Ich bin dann ´mal da

oder - frei nach Goethe -

„Nur wo man hingelaufen ist, ist man auch wirklich da gewesen!“

Freitag, 30. August 2013

Tag 201 - 29.08.2013

Prémery - Corbigny - 34 km - 1858 km (r) - 4701km (g) 
Lang waren die Schatten, die die tief stehende Morgensonne warf. Ich merke mittlerweile deutlich, dass der Sonnenaufgang jetzt erst nach 7 Uhr stattfindet.
Eine längere Etappe stand wieder bevor; zum Glück hatte ich mich mit Getränken eingedeckt, denn zwischendurch sollte es wieder einmal keine Einkehrmöglichkeit geben.
Passend zu dem Ort, den ich verließ, war der zugewachsene Brunnen. Aus ihm hatte man schon lange kein Wasser mehr geschöpft.
Morgendunst lag in den Niederungen, während ich auf Land- und Nebenstraßen durch weite, landwirtschaftlich intensiv genutzte Landstriche ging.
Leider traf ich auch hier wieder auf verlassene Höfe bzw. Relikte längst vergangener Zeiten. In 'Vilaine' hingegen ging ich an einem Schloss vorbei, dass seine genutzten Areale und Gebäude stark reduzierte hatte (gegenüber früher), aber sonst immer noch bewohnt wurde. In den anderen kleinen Orten, durch die ich heute ging, saß entweder der Opa im Schatten des Baumes, oder goß die Geranien, die Oma war mit Essensvorbereitungen beschäftigt (Tür und Fenster stehen gewöhnlich offen) - oder beide saßen zusammen auf der Bank vor dem Haus. Oft winkten sie mir freundlich zu. Laut bellende Hunde, die am liebsten noch den uns trennenden Maschendrahtzaun durchbeißen würden, um an meine Hosenbeine zu kommen, gab es hier keine. Hier räkelte sich die Katze höchstens auf dem Briefkasten.
In 'St. Révérin legte ich einen ersten kleinen Zwischenstopp ein. Hier bauten Mönche 1076  aus Cluny ein Kloster, von dem Teile noch erhalten sind. In der Kirche konnte ich mittelalterliche Wandmalereien und Grabplatten vom 12. Jahrhundert ansehen. Ansonsten hätte ich noch übernachten können, doch der Ort bot sonst nichts. Also ging ich weiter, diesmal auf alten Wegen durch Wald und Feld.
Nicht nur, dass ich wieder durch wellig, hügeliges Land lief, auch am Horizont waren die ersten Ausläufer von höheren Hügeln zu erkennen, die auf meiner morgigen Etappe bewältigt sein wollen.
In 'Guipy' hatte auch noch die einzige Bar (mit kleinem Verkaufsladen) auf der gesamten Tagesetappe ihren Ruhetag und war dementsprechend verschlossen. Über weitere zwei kleine Ansiedlungen kam ich an den 'Canal du Nivernais', den ich querte, auf dem gerade kleine Hausboote unterwegs waren. Nach weiteren gut drei Kilometer erreichte ich 'Corbigny' und wenig später die erste offene Kneipe. Eigentlich hatte ich mir für heute vorgenommen, nur einmal von den schönen Erscheiungsbildern des Ortes zu berichten, der zumindest mit einem Stern (von vier) als "Blumenstadt" gelistet ist. Doch was war das erste, was ich von diesem Ort sah? - Plattenbauten, davor sitzend Jugendliche im besten Arbeitsalter; schwarze, aufgerissene Müllbeutel - es roch nicht gerade angenehm.
Nun saß ich beim Bier und hatte das Haus gegenüber im Blickfeld. Schmutzig grau, die Regenrinne hatte vor Jahren ihre Funktion verloren; aus den Ritzen im Mauerwerk wuchsen Gras, Wildkräuter und sogar eine kleine Birke. Die Gardienen, sicherlich seit Jahren schon nicht mehr gewaschen - und dennoch werden die dahinter liegenden Zimmer bewohnt. ' s erinnerte mich an Szenen: "neue Bundesländer, vor der 'Wende'.
Auch in dieser Stadt passte wieder alles: "zu vermieten", "zu verkaufen", "Ausverkauf", ... Die Kirche war natürlich auch verschlossen.
Unter gekommen bin ich bei einer gebürtigen Österreicherin, die die liebe Liebe hier her verschlagen hat und in ihrem Haus (letztes Foto) Pilgern Unterkunft 'mit Familienanschluss' ermöglicht.

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