Ich kann meinen Drehbuchorten weitere hinzufügen: "Massage-Ecke", "Fußtherapeut unter der Treppe", "Fahrrad-Abstellraum", "Wanderstock-Tonne", "Wanderschuh-Gestell", ... und zu allen habe ich bereits "Geschichten/Anekdoten".
Nicht nur mit den Unterkunftsmöglichkeiten versucht man an das Geld der Pilger zu kommen, nein, obendrein noch mit den verschiedensten Dienstleistungsangeboten. Wer z.B. des Wanderns müde und kein Bus oder Taxi nehmen möchte, für den stehen an verschiedenen Stellen MIET-Fahrräder zur Verfügung. So kann man entweder sein Gepäck selbst transportieren, oder es in eine vorgebuchte Übernachtungsstätte transportieren lassen, gegen festgelegte "Gebühren". Spenden hingegen nimmt der Masseur entgegen, einen Mindestbetrag erwartet er aber. Der "Blasenspezialist" arbeitet mit Schutzhandschuhen nach dem selben Prinzip, die erforderlichen Materialen werden jedoch separat berechnet. Oft arbeitet man sogar zu zweit, da auch noch Minikurse in "wie tape ich richtig" angeboten werden. Über Mangel an interessierter bzw. bedürftiger Kundschaft beklagt sich derzeit keiner!
Ich ließ sie heute Morgen alle vor mir in den Waschraum, was zur beabsichtigten Folge hatte, dass sie auf und davon waren, als ich in aller Ruhe noch frühstückte. Auch aus den anderen Herbergen des Städtchens Belorado waren die Pilger schon unterwegs, denn als ich mich gegen 9 Uhr auf den Weg machte, war weit und breit kein Rucksackträger zu sehen. Bald holte ich einige jedoch ein. Sie hatten auf den vielen Ruhebänken an diesem Wegabschnitt
schon Pausen eingelegt oder nutzten die Abstellmöglichkeit für den Rucksack, um ihre Bekleidung der Witterung anzupassen. Es war in der Nacht nur 4 Grad, am Vormittag nicht viel wärmer. Ausserdem wehte auch noch ein kalter Wind.
Auch mich fröstelte und ich dachte sogar daran, meine Handschuhe anzuziehen. Außer weiten grünen hügeligen Feldern bot der kurze Weg nicht viel. Zuerst querte ich den Río Tirón, dann den Río Palomar. Tosantos wirkte verfallen schmutzig, verschlafen und war abgeschlossen. Auf der anderen Talseite konnte ich die 'Ermita de la Virgen de la Peña' ausmachen, mit in den Fels gehauenen Höhlen (Foto). Der alte Pilgerbrunnen in Villambista wurde von einem sehr müden, alten Hund "bewacht", der sich für die vorbei ziehenden Pilger nur mit einem geöffneten Auge interessierte.
In Espinosa del Camino hielt ich, um mich in der Bar 'La Cantina' bei einen 'café solo' aufzuwärmen.
Von diesem hoch gelegenen Ort hatte man auch einen schönen Rundblick.
Etwas weiter unterhalb kam ich an der einzig verbliebenen Ruine im Feld der ehemaligen Abtei 'San Felices de Oca' vorbei (siehe Foto). Sie war im X. Jahrhundert mozarabisches Kloster.
In Villafranca checkte ich um die Mittagszeit in dem dortigen ***Hotel "San Anton Abad" ein; im Luxus-Schlafsaal ohne Stockbetten. Durch den Torbogen des Eingangs sind schon im Mittelalter die Pilger in die Herberge /das Hospiz gegangen. Als der Hotelangestellte mir meinen Rucksack in den Schlafraum tragen wollte, zuckte er beim Anheben kurz zusammen: "What the hell do you carry in your bag? - Stones?"
Dieser Ort war früher schon Sammelstelle für Pilger gewesen, die alleine nicht durch die berüchtigten Oca-Berge gehen wollten. In der größeren Gruppe fühlte man sich vor wilden Tieren und insbesonder marodierenden Banden dann sicherer.
Zur Feier des heutigen Tages gab es zur Kaffeezeit Kuchen und 'ne spanische Spezialität (siehe Foto) und dazu schien sogar die Sonne, an windgeschützter Stelle sogar wärmend.
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