Ich bin dann ´mal da

oder - frei nach Goethe -

„Nur wo man hingelaufen ist, ist man auch wirklich da gewesen!“

Freitag, 17. Mai 2013

Tag 97 - 17.05.2013

Castrojeriz - Itero de la Vega - 12 km - 2235 km
Ja, ja ich weis, wenn ich in dem Tempo meine Tagesetappen gestalte, ...
Aber, ich ließ erst einmal alle ab 6 Uhr in den hernieder prasselnden Regen laufen. Gegen 8 Uhr wurden die Wolken heller, und etwa zwanzig Minuten später hörte es auf zu regnen. So lange drückte ich mich in der Herberge herum, denn außer den Bars des Ortes war sonst alles verschlossen. Ich wollte sie alle vor mir haben, die "Rennpilger". Doch ich traute meinen Augen nicht. Da kamen schon wieder die angespurtet, die etwa 15 km vorher geschlafen hatten. Nass, verdreckt, aber  mutig voranschreitend.
Also: zurück in die Herberge und Tür zu oder einreihen, in den "Lemmingtrail". Ich tat schweren Herzens Letzteres.
Dabei kam mir der Gedanke:"Mein Gott, Jakob - hast Du Dir das so vorgestellt?"
So oder so ähnlich hat sich auch schon einmal R. Böck in seinem Buch geäußert, doch die Realität ist schlimmer, viel extremer!
Vor einem und hinter einem ein lautes, meist südländisch laut-verdrahtetes Stimmenwirrwarr, ab und zu ein Rufen (wenn überhaupt, kein Klingeln) der Neopren-Radfahrer und von den ab und zu vorbei fahrenden Quads (mindestens zu zweit, meist zu pviert) ganz zu schweigen.
Ich ziehe also in diesem Trail mit, verlasse Castrojeriz, kann mir die Kirche 'San Juan', von Templern erbaut, leider nur von außen ansehen, ehe der Weg über einen Art Brückenpfad steil nach oben auf den Mostelares-Berg führt. Von oben hat man einen traumhaften Rückblick auf Castrojeriz. Nach dem Überqueren des 'Tafelberges' geht es zum Glück auf einer Betonpiste 18% steil nach unten. Dort erwartet die Pilger dann wieder ein durch den Regen aufgeweichter, matschiger Weg, dem es fast 8 km zu folgen gilt - oft einer hinter dem anderen. [Diejenigen, die im Himalaya bei den Sherpas geübt haben, fühlen sich hier heimisch.]
An der 'Fuente del Piojo' wird von allen Rast eingelegt. Von dem ehemaligen Hospiz und der Entlausungsstation ist nichts mehr übrig geblieben, dafür verkauft hier jetzt ein "fahrender Händler" Getränke und Obst.
Der nächste Halt ist im 'Refugio Hospital San Nicolás', ehe man eine alte, romanische Brücke überquert und damit auch von der Provinz Burgos in die von Palencia wechselt.
Trocken erreichte ich Itero. Hier hatte ich ein Privatquartier als Übernachtungsdomizil ausgesucht; 2-Bettzimmer war angegeben. Die Realität sah wiederum anders aus. 2 Stockbetten (= 4 Bettzimmer), mit zunehmendem Nachmittag wurden die Stühle noch zwischen den Betten herausgetragen, die Betten zusammen geschoben und weitere Matratzen in dem Raum postiert. So wurde aus dem 2-Bett-Zimmer eine 6 Mann- / 4 Frauen-Bude!
In den anderen 5 Räumen des Hauses sah es genau so aus! Und: für so viele Leute zwei Toiletten und zwei Duschen.
Was noch hinzu kommt ist, dass viele Pilger mittlerweile Tage voraus vorbuchen und dann nicht kommen. Man müsste in diesem Fall hoffend bis 16 Uhr warten, ehe die Zimmer bzw. Betten neu vergeben werden.
Ehrlich Jakob, ich zumindest hab' es mir anders vorgestellt!

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