Ich bin dann ´mal da

oder - frei nach Goethe -

„Nur wo man hingelaufen ist, ist man auch wirklich da gewesen!“

Montag, 2. September 2013

Tag 205 - 02.09.2013

Tonnerre -
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- Kannscht all's kaufe -
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Es war mit 7°C schon ganz schön kalt heute morgen; auch die Scheiben meines Fensters waren beschlagen.
Ich wollte im nahen Einkaufsmarkt meine Vorräte ergänzen, doch in der Tür hing das Schild: "Wegen Krankheit am Montag geschlossen". Na super! Einen dreiviertel Kilometer zurück hatte noch einer mit "7/7" geworben; d.h., er hätte sieben Tage in der Woche offen, wenn er heute Vormittag nicht gerade wegen Inventur geschlossen hätte.) Und die großen Supermarktketten incl. LIDL liegen auf der anderen Seite der Stadt.
Also machte ich mich unverrichteter Dinge auf den Weg.
Erst querte ich das Flüßchen 'Armaçon', dann den 'Canal de Bourgogne' und etwas später fand ich zumindest in 'Épineuil' eine offene Bäckerei.
Die Kirche aus dem 11. Jahrhundert war natürlich nicht geöffnet. Der Weg aus dem Ort stieg an und führte zuerst entlang von Weinbergen (von hier hatte ich noch einmal einen schönen Rückblick auf das im Tal liegende 'Tonnerre'), später durch Wald.
Der Weg mäanderte über Hügel und durch Täler; zusammen addiert waren es heute wieder 1100 Höhenmeter. An der wuchtigen Kirche von 'Mélisey, machte ich meinen ersten Halt. Zwei Kinder fuhren im Kreis Fahrrad (morgen beginnt in dieser Region wieder die Schule), sonst wirkte der kleine Ort wie ausgestorben. Den selben Eindruck hatte ich von den beiden anderen Ansiedlungen, die ich durchquerte. Dafür kam ich an einer Zuchtanlage für Fasane und Perlhühner vorbei, doch auch hier: von Menschen keine Spur.
In dem kleinen Ort 'Villiers-le-Bois' beabsichtige ich zu übernachten, dort, wo die Gesetzgebung von Napoleon noch umgesetzt wird. Dieser hatte einmal u.a. angeordnet, dass JEDE französische Gemeinde für Durchreisende eine Beherbergungssstätte sowie eine öffentlich zugängliche Trinkwasserstelle bereit zu stellen hat. Das Gesetz wurde nie aufgehoben, wird aber i.d.R. folgenlos ignoriert. Dafür gibt es sonst nichts in dem kleinen Ort.
Bei all dem heute Erlebten erinnere ich mich an eine Begebenheit in Nordspanien. Ein Landsmann lief mit Wanderschuhen, die mit Klebeband umwickelt waren. Auf die Frage nach dem Grund zeigte er mir eine gebrochene, halblose Sohle und einen Riss im anderen Schuh. In den beiden letzten Städten hätte er sich schon ein paar neue kaufen wollen. In den Schuhgeschäften "kannscht all's kaufe, weklisch all's, wannsch de's kriegscht ('bekommst'), meinte er und deutete auf seine Wanderschuhe Größe 46/47.
So ist es auch hier auf dem ausgeschilderten Fernwanderweg - man "würd' sich gern was kaufen wollen", nur bekommt man in dieser Region garantiert nichts, da kein Geschäft, keine Bar. Für mich bedeutet dies, stets Verpflegung für zwei Tage einkaufen und mitschleppen.

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