Ich bin dann ´mal da

oder - frei nach Goethe -

„Nur wo man hingelaufen ist, ist man auch wirklich da gewesen!“

Montag, 15. April 2013

Tag 65 - 15.04.2013

Lectoure - Auch - 38 km - 1561 km
Früh am Morgen, es sollte wieder einmal eine lange Tour werden, ging ich bei wolkenlosem Himmel und Morgendunst in leichter Wanderbekleidung los. Als ich aus der Stadt heraus gehe sehe ich dort, wo normalerweise bei diesem Wetter die Pyrenäen zu sehen sein sollten, eine schwarzgraue Wolkenfront auf mich zukommen. Ich habe es gerade noch geschafft, den Regenponcho aus dem Rucksack zu holen und über zu ziehen; schon war sie da, die Wasserwand; mit Blitz und Donnergrollen. Der hell erleuchteten Morgenlandschaft wurde schlagartig das Licht ausgemacht. Dicke Regentropfen prasselten herunter und nahmen die Sicht. Es gab aber auch nichts, wo ich hätte Schutz suchen können. So mitten der Felder, von denen das Rapsfeld links von mir vor 5 Minuten noch hell grellgelb in der Sonne strahlte. Der Regen kam zwar schnell, hörte aber nicht ebenso auf; vielmehr kam nun noch Wind auf. Es wurde merklich kälter. Ich hatte den Regenumhang auch nur über mein Hemd angezogen; ich begann zu frieren, und das nach dem gestrigen Tag.
Ich ging weiter in der Hoffnung, irgendwo eine Unterstellmöglichkeit zu finden, eine Bushaltestelle, eine Hofeinfahrt, ...; nichts dergleichen!
Ich blieb zwar trocken, doch die Moral sank! Wollte ich in der Hauptstadt des Armagnacs (in Auch, meinem geplanten Etappenziel) nicht einen solchen trinken? - Also auf, weiter!
Langsam wurde die Landschaft wieder hügeliger. Es ging auf und ab, so wie das Wetter jetzt. Die Intensität des Regens hatte zwar nachgelassen, nicht jedoch der Regen selbst. Ich hatte den Eindruck, daß der Regen beim Anstieg an Häftigkeit zunahm, beim talwärts Gehen wieder abnahm. Selbst die erste Kapelle, zu der ich kam war verschlossen, so daß ein Verweilen - im Trockenen - nicht möglich war.
Ich passierte wieder einmal eine Wohnwagen-Wagenburg, verfallene und verlassene Häuser bzw. kleinere landwirtschaftliche Anwesen.
Ich sah auch keine "Menschenseele", weder Einheimische noch Pilger. Bei letzteren konnte ich es verstehen; sie wollen über Condom weiter nach SJdP. Ich hingegen "biege" nach Süden auf den GR 653 ab, den 'Aragonesischen Jakobsweg' ( Somport-Pass / Jaca).
Gegen Mittag hörte der Regen glücklicherweise auf. Dafür wurde es drückend schwül.
Bei wieder Sonnenschein und gut sommerlichen Temperaturen reichte meine Kraft gerade noch, um mir die spätgothische Kathedrale Ste. Marie in Auch 15. - 17. Jahrh. anzusehen. Die im Renaissance-Stil erbaute Kirche ist sehenswert, beeindruckend. Insbesondere die holzgeschnitzten Skulpturen im Chor/Chorgestühl und die bunten Kirchenfenster mit lebensechten Darstellungen aus der damaligen Erbauerzeit.
Im Hugenottenkrieg wäre vielleicht alles zerstört worden, doch die Einheimischen zahlten damals eine große Summe, damit ihre Stadt verschont bleibt. So sind noch viele alte Bauten erhalten, z.T. liebevoll restauriert.
Auf dem Weg zu meiner heutigen
Unterkunft begegnete ich noch auf "L'Escalier Monumental" von 1863 "d'Artagnan", dem 'Capitain' der königlichen Musketiere aus den Romanen von Alexandre Dumas. Das Vorbild dazu gab ihm "Charles de Batz", ungefähr 40 km von Auch geboren.

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