Ich bin dann ´mal da

oder - frei nach Goethe -

„Nur wo man hingelaufen ist, ist man auch wirklich da gewesen!“

Freitag, 3. Mai 2013

Tag 83 - 03.05.2013

Puente la Reina - Estella - 24 km - 2021 km
Um 5:20 war es mit der Nachtruhe vorbei. Einzelne drängte es auf die Toilette - mit auf "Fernlicht" eingeschalterer Stirnlampe. Da man ja neugierig, wer da so alles schläft, wird man gleichzeitig mit der wandernden Blickrichtung VOLL von dem Xenon-Lichtstrahl getroffen. Andere folgen ihrer inneren Uhr und gehen zur Morgenwäsche; sie haben dabei so ganz nebenbei vergessen, dass sie ja ihren Handywecker auf 05:30 gestellt haben. Folge: es ist "Weckzeit", doch die zu Weckenden sind gar nicht da! Und so klingelten plötzlich in jeder Ecke des gut 60 Personen fassenden Schlafsaales die unterschiedlichsten Melodien.
Diejenigen, die davon "aufwachten", fragten gleich den / die Gegenüber, ob man nicht auch aufstehen wolle - und im nu waren lauter 'Einäugige' unterwegs.
Schon eine halbe Stunde später verließen die ersten die Herberge, mit Stirnlampe.
Um Viertel vor Sieben verließ ich meinen warmen Schlafsack. - Ich muß gestehen, ich war nach einem ausgiebigen Frühstück dann mit einer der letzten, die dem Reinigungspersonal das Feld räumten.
Von den anderen Herbergen und Unterkünften der Stadt drängten die Pilger über die Brücke, westwärts. Wie eine wild gewordene Herde versuchte man sich eine Position im Pilgerfeld zu erkämpfen. Ganz klar im Vorteil waren diejenigen, die wie Picadores mit Wanderstöcken unterwegs waren.
Ich kam von einer Herberge etwas oberhalb und konnte diesen "Positionskämpfen" in aller Ruhe zuschauen. Ich ließ sie laufen und wartete, denn so früh wie heute war ich noch auf dem Weg. Auch stellte ich mir vor, daß dieses Treiben ja schon mindest eine Stunde oder länger andauerte. Es nützt also nichts, sich einzureihen und schnell zu laufen. Es wird immer irgendwelche geben, die vor einem sind.
In eine etwas größere Lücke "passte" ich dann und so zog ich den Lemmingen gleich Richtung Meer.
Etwa 2,5 km hinter der Stadt ging es etwas steiler hoch - und schon kam es zum Pilgerstau. Denenigen, denen die Puste ausgegangen war, blieben mitten im Weg stehen; am besten noch aufgestützt auf weit abstehenden Teleskopstöcken. Ein Durch- bzw. Vorbeikommen unmöglich. Aber hier trennte sich schon das Pilgerfeld in langsamere und schnellere.
Die ganz schnellen traf ich dann abgekämpft vor der Bar in Mañeru.
Einige brauchten schon ihr erstes Bier, andere frühstückten hier erst! Und dann die Extrembummler. Sie blieben auf einem schmalen Pfad plötzlich stehen, um eine Sache lautstark auszudiskutieren.  Darüber beschwerten sich sogar die 'Rucksacklosen', denn sie wollten zumindest weiter in die Herberge, in der hoffentlich ihr Gepäck und das für sie reservierte Bett auf sie schon wartete.
Ich glaube, mit Fotos "untermalt", könnte es DAS Jakobswegbuch werden.
Ein anderes Thema - für`s Buch. Ich konnte bisher auf meiner Wanderschaft ja nahezu überall stehen bleiben, wenn sich der Morgenkaffee oder das Bier meldeten. Doch auf diesem Wegabschnitt gilt: auch wenn du alleine läufst, bist du NIE allein!!!
In Cirauque machte ich kurz Halt, genoß die Aussicht und sah mir das romanisch erhaltene Kirchenportal an. Kurz danach galt es schon wieder eine romanische Brücke zu überqueren, auch wenn  die Hälfte davon neueren Datums ist. Kurz vor Lorca hatten die Römer noch eine Brücke erbaut, über den Bach, der so salzhaltig gewesen sein soll, daß Pferde, die von dem Wasser tranken, gestorben sind. In Lorca gibt es noch viele Adelshäuser mit alten Wappen.
Danach führte der Weg einige Kilometer entlang der Autobahn, unter ihr hindurch und nach Villatuerta. Die Pfarrkirche 'Maria Verkündigung' lag früher schon auf der Pilgerroute, doch zumindest heute gingen die meisten Pilger an ihr vorbei. Auch in dieser Stadt haben die Römer eine Brücke hinterlassen.
Nach weitern 5 km hatte ich mein heutiges Tagesziel erreicht. Estella. Dieser Ort wurde schon 1090  zur Stadt am Jakobsweg erhoben. Entsprechend vieles kann auch heute noch besichtigt werden.
Ein Bett  für 6€ habe ich in der 'Albergue municipal' gefunden. Hier passen zwar 100 Pilger hinein, doch die Schlafsäle sind 'angenehm' klein!

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