette zu 80 Cent.
Die Kirche lag auf dem ausgeschilderten Weg; also, warum nicht einmal kurz hinein geschaut, zumal heute Sonntag ist.
Die Lampen brannten ebenso noch wie die Kerzen vom gerade zu Ende gegangenen Gottesdienst. Zwei Personen waren gerade damit beschäftigt, die ausgelegten Liedzettel wieder einzusammeln.
"Wie kommen Sie denn hier herein?" fuhr mich der ältere der beiden Liedzetteleinsammler an. Er wartete gar nicht meine Antwort ab und meinte: "WIR haben geschlossen!" (So, wie ein Geschäft???) "Ja, ich werde dann auch nur eine Minute, solange Sie noch beschäftigt sind, die Liedzettel ..."  "Nein, nicht einmal 30 Sekunden, hier ist jetzt zu!" Und dann meinte er noch so etwas wie ["Je suis désolée"], dass es ihm leid täte ...
Schweigend, verließen mein Pilger und ich sofort die Kirche und gingen in Gedanken versunken weiter. Nur das Knarren der Trageriemen des Rucksacks nahmen wir noch war. Etwas außerhalb des Ortes machten wir dann unter einem kleinen Ahornbaum Rast. Hier - in der freien Natur - fanden wir sie für uns wieder: "unsere Kirche", hier begegneten wir unserem Gott so wie auf jedem bisherigen Tag unserer Pilgerreise.
Der Weg zog sich entlang der Felder und kurz vor 'Ainay-le-Château' fing es auch noch an zu regnen. Seit Galicien hatte ich sie nicht mehr gebraucht; jetzt hingegen war rasches Handeln erforderlich. Da die Pilgerherberge erst in zwei Stunden Einlass gewährte, beschloss ich - entgegen meiner Planung - noch 11 km an diese Etappe 'dran zu hängen. (Dabei habe ich feststellen müssen, dass 11 km - nach bereits  gelaufenen 24 km - 'länger sind' als die ersten 11 km vor  noch zu laufenden 24 km).
Erschöpft kam ich in 'Valigny' im 'Relais de la Fôret' an, wo ich im Dachgeschoss- im ansonst absolut leeren Haus - eine Bleibe für die Nacht fand.

Diese Webseite verwendet Cookies. Durch die Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Datenschutzinformationen