Ich bin dann ´mal da

oder - frei nach Goethe -

„Nur wo man hingelaufen ist, ist man auch wirklich da gewesen!“

Sonntag, 19. Mai 2013

Tag 99 - 19.05.2013

Población de Campos => Carrión de los Condes - 19 km - 2273 km
Sonntag; ich ließ es gemütlich angehen! Nach einem ausgiebigen Frühstück und das vorhergesagte Ende des Regens abwartend machte ich mich bei trockenem aber kaltem Wetter um 9:20 Uhr auf den Weg.
Ich wählte nicht die Alternativrouten, die ruhig entweder durch die Felder oder am Río Ucieza entlang führten. Beide waren mit Sicherheit auf Grund des Regens Schlammwege. Ich ging heute den Weg, den fast jeder Pilger nahm und der führte kilometerlang parallel der Landstrasse.
Relativ schnell (im Vergleich zu manch anderen) war ich in Revenga. Ich wollte die Kirche 'San Lorenzo' besichtigen, fand sie sogar offen, trat ein und kam gerade pünktlich zum Sonntagsgottesdienst. Nur eine weitere Pilgerin war noch da (obwohl sie draußen zu Dutzenden vorbei zogen), sonst eine Hand voll ältere Männer in den hinteren Reihen, etwas mehr ältere Damen in den vorderen Bänken. So schnell, wie der Gottesdienst begonnen hatte, so schnell war er auch wieder fertig (der Pfarrer musste in den Nachbarort, dort war Gottesdienst um 11 Uhr). Ich hatte gehofft, den angestahlten, vergoldeten, mit polychromen Bildern versehenen Altarraum nach dem Gottesdienst fotografieren zu können, doch mit dem Schlusssegen verschwand nicht nur der Pfarrer in der Sakristei, sondern auch die Küsterin. Sie schaltete sogleich die Beleuchtung aus, kam keine 20 Sekunden später mit dem Pfarrer aus der Sakristei und deutete mir mit einer Handbewegung und den Worten: "venga, venga!" an, das ich meinen Foto erst gar nicht auf die sich nun geänderten Lichtverhältnisse einstellen bzw. in Position bringen bräuchte, sondern mich lieber zur Tür begeben, da sie die Kirche abschliessen wolle.
Kaiser Karl V. soll 1517 in diese Ort genächtigt haben. Ob man mit ihm auch so umgegangen ist / wäre? Sicherlich nicht, aber ich bin ja nur Pilger.
In diesem Ort steht auch nahe der Kirche ein "Bronze-Jaco", eine im hl. Jakobsjahr 2004 aufgestellte Jakobsstatue.
Im nächsten Ort am Weg ist die Kirche 'San Martín' verschlossen. Sie wird mit Reliquien
des Hl. Martin von Tours in Verbindung gebracht. Doch alles, was von dem Ort (verwarlost, verfallen) noch übrig ist, ist eine ebensolche Herberge mit Disko-Bar. Da sie aber den vorbei ziehenden Pilgerscharen warme und kühle Getränke und eine Toilettenbenutzung anbietet, ist sie DER Anlaufpunkt.
Nach weiteren gut vier km und nun wärmendem Sonnenschein (ich konnte sogar meine Wintermütze gegen den verknitterten Hut wieder tauschen) führt der Pilgerweg offiziell an 'Villalcázar de Sirga' vorbei; ich jedoch biege in diesen Ort, nicht nur, um in einer hoffentlich vorhandenen und offenen Bar etwas gegen meinen Flüssigkeitsverlust zu unternehmen, sondern, um mir auch die Kirche 'Santa María la Blanca' anzusehen, die Ende des 12. Jahrh. erbaut wurde. Der Ort selbst war 1069 schon eine Pilgerstation und bis 1312 im Besitz des Templer-Ordens.
Auch in diesem Ort gibt es einen "Bronze-Jaco", der mich sogar einlud, ich solle ruhig neben ihm Platz nehmen.  :-)
Das Gelände stieg auf den nächsten drei Kilometer noch einmal leicht an. Hier sah ich all die Pilger wieder, die nicht im Gottesdienst waren bzw. nicht den Abstecher nach Villalcázar genommen hatten.
'Carrrión de los Condes': in dieser Stadt wurden früher Synoden und Reichstage abgehalten, doch von diesen Glanztagen ist heute nichts mehr übrig geblieben. Es gibt weiterhin einige Kirchen, historische Bauten und sogar kirchliche Herbergen, doch lebt dieser Ort vom Pilgertourismus. Wahl-Werbeplakaten gleich wird schon am Ortseingang darauf hingewiesen, welches Restaurant für welchen Preis ein Pilgermenue anbietet, junge Männer verteilen kleine farbige Zettel mit dem Hinweis, welche Pension / welches Hotel sich wo befindet und was der Pilger dort für seinen 'Pilger-Sonderpreis' alles erwarten kann.
Enttäuscht bin ich ein wenig von dem Südportal der 'Santiago-Kiche'. Es zeigt Christus mit Evangeliumssymbolen und 24 Handwerker; leider hat der Zahn der Zeit an den Steinfiguren schon sehr stark genagt!

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