Ich bin dann ´mal da

oder - frei nach Goethe -

„Nur wo man hingelaufen ist, ist man auch wirklich da gewesen!“

Samstag, 20. April 2013

Tag 70 - 20.04.2013

Tarbes - Lourdes - 25 km - 1707 km
Bei nur leichter Bewölkung und kalten Temperaturen startete ich gen Süden. Die Betriebsamkeit der Stadt begann gerade zu erwachen.
Ich musste die komplette Stadt durchqueren, da die Jugendherberge ganz im Norden liegt.
Außerhalb von Tarbes traf ich wieder auf den Fluß "l'Echez", dem ich gestern schon eine Weile folgte. Zuerst war die Region nur flach, landwirtschaftlich geprägt, dann begannen jedoch einige bewaldete Hügel. Ich lief einige Zeit noch an einem Bahndamm entlang, unterquerte ihn und sah dann auch schon die Stadt. Lourdes, eine der meist besuchten röm.-kath. Wallfahrtsstätten.
In Lourdes scheint es mehr Hotels und Pensionen zu geben als Wohnungen für Einheimische. Letztere fand ich vor den viele Devotionalien-Läden stehend, frierend und darauf hoffend, daß jeder Wallfahrer auch ja ein Mitbringsel für sich und die Verwandschaft kaufen wird. Zudem sitzt an jeder Straßenecke irgend so eine traurige Gestalt (auch Kinder) und hält entweder die ausgestreckte Hand oder gar einen Plastikbecher in die vorbei defilierende Menschenmenge. "Animateure" vor den Restaurants preisen lautstark ihr Menue- und Kaffeeangebot an, während Reisegruppenleiter Fähnchen in Landesfarben, große nummerierte Pappblumen oder gar Regenschirm schwenken und immer wieder zum Weitergehen und Zusammenbleiben rufen. Und dann kommt noch ein großer Reisebus durch die enge Gasse, obwohl er mit seinen Insektenfühlern ähnlichen Rückspiegel gar nicht an den Auslagen und Sonnenmarkiesen vorbei kommt.
Selbst im "Heiligen Bezirk" geht es geschäftig zu. Fläschen und Behältnisse für das "Lourdes-Wasser" werden angeboten und "Aufpasser" müssen ständig die Erwachsenen ermahnen, doch bitte etwas mehr Ruhe walten zu lassen. Während eine vor der Marienfigur von 1864 sich in Pose stellt, andere das gerade per Tablett geschossene Foto versendet, telefonieren widerum andere, ob es schon angekommen ist. Jeder in einer anderen Sprache und Lautstärke, als ob er in eine "Flüstertüte" hinein rufen müßte.
Und dann der laute Ruf des Gruppenleiters zum Sammeln, da man ja noch weiter will.
"Aber: ich habe noch keine Kerze ...!" "Ja, schnell, aber für ein Gebet haben wir keine Zeit mehr". Selbst die Kerzen, die u.a. für ein "verlängertes Gebet" angezündet sind, werden nach nur kurzer Brenndauer wieder entfernt, um Platz für neue zu schaffen. (Einige werden dennoch aufgehoben und in der Winterzeit angezündet, wenn weniger Wallfahrer kommen, sagt man.)
Eigentlich wollte ich hier einen Tag Rast einlegen, doch bietet die Stadt selbst nicht viel außer dem "Heiligen Bezirk" mit der Basilika - und seinem Trubel davor. So werde ich morgen weiter pilgern.
Alleine! -
Dennoch; ob Wallfahrer oder Pilger, diese Stätte an sich "hat etwas", "bietet etwas" und hinterläßt - zumindest bei mir - wieder einmal einen tiefen Eindruck.
Insbesondere wenn man sieht, wie viele Menschen den Weg im Rollstuhl hier her gefunden haben, und ich durfte ihn GEHEN und dabei noch so viel erleben.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google [https://policies.google.com/privacy?hl=de]
Dieser Blog ist mit Blogspot einem Googleprodukt erstellt und wird von Google gehostet.

Diese Webseite verwendet Cookies. Durch die Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Datenschutzinformationen