Ich bin dann ´mal da

oder - frei nach Goethe -

„Nur wo man hingelaufen ist, ist man auch wirklich da gewesen!“

Samstag, 6. April 2013

Tag 56 - 06.04.2013



La Cassagnole - Carjac - 24 km / 1372 km
Komplett bewoelkt und eisekalt war es heute morgen. Zudem wehte ein schneidender Wind. Aber der war es nicht, der meine Augen heute ab und an waessrig werden liess. Vielmehr galt es wieder Abschied nehmen von Baerbel. Drei Monate werden wir uns nun nicht mehr sehen. Mit ihr fuhr auch mein Wohn-, Schlaf-, Ess- und Badezimmer davon, so dass ich all diese Annehmlichkeiten nicht mehr habe und mich fortan wieder selbst um alles kuemmern muss.
So waren die ersten Schritte heute etwas langsamer und nachdenklicher.
Auch war ich heute wieder einmal nicht alleine "auf dem Weg". Sechs weitere Pilger zaehlte ich, doch verlor ich sie bald aus den Augen, denn ich zog mein Schritttempo an, um bei diesem kalten und spaeter auch noch leicht nieselnden Wetter wieder in eine warme Unterkunft zu kommen.
Ab Beduer aenderte sich die Landschaft. Eichenwaelder herrschten vor, auf mit Steinwaellen umfriedeten Wiesen grasten Schafe. Auch die Wanderwege, oft nur schmale Pfade, waren mit einer moosbewachsenen Mauer zu beiden Seiten gesaeumt.
"Brrr, brrr, brrr" hoerte ich auf einem solchen Streckenabschnitt ploetzlich hinter mir. Neugierig drehte ich mich um - und erschrak: im wilden Galopp kam ein Pferd mit seinem Reiter auf mich zu, der das Pferd gerade noch zuegeln konnte. Wie im Zirkus ging das Pferd vorne hoch und "fuchtelte" mir mit den Hufen nicht ungefaehrlich nahe vor Nase und Wanderhut herum. Instinktiv drueckte ich mich ruecklings an die Steinmauer, doch so ganz gelang es nicht. Hinter mir war ja noch mein Rucksack! Das Pferd versuchte Boden unter alle vier Hufe zu bekommen, doch ehe es ueberhaupt zum Stillstand kam, gruesste der wilder Reitersmann mit einen kurzen "boju, boju", um danach sofort zu schnalzen und laut "aller" zu rufen. Zeitgleich haute er seine Stiefelfersen dem Tier in die Seite, zog die Zuegel an und galoppierte an mir vorbei. Ich wollte ihn noch fragen, ob er eine eilige Depesche fuer den Koenig zu ueberbringen haette, doch da sah ich nur noch seinen Ruecken und das Hinterteil des Pferdes - auf und davon.
Ich erreichte das Jurakalkgebiet Quercy. Ab und zu sah ich runde, steinerne Huetten. Sie dien(t)en Schaefern als Schutzhuette / Unterstand und werden 'Cazelles' genannt.
Hinter Grealou kam ich an dem 'Dolmen de Pech-Laglayre' vorbei. In den kommenden Tagen soll ich noch mehr sehen.
Einige Kilometer vor Cajarc wich der Eichenwald dem Buchsbaum. Das kleine Staedtchen Cajarc selbst liegt wieder am Lot und hat noch einige Haeuser aus dem Mittelalter. Interessant fand ich das Interieur der Kirche Saint-Etienne aus dem XIII. Jahrhundert. Wie ein kleines Museum kam es mir vor. In jeder Ecke ein Bild, eine Statue, ..., leise Musik spielte und durch Bewegungsmelder eingeschaltet erstrahlte jede Ecke, die man gerade betrat.
Meine mueden Fuesse strecke ich fuer diese Nacht in der Gite d' etape der Gemeinde aus, die ich fuer mich alleine habe.

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