Ich bin dann ´mal da

oder - frei nach Goethe -

„Nur wo man hingelaufen ist, ist man auch wirklich da gewesen!“

Montag, 1. Juli 2013

Tag 142 - 01.07.2013

La Isla - Ribadesella - 18 km - 519 km (r) - 3333 km (g)
Ich verließ die ruhig und nahe am Meer gelegene Herberge wieder als einer der letzten - und hatte endlich meine Ruhe.
Gestern hatten sich nämlich in der Herberge wieder einmal all diejenigen Deutschen getroffen, die sich sowie ihre Lebens- und Pilgererfahrungen als 'non plus ultra' fanden, alle 'HaPe' gelesen und für ja 'so toll und lebensecht' gefunden, aber dann im zweiteiligen, seidenen Schlafanzug in ihren Schlafsack mit Kunststofffüllung krabbelten und prompt beim Zuziehen des Reisverschlusses sich den Seidenen einklemmten. Sehenswert auch immer wieder, wie diese 'Helden der Wanderwege' in der Herberge versuchen, in die obere Etage der Stockbetten zu gelangen und mit welchem Seufzer sie anschließend allen im Schlafsaal schon Ruhenden dann mitteilen müssen, es geschafft zu haben. Ach ja, und da besagter Buchautor ja auch geschummelt hatte, wollte man, wenn es, wie vorher gesagt, regnen sollte, dann doch lieber den Bus nehmen.
Ich hatte mich der vorangegangenen, abendlichen Talkrunde durch Flucht ans Meer entzogen! Hier war es zwar auch nicht still, aber ab und zu das Schreien der Möven und das Rauschen der Welle, die auf die Felsen schlugen, waren zumindest für mich weniger aufregende Töne.
Es regnete (noch) nicht, aber einige meiner "Mitschnarcher" hatten sich an der Bushaltestelle eingefunden - und dazu hatten sie nahezu eine Stunde vor mir die Herberge verlassen.
Ich verließ den kleinen Ort 'La Isla', der gestern nachmittag mit Badehungrigen gefüllt war. Heute morgen war der Strand leer; es war ja auch selbst für die Spanier kein Badewetter, obwohl es schon am Morgen mit 18° schwül warm war, hingen die Wolken bedrohlich tief.
Der Weg war wie gestern; bergauf, bergab, mal unter der Autobahn hindurch und zur Abwechselung auch einmal darüber.
Die hügelige Landschaft war nicht zersiedelt, dafür gab es nun Straßendörfer. In Berbes, einer kleinen Ansiedlung am Berg, hing an jeden zweiten Haus "zu verkaufen". Wenn ich einmal einen Blick auf das nahe Meer hatte, war dieser nicht "berauschend", eher grau und sehr diesig. Auffallend auf der ganzen Strecke heute war, dass fast jede kleine Gemeinde ihre eigene Kapelle hatte.
Ich näherte mich der Stadt Ribadesella, in der ich kurz entschlossen bleiben wollte, denn es fing an zu regnen. Ich durchwanderte eine komplette, neu gebaute Vorstadt mit Wohnsiedlungen, deren Fenster im Parterre alle mit einbruchhemmenden Gittern versehen waren. Die Jugendherberge (direkt am Badestrand gelegen), in der ich Station machen wollte, war mit einer Jugendgruppe belegt, die sich gerade im Garten zu Diskomusik im Karaokesingen übte. Zum Glück war kein Bett mehr frei! Dafür sah ich mir drei nahe stehende Villen an, die um die vorletzte Jahrhundertwende von Spaniern gebaut wurden, die zwischenzeitlich in Kuba mit Tabakhandel viel Geld gemacht hatten und dies wieder in der Heimat investierten.
Ich überquerte auf einer langen Brücke den Fluß Sella und gelang in das Stadtzentrum. Da auch hier die einzige Pension belegt war entschloß ich mich, meinen ursprünglichen Plan wieder aufleben zu lassen und noch 11 km weiter zu laufen. Petrus hatte ein Einsehen mit mir und schloß die Regenschleusen.
Auf Feld- und Wirtschaftswegen ging ich weiter, passierte wieder einmal die Eisenbahnlinie. In Cuerres, der einzigen Bar am Weg nach Ribadesella, legte ich eine Pause ein. Hier gab es früher schon eine Quelle für Pilger, aus der allerdings im Gegensatz zur Bar früher wie heute nur Wasser sprudelt.
Von Pría an der Kirche mit Friedhof soll man einen schönen Blick auf die nahe Bergwelt haben. Außer Wolken und Dunst sah ich heute aber leider nicht viel. Dafür hatte ich nach knapp einem Kilometer meine Bleibe für heute erreicht; klein, aber kostengünstig und fein im Größenstil einer Garage - was nicht heißen soll: "Jetzt schläft der Pilger schon in 'ner Garage".

1 Kommentar:

Jacintha hat gesagt…

In Mexiko sind Garagen zu allem möglichem umfunktioniert: Restaurant, Friseursalon, etc.

Ob sie auch zum Übernachten genutzt werden, habe ich noch nicht gesehen. Aber man weiß ja nie

Wünsch Dir noch viel Spaß auf deinem Heimweg! Und dann ab Samstag eine schöne Zeit mit Mama -> ab dann hast du ja dein Bett immer abrufbereit

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