Ich bin dann ´mal da

oder - frei nach Goethe -

„Nur wo man hingelaufen ist, ist man auch wirklich da gewesen!“

Freitag, 23. August 2013

Tag 195 - 23.08.2013

La Châtre - la Petite Preugne - 28 km - 1675 km (r) - 4518 km (g)
Der Mond schien noch, als ich mich kurz vor 8 Uhr auf den Weg machte, um die Stadt ostwärts zu verlassen. Vorbei an einem Haus aus dem 16. Jahrhundert, mit eben solch alter Tür. Dieses Haus hat sich vor vielen Jahren ein regionaler Schriftsteller als 'Buchkulisse' genommen. Der Weg führte mich gleich durch große Felder und ab und zu einmal durch eine Allee. Während in den Morgenstunden die lockere Bewölkung etwas zunahm und mich hoffen ließ, im 'Wolkenschatten' wandern zu können, waren ab 10 Uhr schon alle Wolken verschwunden und die Sonne brannte erbarmungslos. Es wehte auch kein Lüftchen, dass etwas Erfrischung bedeutet hätte. Das erste romanische Kirchlein (St. Martin) war leider verschlossen. Flach wurde das Land mit einer weiten Rundumsicht. In Néret machte ich am ehemaligen Waschhaus der Gemeinde Rast. Hier hat man Sitzgelegen mit Tischen aufgestellt und erklärt auf einer großen Tafel kurz jeweils die Dorfgeschichte, die Natur und die wirtschaftlich, gewerbliche Situation. Die intensive Viehwirtschaft wurde abgeschaft, stattdessen setzt man auf Weizen und Sonnenblumen - und in ganz bescheidenem Umfang auch auf Wein. Châteaumeillant erreichte ich um die Mittagszeit. Es war Markt und viele Händler (Schuhe, Töpferwaren, Haushaltsartikel) hatten ihre Ware einfach auf der gesperrten Straße ausgelegt. Ich ging zur Touristeninfo, um mir einen Pilgerstempel abzuholen. Für die obligatorische Statistik wollte die Dame u.a. wissen, wo ich das letzte mal geschlafen habe, d.h., wo ich her komme. "Aus 'La Châtre' gab ich ihr zur Antwort. Nun, sie wusste mittlerweile, das ich Deutscher bin, und vielleicht der Sprache nicht ganz so mächtig, also fragte sie mich noch einmal; ganz langsam sprechend und deutlich betonend. Die Antwort, die ich ihr gab, war natürlich wieder die selbe. "Oh non", rief sie, kramte hastig eine regionale Faltkarte unter dem Tresen hervor und zeigte darauf. "Hier sind wir - und jetzt zeigen Sie mir bitte, wo Sie heute entlang gegangen sind bzw. genächtigt haben" (dabei umkreiste sie die Region östlich der Stadt). Meine Antwort und mein Fingerzeig: la Châtre. Mit beiden Händen stützte sie sich jetzt auf den Tresen und holte - immer noch freundlich - tief Luft. Ehe sie aber irgend etwas äußern konnte, sagte ich zu ihr erklärend: " Ich laufe den Weg rückwärts!" Ihre Anspannung in den Händen ließ nach, im Gegenteil; sie benötigte sie, um sich jetzt fest zu halten, denn, wie sie mir erklärte, sei ich der erste bei ihr in der Info, der entgegen der offiziellen Ausschilderung läuft. "Unglaublich", meinte sie nur, doch als ich ihr sagte, dass ich direkt von Santiago komme, schaute sie mich nur noch sprachlos an. Nach einer Schweigesekunde fragte sie ahnend vorsichtig: "Und wie sind Sie da hin gekommen - auch zu Fuß?" Das ungläubige Erstaunen war dieser hinter dem Tresen nun nahezu erstarrten Frau anzusehen.
Danach versorgte ich mich in der Epicerie mit Proviant und Getränken und besichtigte die sehenswerte romanisch-gotische Kirche. Hier traf ich drei Fahrradpilger, die im Schatten der Kirche Mittagspause eingelegt hatten.
Nach ebenfalls einer kleinen Erholungspause machte ich mich bei jetzt 30 Grad im Schatten auf den noch etwa 8 km langen Asphaltweg zu meinem heutigen Etappenziel. Die Sonne brannte mir im Nacken; nirgens ein schattenspendender Baum am Weg. Ich bekam den 'Tunnelblick' ( vorletztes Foto). Endlich sah ich das Haus! Umgeben von Sonnenblumen liegt es auf einer kleinen Anhöhe und wird von einem älteren Ehepaar bewohnt; von April bis Oktober. In dieser Zeit vermieten sie auch an Pilger und Wanderer Zimmer, bekochen sie, ... So durfte auch ich Ihre herzliche Gastfreundschaft erfahren.

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