Ich bin dann ´mal da

oder - frei nach Goethe -

„Nur wo man hingelaufen ist, ist man auch wirklich da gewesen!“

Donnerstag, 13. Juni 2013

Tag 124 - 13.06.2013

Olveiroa - Vilaserío - 20 km - 2872 km
Das nasskalte Wetter der letzten Tage und die vielen schniefenden, hustenden Pilger in den Herbergen hatten bei mir Spuren hinterlassen. Eine leichte Erkältung mit Fieber ist im Anmarsch, die meine Wanderlust erheblich mindert. Hinzu kommt, dass es am morgen heftig regnet. Folglich lasse ich es ganz ruhig angehen und gehe schon als letzter wieder aus der Herberge und - entgegen meiner Gepflogenheit - erst einmal frühstücken.
Das trockene Toastbrot wir leicht angegrillt und dann dünn mit Butter bestrichen. So wird es wieder weich! Darauf kommt dann etwas dünn gestrichen die Marmelade.Pilgerfrühstück halt.
Ich hatte gestern den Wetterbericht gesehen - und er hatte wieder einmal auf die Stunde genau richtig gelegen. Gegen 08:30 Uhr hörte der Regen auf und im Osten war erstes "Himmelsblau" zu erkennen. Jetzt zoggelte ich trockenen Hauptes los.
Ich ging quasi die Strecke nun rückwärts, die ich schon am 08.06. gegangen war. Nur diesmal sah ich etwas mehr, da sich auch der Nebel lichtete. Aufgrund meines Zustandes hatte ich gestern schon beschlossen, NUR eine kurze Etappe heute zu laufen und nicht die 33 km vom Hinweg.(Morgen soll es genau so sein). Und es reichte auch. In Santa Mariña machte ich kurz Zwischenstopp. Diesmal war ich der einzigste Gast in der 'Bar Pepa'. Auf dem Hinweg war sie gerammelt voll und die wenigen Betten auch belegt. Kurios der Ort. Genau gegenüber liegt der Friedhof mit den Verstorbenen, bewacht von Engeln und eingemauert für die Ewigkeit (siehe Foto).
In Vilaserío machte ich für heute Halt. Ein deutsches Ehepaar war schon da und die Frau fand alles sch... ön. Der bisherige Weg, das Wetter, den Salat, den es hier in Spanien gibt ... sie schwören auf Mineraltabletten, die Salbe xyz, ... Ich wollte es gar nicht hören, aber sie sprach ohne Unterbrechung. Erst mein Gang in die Dusche bereitete dieser ungewollten Begegnung ein Ende. Aber just in diesem Moment kam ein neues 'Pilgeropfer' an.
Danach "flüchtete" ich mich in die ruhige Bar zu "Estrella 1906, Reserva Spezial". Das TV war aus; nur ab und zu kamen - meist grußlos - Pilger hinein und stammelten ihre Bestellung und nahmen dabei oft die "Zeichensprache" zur Hilfe.
Hier hätte ich wieder für mein Drehbuch "Pilgerverhalten" auf dem Camino" Szenen sammeln können. Zugegeben, warum kann die Person hinter dem Tresen nicht ALLE Sprechen der Welt, aber wer hier als Pilger ankommt, befindet sich auch schon einige Tage in Spanien. Er hat dabei sicherlich öfter Durst und Hunger verspürt und etwas bestellen müssen. Aber hier, fast am Ende der Welt, für viele am Ende ihres Jakobsweges, grußlos (mit Rucksack auf) in ein Restaurant hinein kommend, den Tresen (oder auch nur die Toilette) ansteuern und auf den Gruß des Wirtes nur antworten: "Hamm Hamm" und dabei mit der rechten Hand das Aufspießen etwas Essbares nachahmend und zum Mund führen, hat nicht nur den Wirt erstaunt. (Es waren ältere deutsche Pilger, keine halbstarken, ausgestiegenen Jugendlichen).

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google [https://policies.google.com/privacy?hl=de]
Dieser Blog ist mit Blogspot einem Googleprodukt erstellt und wird von Google gehostet.

Diese Webseite verwendet Cookies. Durch die Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Datenschutzinformationen