Ich verabschiedete mich heute von meinen bisherigen Mitpilgern. Der eine wollte nur eine ganz kurze Etappe machen, der andere wußte am Morgen nicht mehr, ob er gestern schon bezahlt hatte. Der Rotwein am Abend war für diesen Pilger wohl etwas zu viel gewesen. Außerdem hatte er nach dem Fußballspiel, das wir zusammen mit Spaniern im TV verfolgten, vergessen, die gewaschene Wäsche ins Trockene zu stellen. In der Nacht hatte es nämlich wieder geregnet, und so war seine gesamte Wäsche am Morgen nasser als am Abend vorher!
Bei tief hängenden Wolken begann ich meinen heutigen Weg. Sämtliche Kirchen, an denen ich heute vorbei kam, waren geschlossen. Geschotterte Wege gestalteten das Gehen zwar etwas angenehmer, doch es ging auf teilweise engen Pfaden stets bergab und bergauf. Einen schönen Blick hatte ich öfters auf den 'Canal de Berdun'.
In Monreal, das ich nach 9 km über eine mittelalterliche Brücke erreiche, war außer der Herberge alles verschlossen. So konnte ich für meinen Mineralienhaushalt nichts machen und mußte weiter - wassertrinkend aus meinem Vorrat! In Yárnoz machte ich bei einem mittelalterlichen Wehrturm Pause. Zum Teil war der Pfad heute so eng, daß an dem blühenden und intensiv riechenden Ginster Wolle der Schafe hing, die diesen Weg auch nutzen.
Der nächste Halt war dann auch das Wanderende; Tiebas. Ein kleiner Ort mit einer Burgruine aus dem 13.Jahrhundert und gerade mal 660 Einwohnern - sowie einer Bar. Hier ist das Zentrum des Ortes. Essen, trinken, "einkaufen" und zocken.
Insbesondere die ältere Generation trifft sich hier am Maifeiertag - und spielt um Geld - und ich trank 2 Bier sowie einen vier Finger hohen Schnaps und aß ein Weißbrot mit gutem spanischen Schinken für 5.50€.
In diesem Ort ist die aus dem 13. Jahrh. stammende Kirche geschlossen - sonst bietet der Ort nur einen schönen Ausblick - bis in das (nördlich) ca. 15 km entfernt gelege Pamplona.
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