Ich bin dann ´mal da

oder - frei nach Goethe -

„Nur wo man hingelaufen ist, ist man auch wirklich da gewesen!“

Mittwoch, 20. März 2013

Tag 39 - 20.03.2013

Der Koerper bedurfte zwar der Ruhe, nicht so der Geist und so las ich gestern Abend noch lange in einem Buch aus der Region des FOREZ.
Es graupelte am Morgen, so liess ich es bedaechtig angehen. Schon eine halbe Stunde spaeter schien die Sonne und so sollte es fast den ganzen Tag ueber bleiben.
Von St.-Georges konnte ich im angestrahlen Sonnenlicht die ehemalige Prieure von St.-Romain-le-Puy erkennen, die einsam auf einem Vulkankegel in dieser Ebene den hoechsten Punkt einnimmt und von der man sicherlich eine phantastische Aussicht geniessen kann.
Kurz danach kam ich an den Punkt, an dem der "Koelner Jakobsweg" auf den von Genf kommenden stoesst.
Vor mir stieg die Landschaft leicht an; ab und zu waren sogar vereinzelte Weinberge angelegt . Etwas steiler hinauf ging es dann jedoch zum 'Montsupt' mit einer Kapelle und Turmruine. Dank dem herrlichen Wetter konnte ich ein 180°-Panorama geniessen - beeindruckend.
In Margerie-Chantagret nutze ich den Besuch der Kirche, um etwas zu verschnaufen, denn es folgte ein langer und steiler Anstieg. Vorher fuehrte jedoch der Weg erst noch einmal abwaerts ueber eine Bruecke aus der Roemerzeit.
Mit dem 12Uhr-Laeuten erreichte ich die Kirche von Saint-Jean-Soleymieux. Schade, leider etwas zu spaet, um in dem Lebensmittelmarkt etwas einzukaufen, dachte ich, doch auch schnelleres Gehen haette nichts bewirkt: Mittwoch = Ruhetag, und zwar ganztags!
Dafuer konnte ich die Kirche mit ihrer im 11. Jahrhundert in den Hang gebauten Krypta besichtigen.
In der daneben liegenden Bar ergaenzte ich meinen Fluessigkeitshaushalt (man reagierte mit Unverstaendnis, dass ich um die Mittagszeit nicht gleich noch essen wollte) und begann dann mit einem weiteren Anstieg, der mich zu einer Madonnenfigur fuehrte. Verschnaufpause und dabei wieder einen grandiosen Ausblick geniessen. Diesmal konnte ich linker Hand sogar Montverdun ausmachen.
Es half alles nichts, ich musste ja weiter, weiter hinauf! Viele Male blieb ich stehen, einfach nur, um nur DIESE Kulisse "abspeichern" zu koennen. Erste groessere Granitsteine tuermen sich am Wegesrand und mitten in den Feldern. Viele Haeuser sind in dieser Region damit gebaut.
An einem der vielen Wegkreuze hielt ICH wieder einmal inne, um meine Betriebstemperatur etwas herunter zu fahren, da entzifferte MEIN Pilger folgenden Sockelspruch:
Passant vers cette pierre
au pied de cette criox
fais un mot de priere
Dieu entendra ta voix
Und das taten wir beide dann auch.
Bald erreichte ich die ersten Schneeflecken, spaeter ging ich in manchmal gut 20 cm angetautem, verharrschtem Schnee weiter.
Dort, wo er nicht mehr ganz so hoch lag bzw. die Sonne ihn schon hat schmelzen lassen, waren Erika- und Heidelbeerpflanzen zu erkennen.
Etwa eine gute halbe Stunde vor meinem heutigen Etappenende erreichte ich mit 1180 m den hoechsten Punkt meiner bisherigen Pilgerroute.
Herberge heute in gut 1000 m ist die 'Gite communale', ein Selbstversorgerhaus im ehemaligen Pfarrhaus (ich habe also alles Essbares hier hoch schleppen muessen, auch fuer morgen fruh).
Obwohl die einzige "Auberge" in dieser "Ansiedlung" geschlossen hatte (macht nach der Winterpause erst wieder Ostern auf), erbarmte sich der Wirt nach Klopfen meiner und ueberliess mir - fuer nicht ganz billiges Geld - eine Flasche aus seinem Vorratskeller.
Ach ja, und da ich nun schon einmal da war, entdeckte ich ein altes Heimatbuch mit noch aelteren Fotos und Zeichnungen in der Ecke liegend, ...  - "Wenn Sie sich dafuer interressieren; klar, in der Herberge braucht man Abends etwas zu lesen", ich solle es ihm nur morgen bitte wieder in den Briefkasten einwerfen. Und so lese ich nun bei einem Roten "Memoire en Images".

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