Ich bin dann ´mal da

oder - frei nach Goethe -

„Nur wo man hingelaufen ist, ist man auch wirklich da gewesen!“

Sonntag, 5. Mai 2013

Tag 85 - 05.05.2013

Los Arcos - Torres del Río - 9 km 2052 km
Sonntag - Ruhetag (fast)
Ich hatte ihn offenbar überhört, den Befehl: "Kompanie aaaaaufsteh'n"; denn schlagartig um 06:00 !!! zippten die Reisverschlüsse der Schlafsäcke meiner 15 'Mitschläfer', schlurfte Mann/Frau in Flippflops zur Morgentoilette. Mein "Obendrüber" im Stockbett hatte es so eilig, dass er beim Ab- bzw. Aussteigen aus seinem Bett fast heraus gefallen wäre. Er konnte sich gerade noch am Ende des seitlichen Bettgestells festhalten, was aber dazu führte, dass das gesamte Bett (mit mir) in seitliche Schräglage geriet. Da ich mich so unverhofft und immer noch im Halbschlaf nirgends schnell irgendwo festhalten konnte, fand meine Nachtruhe ihr Ende - zusammengerollt im Schlafack - vor seinen Füßen.    :-(
Jetzt zippte auch ich - nicht etwa um aufzustehen, sondern nur, um mich aus dieser Lage zu befreien und wieder meine "Schlafposition" einzunehmen.
Aus dieser unteren Etage beäugte ich das Treiben fast eine Stunde; so lange wurde benötigt, sich zu waschen, die wenigen Habseligkeiten zu verstauen, um endlich einen Stock tiefer zum Frühstück zu verschwinden.
Habseligkeiten: Gestern abend hatte eine Pilgerin den Versuch gestartet, ihr Gepäck per 'Jakotrans' nach Logroño vorzuschicken, bei gleichzeitiger Herbergsreservierung. Es klappte für 7€ und fand folglich jede Menge Nachahmer. Als sich die ersten gar für eine Busverbindung  für die anstehenden 29 km interessierten, stand man anschließend vor dem ausgehängten Busfahrplan Schlange.
Jetzt beschloss man (da ja morgen Sonntag und es nur wenige Busverbindungen gab), um 08:50 Uhr mit dem Bus zu fahren - aber oh weh, man hatte ja schon das Gepäck in Auftrag gegeben. Macht nichts, nur nicht laufen müssen, es soll warm werden und - HaPe ist hier auch Bus gefahren; die Vorstadt soll "schrecklich" sein.
Und dafür steht man um 6 Uhr auf ?
Ich wurde von dem "Räumkommando" der Herberge förmlich hinaus gefegt. Als ich an der Bushaltestelle vorbei komme, stehen/sitzen schon einige da. Ja, zwei cremen sich sogar kräftig mit Sonnenöl ein, obwohl sie dann anschließend die ganze Zeit im Bus verbringen werden.
Ich nehme mir Zeit auf meinem Weg. Ich werde heute zum "Blümchenpilger" (der bleibt bei jeder Blume am Wegesrand stehen). Für die gut 9 km benötigte ich fast 3 Stunden. Es gab aber auch einiges, was auf mein Interesse stieß. Kaum war ich aus Los Arcos draußen, konnte ich das nächste Etappenziel, Sansol, in etwa 7 km sehen.Und dann die zwei Rastplätze am Wegesrand. Sie luden gerade zum Verweilen ein. An einem war das Gras frisch gemäht, es roch herrlich nach Heu. Die Lerchen trällerten, Schmetterlinge gaben sich ihr Stelldichein, Käfer krabbelten durch einen "Urwald" von frischem Gras, ... - und dann die Rundumsicht.
Und auch auf dem Weg keine/r mehr vor mir! Ich genieße die Sonntags-Stille.
In Sansol komme ich zuerst an einem leider ziemlich heruntergekommenem Haus von 1702 mit einigen erhabenen Wappenmotiven vorbei. Vor der Kirche sitzen gleich zwei Pilger und verpflastern sich gegenseitig die Füße. Andere stehen daneben und geben gute Ratschläge. Gerade, als ich durch die geöffnete Kirchentür eintreten möchte, kommt von innen eine Spanierin, drängt mit rückwärts schiebend mit ihrer Hand an meiner Brust wieder hinaus. Sie müsse jetzt nach Hause, kochen, schließlich ist heute Sonntag und die Familie will etwas zu essen haben. - Sie war die Küsterin und schloss die Kirche einfach zu!
So mußte ich mich mit einem Blick auf das gegenüber liegende 'Torres del Rio' begnügen, in das ich nun zuerst hinab und dann wieder hinaufsteigen mußte. Hier wollte ich Quartier machen, im 'Casa Marí'. Zuvor besuchte ich jedoch noch die 'Kirche des Heiligen Grabes'. Es handelt sich um eine Kirche mit achteckigem Grundriss aus 1192. Mauren hatten im christlichen Auftrag ihr Können und Wissen unter Beweis gestellt.
Nach einer so kurzen Etappe war ich dann auch der erste in der privat geführten Herberge. Die Chefin persönlich gewährte mir Einlass. Schon nach kurzer Zeit saß ich auf der Terasse und genoss für 3 Stunden die Ruhe, ehe weitere Pilger die Zimmer füllten.

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