Ich bin dann ´mal da

oder - frei nach Goethe -

„Nur wo man hingelaufen ist, ist man auch wirklich da gewesen!“

Mittwoch, 31. Juli 2013

Tag 172 - 31.07.2013

Orthez - Hagetmau - 28 km - 1102 km (r) - 3926km (g)

Auch heute morgen wieder: leichte 'zerfranzte' Bewölkung, zum Nachmittag hin immer wolkenloser und um 18 Uhr noch 34 °C im Schatten, dennoch: ein super Wandertag!
Während nach der neuesten Erhebung der Bierkonsum in Deutschland rückläufig ist (4,9 %), werde ich den Franzosen zu einer 'enormen' Steigerung verhelfen! Das hat seinen Grund, aber dazu später.

Ich verließ Orthez, ging am 'Château Moncade' mit ehemaligem Wassergraben vorbei nordostwärts.
Durch mehrere Hügel und Senken führte der Weg auf Asphalt- und Schotter. Nirgends konnte ich einen Hinweis entdecken, dass genau hier am 27.02.1814 eine entscheidende Schlacht zwischen den napoleonisch-französischen Truppen unter Marschall Soult und den alliierten Truppen unter Wellington stattgefunden hatte - zu Ungunsten der Franzosen; Napoleon dankte danach ab. Lag es daran, das "Frankreich" verloren hatte? Immerhin hatten beide Seiten je ca. 2500 Menschenleben zu beklagen. Heute, als ich durch diese Hügel wanderte, in denen damals Tausende in Stellung lagen, mit Siegesgeschrei angriffen oder vor Schmerzen schrien: es war ruhig, still und nichts, rein gar nichts erinnerte an diese europäische 'Geschichtsschreibung'. Im Gegenteil. So friedfertig und still die Landschaft war, die ich durchwanderte, so sehr erfreute sie mich.
Kurz vor 'Sallespisse' hatte ich eine fantastische Sicht auf die Pyrenäen; leider war die Fernsicht etwas eingetrübt, aber diese Sicht war schon Anreiz und Ermutigung zugleich.
Kurze Zeit später passierte ich den Friedhof von Sallespisse. Etwas kurios und fast befremdlich fand ich hier das Schild: Guten Tag, lieber Pilgerfreund!"  :-)  Eigentlich will ja jeder Pilger weiter und nicht HIER bleiben; aber zumindest schon besser formuliert als "Herzlich Willkommen".
Fast nur abwärts führte mich der Weg nun nach 'Sault-de-Navailles' mit seiner früh mittelalterlichen Burgruine. Nach 13 km, mittlerweile hoher UV-Strahlung ... , jetzt ein erfrischendes, mineralienhaltiges Getränk, dachte ich so bei mir, doch das einzige Restaurant in diesem kleinen Ort war geschlossen. Die Kirche war dafür offen, bot aber außer Schatten keine Abkühlung. Also weiter auf einem asphaltierten Wirtschaftsweg, größtenteils ohne schattenspendende Bäume.
Ich verließ nun Béarn und damit u.a. die Region, die früher auch Heimat der Hugenotten war.
Ich ließ aber auch gleichzeitig das Departement 'Pyrénées-Atlantique' hinter mir und betrat das Departement 40 (Les Landes). Auch dafür kein Hinweis, allerdings oft auf großen Schilder, dass ich dem Jakobsweg folge!
In der Gîte municipal in 'Beyries', an der sich eine französische Pilgerin gerade ausruhte, wurde ich freundlich empfangen, bekam einen Pilgerstempel und wurde eingeladen, zu bleiben. Ich wollte jedoch heute noch etwas weiter, denn außer einer Unterkunft (die habe ich ja derzeit) und kaltem Wasser gab und gibt es rund um die fünf Häuser nichts, auch nichts anzusehen. Ich zog weiter nach 'Argelos'. In dieser Ansiedlung stehen ein paar Häuser um den Kirchplatz mit der verschlossenen Kirche, einem Friedhof - und Wasserstelle -, sonst herrschte hier in der Mittagshitze Grabesruhe.
Ich hoffte, nachdem ich einen lang gezogenen, steilen Anstieg bewältigt hatte, wenigstens in 'Labastide-Chalosse' im Schatten einer mit drei Buchstaben beschrifteten Markise meine Füße hochlegen und etwas gegen meine hohe Betriebstemperatur trinken zu können, doch auch in diesem Landstrich 'Fehlanzeige'. An allen Häusern des Straßenörtchens incl. Bürgermeisterei waren die Klappläden der Fenstern wegen der Hitze verschlossen und von einer Bar, gar einem Gasthaus keine Spur! Ich musste also weiterhin bei Wasser bleiben. Aber immerhin, ich hatte es!
Die letzten, nahezu sechs Kilometer waren dann eine reine Flachetappe. Ich ging, wie heute schon öfters, an vielen traurig anzusehenden Maisfelder vorbei. Nur die, die bewässert wurden/werden, standen besser in der Frucht.
Ich erreichte den Ort 'Hagetmau' in der Mittagspause, in der Mittagshitze. Bei der erst besten Gelegenheit bog ich im rechten Winkel in eine schattenspendende Terrasse ab, die sich vor einem 'Cave du vin' befand. Hier löschte ich allerdings mit ein, zwei, ... Bier (die Gläser sind ja hier so klein!) meinen Durst und wartete darauf, abgeholt zu werden.

Am Ortsausgang  von Orthez
Die Pyrenäen am Horizont
Die Beschriftung ist allerdings nur für diejenigen sofort sichtbar,
die nach Süden, d. h. Richtung Santiago laufen.
Begrüßungsschild am Friedhof von Sallespisse
Sault-de-Navailles
Als ich dieses Schild lesen konnte,
war ich schon 4 km HINTER Sault de Navailles
So sahen viele Maisfelder aus,
die ich gestern und heute passierte

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