Ich bin dann ´mal da

oder - frei nach Goethe -

„Nur wo man hingelaufen ist, ist man auch wirklich da gewesen!“

Mittwoch, 28. August 2013

Tag 200 - 28.08.2013

Nevers - Prémerery - 31 km - 1824 km (r) - 4667 km (g)
Zu der Stadt, die ich heute morgen im dichten Nebel verließ, gibt es noch "süße" Nachträge.
A) 1862 besuchte Napoléon die Stadt Nevers. Eugénie fand dabei Gefallen an den bunten "Pralinen" mit zart schmelzender Hülle und Krokantfüllung. Als sie wieder zu Hofe in Paris, ordert sie größere Mengen. Seitdem ...
B) 1902 besuchte der Äthiopische Kaiser Menelik, unter dem Namen Negus bekannt, Frankreich. Da es damals das wichtigste Ereignis war, wurde ihm zu Ehren von dem Confectioner Grelier ein weicher Karamelbonbon benannt, der aus Zuckerguss in Kaffee- oder Schokoladengeschmack (und dem entsprechender Farbe) die Süßigkeit umhüllt. Seitdem ...
Es dauerte mehr als eine Stunde, bis ich die Stadt hinter mir gelassen hatte. Erst, als ich dann auch noch die Autobahn überquert hatte, war ich wieder in der ruhigen Landschaft. Etwas hügelig, wellig wurde sie und ab und zu führte mein Weg an kleinen Wasserläufen entlang.
Kurios empfinde ich oft die Bezeichnung  'Château d'eau' = Wasserschloss, was sich dann allerdings als 'Wasserturm' entpuppt; wir würden es einfach als 'Hochbehälter' bezeichnen.
Hinter 'les Vannes' galt es eine kleine Anhöhe zu erklimmen. Auf der Forststraße ging es dann nahezu 4 km - wie von einer Schnur gezogen - geradeaus. Der Eisenbahnstrecke, der ich dann kurzzeitig folgte, ist schon lange still gelegt.
Im Tal mäanderte dann der Weg, dem Bachlauf 'la Renevre' folgend. Vor 'Rigny' gab es noch einen höheren Anstieg zu bewältigen, ehe ich zur 'Nièvre' wieder absteigen konnte. Kurz vor 'Prémery', die Sonne kam vor gut einer Stunde mehr und mehr durch, lief ich dann noch an einer Industrie-Ruine vorbei.
Sie prägte und prägt den Ort heute noch. Einstmals ein ruhig beschaulich vornehmer Ort in ländlicher Idylle mit dem Sommerschloss der Bischöfe aus Nevers, bis 1886 das belgische Brüderpaar Lambiotte eine Fabrik zur Holzvergasung erstellt. Neben der industrieellen Herstellung von Holzkohle wurden Aceton, Methanol, Formol und weitere 'Holzaromastoffe' produziert. Auf Grund der damit einhergehenden Umweltverschmutzung und nicht Einhaltung der strikten Auflagen wurde die komplette Firma 2003 geschlossen. 3000 Arbeitsplätze vielen von heute auf morgen weg; viele zogen fort. Den Geschäften fehlte die Kundschaft, sie schlossen. Die drei Straßenzeilen erscheinen fast wie eine Geisterstadt. Traurig anzuschauen, was seit zehn Jahren einen neuen Besitzer sucht; noch trauriger, was versucht, zu überleben.
In dem Restaurant, das gleichzeitig auch noch Übernachtungen anbietet, waren denn auch Glenn Miller und ich die einzigsten Gäste.

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