Ich bin dann ´mal da

oder - frei nach Goethe -

„Nur wo man hingelaufen ist, ist man auch wirklich da gewesen!“

Samstag, 7. September 2013

Tag 209 - 06.09.2013

Clairvaux - Ambonville - 30 km - 2060 km (r) - 4903 km
Herzlich war der Abschied von den Schwestern; die Älteste von ihnen wollte dann auch ein Erinnerungsfoto!
Gestern noch hatte ich Petrus wegen dem guten und beständigen Wetter gelobt, doch schon kurz nach Sonnenaufgang schickte er Wolken - und einen bis Mittag andauernden Sturm.
Gestern sah ich auch seit langer Zeit wieder Pilger. Sie gehen allerdings -  jährlich einen zwei-bis dreiwöchige Abschnitt  - auf der 'Via Francigena'. Dieser Pilgerweg führt von Canterbury (England) nach Rom und dabei u. a. auch durch Clairvaux.
Ich hingegen ging auf einem Kalkschotterweg erst einmal wieder ansteigend durch Wald; nichts als Staatswald - 10 km lang.
Dort, wo der Wald sich lichtete, konnte ich es schemenhaft schon sehen, das 'Lothringische Kreuz', das auf einem Hügel stehende, 44 m hohe Denkmal für 'Charles de Gaulle'.
Ich erreichte nämlich 'Colombey-les-Deux-Églises', den Ort, in dem die Familie 'de Gaulle' seit 1934 ihren Familiensitz hat. 'Die Boisserie', in der 'Charles de Gaulle' 1970 starb, kann man besichtigen. Auf dem Friedhof gibt es aus vielen zurückliegenden Jahren jede Menge 'Dankesbekundungen'. Dem Wunsch eines 'lieben Mitmenschen' entsprechend grüßte ich natürlich auch 'den General', mit abgenommenem Wanderhut!  :-)
Im Dorfrestaurant am Eck erhob ich aber im Stillen für mich mein Glas und gedachte der Freiheit, die ich während meiner Pilgerreise erleben darf. Keine Grenzen, keine Schlagbäume mehr - waren nicht 'de Gaulle' und 'Adenauer' mit dem 'Élysée-Vertag' von 1963 die ersten Wegbereiter dafür?
Auf meinem weiteren Weg wurden die Wolken zwar weniger, doch der Wind nahm an Intensität weiter zu. Meinen Wanderhut musste ich fest ins Gesicht ziegen, sonst wäre er wie ein Drachen im Herbstwind auf und davon geflogen. Ich passierte kurze Zeit später ein Werk, in dem aus Sägemehl Pellets hergestellt werden. Der Wind verwehte das Sägemehl, dass offen im Hof gelagert wird, über die Straße und weit in die angrenzenden Felder  -  und ich musste da hindurch! Danach sah ich wie eingepudert aus -  und gejuckt hat es außerdem überall.
Durch weites, offenes Land führte der Weg und oft war ich überrascht, wenn in der vor mir liegenden Senke sich ein kleiner Weiler befand; immer mit einer Kirche. So erging es mir auch, als ich am frühen Nachmittag meine 'Endstation' herbei sehnte. Der Wind hatte merklich nachgelassen, die Wolken waren auch fast verschwunden und die Temperaturen stiegen. Jetzt ankommen, etwas erfrischendes trinken und dann duschen können  -  so gingen mir die Gedanken durch den Kopf. Und plötzlich, keine 500 m vor mir tauchte die Kirchturmspitze von 'Ambonville' auf. Ich hatte mit dem Pfarrer vereinbart, in der von ihm privat bereit gestellten Unterkunft nächtigen zu dürfen. An den ersten drei Häusern, dem ehemaligen Waschhaus (Foto) und der Kirche vorbei; schon war ich da, doch sonst keine/r, als ich klingelte, klopfte, rief. Auch per Telefon meldete sich nur der Anrufbeantworter. Die Türklinke jedoch, herunter gedrückt, gab mir den Weg in die 'Pilgerunterkunft' frei. Dort lag die Info: "Lieber Pilger, fühle dich wie zu Hause; alles steht zur kostenfreien Verfügung (von Waschmaschine angefangen, der Küchen- und Badnutzung und den 'herumstehenden' Lebensmitteln). Wenn du dafür und die Übernachtung etwas spenden willst, werfe es bitte in den Briefkasten. Weiterhin einen guten Weg!"
So eine urig 'abgefahrene' Pilgerherberge hatte ich auf meinem bisherigen Weg nicht getroffen, betreten. Ein Beispiel: um besseren Radioempfang in dieser Einöde zu haben (siehe letztes Foto).
Ich war dennoch froh, hier  - alleine -  Unterschlupf gefunden zu haben, denn keine zwei Stunden später fing der Regen an.

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