Ich bin dann ´mal da

oder - frei nach Goethe -

„Nur wo man hingelaufen ist, ist man auch wirklich da gewesen!“

Dienstag, 7. Mai 2013

Tag 87 - 07.05.2013

Logroño - Navarrete - 13 km - 2087 km
Die Nacht über hatte es gereget; so war es am Morgen sehr schwül. Ich startete gegen 09 Uhr - in der "Morgen-rush-hour" der Stadt. Alles strömte in die Stadt - und kurioserweise aber auch aus ihr heraus. Diejenigen, die ins Zentrum hetzten, waren die "well-dressden", die, die in meine Richtung joggten, gingen, liefen, sich dabei laut unterhielten oder Walkmann ohne Ohrhörer hörten waren die Sportlichen; hinzu kamen noch die Mountainbiker, "Hundeausführer" und natürlich die Pilger, zu Fuß oder per Rad. Allen gemeinsam war erst einmal der 'Parque de San Miguel'. Für einige war diese schöne Grünanlage Wendepunkt. Sie drehten im schweissnassen Hemd schon um. Die anderen wollten weiter zum Stausee 'de la Grajera', einem Naherholungsgebiet für Jung und alt.
Ich war ja gerade erst gestartet, gut 6 km gegangen, da war es für einen ersten "Boxenstopp" noch zu früh, obwohl das Seerestaurant mit Terasse und Blick auf die unterschiedlichsten Wasservögel dazu eingeladen hätte. Da aber jede/jeder hier auf die Toilette ging, war mir dieser Trubel zu viel und so ging ich gemächlich weiter. Ich muss mich nämlich nicht so sehr beeilen, denn ich darf erst am Sonntag in Burgos sein. Da bekomme ich Besuch und dem will ich ja nicht weglaufen!
Es ging leicht durch die Weinberge hoch. Von hier oben hatte ich noch einmal einen guten Blick zurück auf den Stausee und Logroño.
Am Zaun zur Autobahn haben Pilger Kreuze in den Maschendraht geflochten. Auch grüßt erstmals ein überdimendionierter schwarzer Stier, Symbol der Fa. Sandemann (Sherry und Portwein). Kurz vor meinem heutigen Etappenziel Navarrete passierte ich die übrig gebliebenen Grundmauern eines ehemaligen Pilgerhospizes. Einige Steine davon soll man verbaut im Friedhof nach dem Ort wiederfinden ( werde morgen danach suchen).
Das Weingut 'Don Jacobo' macht natürlich für sich Werbung und gibt ebenso die Distanz nach Santiago mit noch 576 km an.
Die von mir preferierte Herberge ist voll, obwohl noch kein Mensch da ist; nur deren Rucksäcke, vorgebucht von "Leichtpilgern". So gehe ich zur kommunalen Herberge. Da diese erst in einer Stunde öffnet, ist mein Rucksack, den ich in die 'Warteschlange' stelle, an dritter Stelle. Gleich nebenan hat eine Bar geöffnet, so dass ich mein Gepäck im Auge behalten und gleichzeitig etwas gegen meinen Flüssigkeitsverlust unternehmen kann.
Später in der Küche der Herberge, die gleichzeitig auch Aufenthaltsraum ist: taiwanesische Pilger kochen zu ihrem Reis Huhn -incl. Innereien; andere machen Spaghetti in Öl mit ganz viel Knoblauch; jeder, der hinein kommt, reißt erst einmal sämtliche Türen und Schubladen auf, um zu sehen, was das ist - und schließt sie scheppernd wieder. Der eine meckert, weil nicht das Gewürz da ist, was er sucht, der andere schimpft, das sein Vorgänge das letzt bisschen Öl verbraucht hat, ...
Wieder ein anderer freut sich, was so alles im Kühlschrank ist - das es andere Pilger bei ihrer Ankunft hinein getan haben, ihm egal! Als einer mitbekommt, dass ihm dieser 'Schnorrpilger' gerade seinen Schinken auf ißt, wird es mir zu laut. Ich verziehe mich nach draußen und bummele durch den kleinen Ort.
Zum Schluß besichtige ich die Kirche 'Asunción', Bauzeit von 1553 -1645. Besonders beeindruckend ist der komplett vergoldete Altarraum mit polychromen Figuren und Bildszenen, der allerdings in der düsteren Kirche erst dann in vollem Glanz erstrahlt, wenn der Pilger eine €päische Münze einwirft.

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