Ich bin dann ´mal da

oder - frei nach Goethe -

„Nur wo man hingelaufen ist, ist man auch wirklich da gewesen!“

Mittwoch, 17. Juli 2013

Tag 157 - 16.07.2013

Castro Urdiales - Portugalete - 26 km - 753 km (r) - 3569 km (g)

Es hatte nicht sein sollen - bei Sonnenschein über den Klippen am Meer entlang.
Dabei begann alles noch so optimistisch. Es war nur bedeckt und auch etwas kühler als sonst, als ich am Morgen los zog.
Zuerst galt es, die Stadt hinter mir zu lassen. Es dauerte eine Weile! Es ging bergauf und durch 'Neubaugebiete', in denen allerdings viele Häuser schon wieder zum Verkauf anstehen. Um nach Mioño zu gelangen, musste ich wieder hinunter in den Hafen, an das Meer. In dieser und der folgenden Region gab es früher viele Bergwerke [Eisenerz]; ein Denkmal (aus Eisen: Pferd zieht Lohre) steht am steilen Aufstieg zur N-634, die ich, wie einige mir entgegen kommenden Pilger, statt der offiziellen Route im Hinterland wählte.
Ich unterquerte die Autobahn, lief auf der Nationalstraße nahezu parallel zu ihr und hatte vor Ontón ein Blick auf die baskischen Berge. Ich hatte nämlich kurz vorher Kantabrien verlassen und befand mich nun in einer Region, in der oft schon das Lesen bzw. Entziffern, erst Recht das Verstehenden der Wegweiser oder Hinweisschilder - zumindest für mich - unmöglich war.
Gleichzeitig sah ich nun, was sich in Mioño schon am Himmel andeutete: eine Gewitterfront zog auf mich zu. Ich querte die Autobahn noch zwei mal, ehe ich auf einen Pfad an die Küste einschwenkte. Hier hätte ich auf den Küstenverlauf eine schöne Sicht haben sollen, doch aufgrund des nun einsetzenden Regens war diese auf ein Minimum beschränkt. Es regnete richtig kräftig mit dicken Wassertropfen und nicht wie in Galicien als Sprühnebel. Ich durchquerte sogar einen kleinen und kurzen Tunnel auf dem Küstenweg, doch auf der anderen Seite war das Wetter eher noch schlechter. Selbst dort, wo auf dem Panoramaweg extra auf 'Aussichtspunkte' hingewiesen wurde - heute und zu diesem Zeitpunkt nur eine gelbgraue Nebel- bzw. Regenwand. Schade! Erst als ich die vielen Treppen in den nächsten Ort hinab stieg, klarte es allmählich wieder auf.
In Pobeña hatte sich eine Pilgerin unter das schmale Vordach der Pilgerherberge geflüchtet, die allerdings erst um 15 Uhr geöffnet wird. Noch über drei Stunden warten? Ich zog weiter, querte hinter der 'Ermita de Nuestra Señora del Socorro' auf einer rot-weißen Brücke den Fluss, um anschließend auf rotem Sand über den Strand nach La Arena weiter zu gehen. Der intensive Regen ließ nach, nicht jedoch der Geruch, den ich schon seit einiger Zeit in der Nase spürte. Zuerst meinte ich, dies hinge mit dem Schwemmland zusammen, das auf Grund von Ebbe und Flut immer wieder trocken fällt. Hier nach dem Strandabschnitt sah ich die Ursache; es war eine große Raffinerie, die sich im küstennahen Hinterland erstrecke. Der lange Sandstrand war nach dem Regen Menschen leer, dafür fasste die nahe Bushaltestelle nicht alle Wartenden, die dort mit Handtuch auf dem Kopf und Campingstuhl unter dem Arm nicht nur Schutz vor dem Starkregen suchten, sondern für heute einfach nur noch nach Hause wollten. Selbst unter den Markisen der wenigen Lokale und Bars ging es gedrängt zu, ohne jedoch, dass die 'Wasserscheuen' ein Getränk zu sich nahmen.
Es dauerte noch eine ganze Weile, bis der letzte Regentropfen gefallen war, doch sogleich schien nach und nach wieder die Sonne und ließ die Landschaft dampfen. Nun wurde es noch schwüler. Ich wanderte mittlerweile auf einem roten Fahrrad-Wanderweg weiter, querte wieder mehrmals die Autobahn und lief zuletzt neben Autobahn und Schnellstraße auf einem, mit einer futuristisch aussehenden Halbschale verkleideten Weg in Portugalete ein.
Nun hatte sie mich wieder, die hektisch anonyme Zivilisation der 'Großstadt'. Keiner grüßte, niemand fragte: wohin / woher? Auch interessierte sich keiner für meine Laufrichtung, was hingegen in einigen kleinen Orten so manchen Bewohner noch animierte, mich auf den richtigen Weg, in die richtige Richtung, nach Santiago nämlich bringen zu wollen. Quer durch die betriebsame Stadt führte mich der Weg, hinunter, Richtung Fluß Nervión. Ich passierte dabei den 'Convento de Santa Clara', wo es leider in entgegen gesetzer Laufrichtung zu mir eine lange 'Freiluft Rolltreppe' gab. An der berühmten Hängefähre (Puente Bizkaia) - ein Industrie-Weltkulturerbe der UNESCO - , dessen Erbauer Gustav Eiffel als Berater hatten, endete mein sehr abwechslungsreicher Wandertag.
Die Regenfront kommt
Leerer Strand kurz nach dem Regen
Im Hintergrund die große Ölraffinerie
Fahrrad- und Fußweg
Convento de Santa Clara
mit Rolltreppe davor
Puente Bizkaia

1 Kommentar:

wander jogi hat gesagt…

Nein,nein, darunter habe ich dann nicht geschlafen!

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