Ich bin dann ´mal da

oder - frei nach Goethe -

„Nur wo man hingelaufen ist, ist man auch wirklich da gewesen!“

Sonntag, 18. August 2013

Tag 190 - 18.08.2013

Châtelus  -  Bénévent-l'Abbaye - 19 km - 1551 km (r) - 4394 km (g)
"Von dir spricht man!"
Es sollte heute keine längere Strecke werden, folglich startete ich gut ausgeschlafen etwas später. An der ehemaligen Bürgermeisterei gaben sich Schwalben in den wärmenden Sonnenstrahlen ein munteres 'Stell-Dich-Ein'. Ansonsten war ich heute nahezu alleine unterwegs. Einige Fahrradfahrer sowie wenige Autos begegneten mir auf der Straße - und ein französisches Pilgerehepaar mit Hund. Letzterer trug brav seine beiden Packtaschen, die Frau ihren Rucksack und der Mann zog ein angeschnalltes, einachsiges kleines 'Wägelchen', Marke Eigenbau. Wir begegneten uns auf der schmalen Landstraße im Wald. Noch ehe wir auf gleicher Höhe waren, grüßte er und fragte, ob ich der wäre, der zurück läuft. Ich bejahte, da ich doch in seiner Gegenrichtung unterwegs war. "Nein", meinte er, "der, der schon die ganze Strecke hin und sie derzeit auch wieder zurück läuft - und das von Santiago?" Da es DERZEIT sicherlich nicht viele geben wird bejahte ich und fragte, woher er von mir wisse? "In den Herbergen und unter den Pilgern spricht man von dir!" Und dann wollte er mir unbedingt die Hand schütteln und meinte noch: "quel courage!" Respekt zollte mir seine Ehefrau, da ich dies alles ja auch noch alleine bewerkstellige. Für sie, ALLES selbstständig und jeden Tag von Neuem organisieren zu müssen, unvorstellbar!
Nach ein paar weiteren 'Höflichkeitsfloskeln' aber auch detaillierten Fragen verabschiedeten wir uns voneinander und wünschten uns gegenseitig "Bon Chemin". Keine drei Schritte getan konnte ich ihn noch vernehmen: "eigentlich wollte ich es ja gar nicht glauben, aber wir haben ihn tatsächlich getroffen!"
Ich war getroffen, platt, sprachlos. So muß es im Mittelalter auch gewesen sein; die Kunde eilt einem vorraus. Nur, hier laufe ich in entgegengesetzter Richtung und kein Pilger hat mich überholt, höchstens ein paar Fahrradpilger, mit denen man ein kurzes Gespräch führte.
Wieder durch Wald und Feld führte mich der Weg nach 'Mourioux'. Ein paar Häuser um die verschlossene Kirche, sonst herrschte hier Sonntagsruhe! Im Schatten der Kirche machte ich kurz Pause bei Wasser und Brot. Kurz nach 13 Uhr erreichte ich 'Bénevent-l'Abbaye', mein heutiges Etappenziel. Noch ehe ich in der liebevoll eingerichteten Pilgerherberge eincheckte (das Haus links neben der Kirche mit den weißen Klappläden; auch sie steht mit dem gesamten Haus zum Verkauf an), musste ich in der einzigen Bar des Ortes noch unbedingt etwas gegen meinen drastischen 'Mineralienverlust' unternehmen, denn am Sonntag schließt sie um 14 Uhr und macht erst am Dienstag wieder auf!
Nach einer kurzen Erholungspause besichtigte ich die sehenswerte romanische Kirche und stärkte mich anschließend in der genau dem Kirchenportal gegenüber gelegenen 'Teestube'.
Ich habe es extra im Bild festgehalten; für 11 € incl. Getränk; ach ja, und die Nachspeise war noch im Preis inbegriffen.
Dies ließ die beiden letzten kargen Pilgertage schnell vergessen.
PS: ganz so falsch schein ich mit den bisher zurück gelaufenen Kilometern nicht zu liegen!  ;-)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google [https://policies.google.com/privacy?hl=de]
Dieser Blog ist mit Blogspot einem Googleprodukt erstellt und wird von Google gehostet.

Diese Webseite verwendet Cookies. Durch die Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Datenschutzinformationen